Debatte um Kopfsteinpflaster:Pittoresk, aber leider nicht alltagstauglich

Debatte um Kopfsteinpflaster: Jede Menge Kopfsteinpflaster Am Rätschenbach in den Altstadtgassen.

Jede Menge Kopfsteinpflaster Am Rätschenbach in den Altstadtgassen.

(Foto: Renate Schmidt)

Der Kopfsteinbelag in der Erdinger Innenstadt sorgt seit Jahren für Probleme. Die CSU-Fraktion will mit einem neuen Antrag vier besonders kritische Stellen beseitigen lassen. Ob es diesmal gelingt?

Von Regina Bluhme, Erding

Das Kopfsteinpflaster in der Erdinger Altstadt bereitet Menschen mit Gehbehinderungen Probleme und auch gesunde Passanten bringen die großen Steine mitunter ins Straucheln. Dass sich hier etwas ändern muss, da ist sich der Stadtrat einig. Seit 2019 liegt ein Konzept zur barrierefreien Umgestaltung vor. Doch noch immer gibt es genügend Stolperfallen in den Gassen. Nun nimmt die CSU-Fraktion einen neuen Anlauf. Sie beantragt einen inklusionsgerechten Umbau an vier besonders kritischen Stellen.

Eine vierköpfige Arbeitsgruppe der CSU-Fraktion befasst sich laut dem Fraktionsvorsitzenden Burkhard Köppen seit Monaten mit dem Thema. Jetzt liege "ein erster Aufschlag" für vier neuralgische Stellen vor, wie es in einer Pressemitteilung heißt. In folgenden Bereichen soll das Kopfsteinpflaster weg: Am Rätschenbach, im Übergang Aeferleinweg zum Parkplatz Mühlgraben, im Übergang Fehlbach zum alten Landratsamt und im Bereich Grüner Markt. Die großen Kopfsteinpflaster an den neuralgischen Stellen sollen nach dem CSU-Antrag durch glattflächige Gehfurten mit einer Breite von circa 1,20 bis 1,50 Metern ersetzt werden.

Debatte um Kopfsteinpflaster: Auch am Übergang Mühlgraben Aeferlein-Weg lauern jede Menge Stolperstellen.

Auch am Übergang Mühlgraben Aeferlein-Weg lauern jede Menge Stolperstellen.

(Foto: Renate Schmidt)
Debatte um Kopfsteinpflaster: Den Übergang Fehlbach zum Alten Landratsamt sieht die CSU-Fraktion ebenfalls kritisch.

Den Übergang Fehlbach zum Alten Landratsamt sieht die CSU-Fraktion ebenfalls kritisch.

(Foto: Renate Schmidt)
Debatte um Kopfsteinpflaster: Auch im Bereich Grüner Markt kann man ins Straucheln kommen.

Auch im Bereich Grüner Markt kann man ins Straucheln kommen.

(Foto: Renate Schmidt)

Ziel sei, noch in diesem Jahr Untersuchungen zu beauftragen, damit 2023 und 2024 der Umbau erfolgen könne. Die Sache wird nicht billig, "das ist uns bewusst", so Burkhard Köppen, auch und gerade wegen der "schwierigen Thematik der Finanzierung und Umsetzung". Trotz der angespannten Haushaltslage sollte aber dennoch die Finanzierbarkeit des Haushaltspostens geprüft werden, damit etwas vorangehe.

Immer wieder erreichen Stadtverwaltung und Stadträte Beschwerden über das Kopfsteinpflaster in der Erdinger Altstadt. Menschen, die auf den Rollstuhl, Rollator oder Krücken angewiesen sind, tun sich schwer, ebenso Passanten mit Kinderwägen, Radfahrer und Radfahrerinnen, und ausgerechnet vor dem Haus der Begegnung Am Rätschenbach, in dem viel Programm für Senioren und Seniorinnen läuft, liegt Kopfsteinpflaster dicht an dicht. Mit ihrem Antrag wolle die CSU insbesondere Menschen mit körperlichen Einschränkungen die Teilnahme am öffentlichen Leben in der Innenstadt erleichtern, so Köppen.

Ein Bewusstseinswandel hat eingesetzt

Das Kopfsteinpflaster ist in den 1980er/90er Jahren für viel Geld angebracht worden "als besonders denkmalschutzwürdiger Straßenbelag" einer historischen Altstadt - durchaus pittoresk, aber leider nicht alltagstauglich. Dies sei aber damals als "städtebaulich und denkmalschutzwürdig zwingend erforderlich erachtet worden", erklärt Köppen. In den vergangenen 30 Jahren habe jedoch ein Bewusstseinswandel eingesetzt, sowohl gesellschaftlich als auch in dem Verständnis "von Bürgernähe und Städtebauaspekten". Die Arbeitsgruppe von Köppen, Günther Adelsberger, Walter Rauscher und Stefanie Winkler sei sich daher "des Zuspruchs der Bevölkerung, insbesondere auch der betroffenen Bewohner der Altstadt gewiss". Einen Bewusstseinswandel gebe es aber auch beim Denkmalschutz, so dass die Sorgen, Zuschüsse aus der Altstadtsanierung beim Austausch des Belags zurückzahlen zu müssen, inzwischen kleiner geworden sind.

Ob und wann Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) den Antrag der Arbeitsgruppe auf die Tagesordnung des Stadtrats setzt, steht noch nicht fest. Helga Stieglmeier (Grüne), Referentin für Inklusion im Stadtrat, begrüßt den Vorstoß der CSU - und wundert sich ein wenig. Die Grünen-Fraktion habe bereits 2018 einen ganz ähnlichen Antrag gestellt. Darin forderte Helga Stieglmeier mit Herbert Maier und Günther Kuhn Maßnahmen für eine barrierefreie Innenstadt, indem die Großkopfplaster in der Innenstadt durch "plane Rand- und Querungsstreifen" ersetzt werden. Der Grünen-Antrag sei damals nicht auf die Tagesordnung des Stadtrats gesetzt worden, bedauert Stieglmeier. Sollte es der CSU-Antrag jetzt ins Plenum schaffen, würde sie das begrüßen und auch gerne dafür stimmen.

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