Konversion:Die Zeit drängt

Konversion: Den Starfighter will OB Max Gotz gerne in Erding halten. Er soll dem dann 2021 aufgelösten Fliegerhorst als Denkmal an den Standort dienen.

Den Starfighter will OB Max Gotz gerne in Erding halten. Er soll dem dann 2021 aufgelösten Fliegerhorst als Denkmal an den Standort dienen.

(Foto: Wil/oh)

OB Gotz drängt auf eine Änderung des Gesetzes zur Umwandlung von ehemaligen Bundeswehrflächen für zivile Zwecke. Denn der Kauf der 350 Hektar auf Stadtgebiet zum Verkehrswert ist unmöglich

Von Gerhard Wilhelm, Erding

2021 wird für die Stadt ein sehr wichtiges Jahr in seiner Geschichte werden. In zwei Jahren zieht die Bundeswehr vom Fliegerhorst ab und eine 400 Hektar große Fläche - 350 auf Erdinger und 50 auf Bockhorner Grund - wird frei. Die Stadt hat dafür große Pläne, dort soll ein neuer Stadtteil mit neuem S-Bahnhof im Zuge des Ringschlusses zum Flughafen entstehen. Doch bis heute ist nicht geklärt, wann und zu welchen Konditionen die Stadt das Gelände erhalten kann. "Die Zeit drängt seit sieben Jahren, seit dem Beschluss, den Standort aufzugeben. Und es zieht sich wie ein roter Faden bei den Eigentumsübertragungen aus Bundesliegenschaften, dass diese eine unwahrscheinlich lange, grausame Zeitspanne haben, während dies bei Liegenschaften aus US-Soldatenunterkünften innerhalb weniger Wochen über die Bühne geht", sagt Oberbürgermeister Max Gotz.

Das größte Problem ist die derzeitige Gesetzeslage. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) darf nur zum aktuellen Verkehrswert verkaufen, bei den Preisen für Grundstücke im Münchner Raum ist dies für Erding aber nicht zu leisten. "Die Forderung, dass der Bund den Gemeinden die Liegenschaften einfach überträgt und mit Nachbesserungsklauseln seinen Anteil auch haben soll, wurde leider nicht zu 100 Prozent im Koalitionsvertrag mit aufgenommen", sagte Gotz. Aber es gab eine angedeutete Verbesserung für die Kommunen." Jetzt gehe es darum, in Berlin weitere Verhandlungen aufzunehmen, weil es allen Kommunen mit Konversionsflächen gleich gehe: Kommunen im Umfeld von Großräumen - allein 14 Gemeinden im Münchner Raum - seien einem großen Wohnungsdruck ausgesetzt, aber auf der anderen Seite sei der Kauf zum Verkehrswert nicht möglich. "Da kann man gleich sagen: Ihr bekommt nichts."

Bezahlen könnte dies höchstens ein großer Wohnungsbaukonzern, aber die wolle man nicht. "Ich will keinen entstellten Stadtteil dort. Wir wollen unsere städtebaulichen Ziele verwirklichen. Mit Geduld und langem Atem. Es muss eine langsame Entwicklung sein, damit wir die Leute mitnehmen können. Im Grunde entsteht ein ganz neuer Stadtteil, wo man Vereine braucht, eine soziale Infrastruktur, so wie man sie auch bisher in jedem Ortsteil hat."

Den Bima-Mitarbeitern macht OB Gotz aber keinen Vorwurf. "Sie haben ein Gesetz und einen Auftrag, nach dem sie handeln müssen. Und deshalb müssen wir an der Einsichtigkeit der politischen Gestalter sehr arbeiten." Der größte Unterstützer in der "Kommunalfamilie" in der Region sei Münchens OB Dieter Reiter (SPD). Wenn der in Berlin an einer Türe anklopfe, werde die ihm auch geöffnet.

Die Pläne der Stadt sind enorm. Geplant ist ein neuer Kreuzungs-S-Bahnhof mit Busbahnhof an der Ecke Alte Römer- und Anton-Bruckner-Straße, Wohnbebauung im Anschluss entlang der Rotkreuzstraße aber auch Gewerbeflächen und ein Sondergebiet für aktive Erholung. Erhalten bleiben soll das grüne Band auf dem Gelände, auch in Hinblick auf einer neuen Bewerbung für die Landesgartenschau. 142 Hektar sollen Landschaftsschutzgebiet werden. Erhalten will Gotz den "traumhaft schönen Baumbestand". Anstelle des Offiziersheimes kann sich der OB eine "Art kleine Stadthalle" vorstellen für viele Veranstaltungen, mit Terrasse, auf der ältere Generationen Kaffee trinken könnten, mit einem Vorplatz, der zum Treffpunkt für Familien werden könnte. Erklärtes Ziel von Gotz ist, den Starfighter in Erding zu belassen. "Auch wenn mir die Soldaten immer sagen, das schaffst du nie. Aber beim Ringschluss hat man mir das auch gesagt, und wir haben es auch hingebracht."

Eine Vision hat Gotz zudem: einen "möglichst weitgehend autofreien Stadtteil. Das sehe ich als Wunsch und Herausforderung, eine Art Pilotprojekt. Ein Bereich in der man mit der Zeit geht, da sich das Mobilitätsverhalten ändert." Gotz will deshalb weiter Druck machen: "2021 ist und bleibt mein Ziel".

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