Im Wasserschloss Taufkirchen:Heilsame Kunst

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Beim Konzert am Sonntag spielt das Duo "Folkadu" erst für Patientinnen der psychiatrischen Klinik und gibt anschließend ein öffentliches Konzert.

Von Florian Tempel, Taufkirchen

Der Geiger und Dirigent Yehudi Menuhin (1916 - 1999) war zurecht davon überzeugt, das Musik heilen und trösten kann. Überall und jederzeit. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unternahm der damals 29-Jährige zusammen mit dem drei Jahre älteren britischen Komponisten Benjamin Britten eine außergewöhnliche Reise. Sie fuhren nach Deutschland, um im Duo für Soldaten der Alliierten, aber auch für Überlebende aus Konzentrationslager Konzerte zu geben. Unter anderem spielten Menuhin und Britten im Juli 1945 für Shoa-Überlebende, die nur wenige Wochen zuvor noch im KZ Bergen-Belsen gefangen waren.

"Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude" - dieser durch eigene Erfahrung bestätigte Gedanke Menuhins liegt der von ihm 1977 in Großbritannien gegründeten Organisation Live Music Now zugrunde. Die Stiftung, die seit 1992 auch in Deutschland aktiv ist, bringt seitdem junge Künstler, die am Beginn ihrer Karriere stehen, mit Menschen zusammen, die aufgrund ihrer Lebensumstände nicht in ein normales Konzert gehen können. Der Münchner Verein von Live Music Now organisieren kostenlose Konzerte in Krankenhäusern, Altenheimen, Waisenhäusern, Strafanstalten, Flüchtlingsheimen oder Hospizen. Seit zwei Jahrzehnten gehört auch die psychiatrische Klinik in Taufkirchen zu den regelmäßigen Spielorten. In Kooperation mit dem Verein Sovie werden die Auftritte organisiert. Zweimal im Jahr kommen auf dieses Weise nicht nur die Freunde klassischer Musik im Wasserschloss in den Genuss erstklassiger Klassikkonzerte, sondern auch Patienten des Klinikums oder - seit diesem Jahr - die Bewohner des Seniorenzentrums in Taufkirchen. Und die Musiker machen Erfahrungen, die ihnen neue Dimensionen ihres Berufs erschließen.

An diesem Sonntag, 23. September, ist das Duo Folkadu in Taufkirchen zu Gast. Seit vergangenem Jahr sind Yael Gat und Simon Japha im Förderprogramm der Yehudi Menuhin Live Music Now-Stiftung. Die Trompeterin und Sängerin Yael Gat wurde in Haifa geboren. Sie begann ihre musikalische Ausbildung mit elf Jahren an einem israelischen Jugendkonservatorium. Während ihres Militärdiensts spielte sie zwei Jahre im Orchester der Armee die erste Trompete. Danach studierte sie Musik, unter anderem in München. Ihr Duo-Partner Simon Japha ist in Spanien geboren und in der Nähe von München aufgewachsen. Er lernte früh Akkordeon und Schlagzeug. Er studierte an der Hochschule für Musik und Theater München, im Hauptfach Jazz-Schlagzeug. Als Folkadu haben sich Yael Gat und Simon Japha der Musik Israels verschrieben. Mit Gesang, Trompete, Akkordeon und Percussion bringen sie traditionelle und moderne Kompositionen in einer charmanter Kleinbesetzung auf die Bühne.

Bodo Gsedl, der Vorsitzende des Vereins Sovie, ist wie immer, wenn die Live Music Now-Konzerte bevorstehen, voller Vorfreude. Dass Folkadu israelische Musik spielt, ist Gsedl in diesen Tagen, da Antisemitismus und Rassismus wieder ungeniert Konjunktur haben, als heilsames Gegenmittel eine besondere Freude: "Ich finde das auch ganz gut, dass wir auf diese Weise ein Zeichen setzen können." Folkadu wird um 14 Uhr zunächst in der geschlossenen Frauenforensik der Taufkirchener Klinik ein Konzert für Patientinnen geben. Um 15.30 Uhr folgt der öffentliche Auftritt im Wasserschloss. Der Eintritt ist frei, Spenden werden sehr gerne genommen. Sitzplätze lassen sich per E-Mail unter info@sovie-ev.de reservieren.

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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