Kommunalwahl in Taufkirchen :Hart umkämpft

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Vier Gemeinderäte wollen in Taufkirchen Amtsnachfolger von Bürgermeister Franz Hofstetter werden. Ein klarer Favorit in der Bürgergunst zeichnet sich noch nicht ab, eine Stichwahl scheint wahrscheinlich

Von Thomas Daller, Taufkirchen

24 Jahre, fast ein Vierteljahrhundert, hat Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) die Geschicke der Gemeinde Taufkirchen gelenkt. Als er im Sommer vergangenen Jahres bekannt gab, er werde mit seinen 64 Jahren nicht noch einmal für eine Amtszeit kandidieren, war es eine Überraschung, dass nicht Christoph Puschmann, der CSU-Ortsverbandsvorsitzende, als potenzieller Nachfolger präsentiert wurde, sondern Stefan Haberl. Puschmann, das wusste man, hatte Ambitionen auf das Amt, er fand jedoch keinen Nachfolger, der seine Zahnarztpraxis übernehmen konnte. Der 36-jährige Haberl brachte ebenfalls gute Voraussetzungen mit: Der gelernte Bankkaufmann ist derzeit Kämmerer in der Gemeinde Fraunberg und hat daher ein Händchen für Gemeindefinanzen. Allerdings ist er erst 2014 in den Gemeinderat gezogen, seine kommunalpolitische Erfahrung erstreckt sich nur über eine Wahlperiode.

Dennoch bringt er viele Eigenschaften mit, die ihm als Bürgermeister nützlich sein können. Er ist Musiker, Trompeter der Kapelle Ledawix und gewohnt, vor vielen Menschen aufzutreten. Der 36-Jährige ist zudem Vater von zwei kleinen Töchtern und hat dadurch auch einen Draht zu den Belangen von jungen Familien. Er ist in Taufkirchen aufgewachsen und gut vernetzt. Er ist Volksfestreferent und stellvertretender Wirtschaftsreferent.

Aber er ist eben auch ein noch junger Gemeinderat, neben dem sich erfahrenere Kollegen Chancen ausrechnen. Drei weitere Gemeinderäte treten gegen ihn an: Manfred Slawny, 57, Ortsvereinsvorsitzender der SPD, Korbinian Empl, 54, Freie Wähler, Landwirt aus Emling und seit zwölf Jahren Gemeinderat sowie Martin Huber, 60, früher Republikaner, heute AfD und seit 30 Jahren Kommunalpolitiker. Er trat bereits 1996 gegen Franz Hofstetter an und holte in der Stichwahl fast 40 Prozent.

Auch wenn Taufkirchen mit dem zweitgrößten Ortsverband im Landkreis eine Hochburg der CSU ist, wird das kein Spaziergang für den Spitzenkandidaten Haberl. Bei vier Kandidaten sieht es derzeit nach einer Stichwahl aus. Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen und eine CSU-Mitgliedschaft ist in Taufkirchen keine Garantie mehr für das Bürgermeisteramt. Hinzu kommt, dass die Bürger der Gemeinde ein ausgeprägtes Interesse an der Kommunalwahl haben. Hofstetter hat das stark gefördert, indem er mit Bürgerbefragungen und Bürgerwerkstätten die Taufkirchner unmittelbar in die politische Willensbildung eingebunden hat. Und viele Wähler sind offenbar noch unentschieden, sie kommen in Scharen zu den Wahlveranstaltungen und vergleichen die Programme der Kandidaten.

Manfred Slawny schafft es ebenfalls, auch die großen Wirtshäuser in der Gemeinde zu füllen. Er ist seit 15 Jahren Gemeinderat, seit zwölf Jahren im Kreistag und seit 1996 SPD-Ortsvereinsvorsitzender. Außerdem ist er Vorsitzender des SC Moosen, der mit rund 1100 Mitgliedern zu den größten Vereinen in Taufkirchen zählt. Bei der Kommunalwahl 2014 erhielt er mehr als 2000 Stimmen, damit war er nach Christoph Puschmann von der CSU derjenige Gemeinderat, der die zweitmeisten Stimmen geholt hat. Bei seinem Wahlkampfauftakt zählte er sozialen Wohnungsbau und Mobilität zu den großen Herausforderungen der Gemeinde.

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(Foto: Thomas Daller)

Stefan Haberl, CSU.

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(Foto: Thomas Daller/oh)

Manfred Slawny, SPD.

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(Foto: Thomas Daller)

Korbinian Empl, FW.

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(Foto: Renate Schmidt)

Martin Huber, AfD.

Korbinian Empl von den Freien Wählern hat ebenfalls seinen Hut in den Ring geworfen. Der Landwirt aus dem Ortsteil Emling ist seit 2008 Gemeinderat und Referent für Landwirtschaft und Umwelt. Insbesondere bei der Planung der Taufkirchener Ortsumfahrung war er im Gemeinderat die Stimme der Anlieger, da sie sozusagen vor seiner Haustüre verlaufen würde. Empl ist in der Landwirtschaft gut vernetzt und kann daher insbesondere auf Stimmen aus den Außenbereichen zählen. Bei seinem Wahlkampfauftritten setzt er sich für Baulandausweisungen für Einheimische ein, er will das Straßennetz sanieren, die medizinische Versorgung im Auge behalten und die Fernwärme ausbauen.

Der vierte Bewerber ist Martin Huber von der AfD. 1989 ist er den Republikanern beigetreten, seit 1990 ist er Gemeinderat in Taufkirchen. Als die Republikaner 2017 pleite waren, weil sie wegen ihrer mickrigen Ergebnisse keine Wahlkampfkostenerstattung mehr bekommen hatten, wechselte er zur AfD. Auf deren Liste kandidierte er 2018 für die Landtagswahl, schaffte aber den Einzug ins Maximilianeum nicht. Huber hat ein stark konservatives Weltbild, sieht sich als Vertreter der "kleinen Leute" und vertritt in der Kommunalpolitik seit Jahrzehnten den Standpunkt, Schulden könnten Kommunen in den Ruin treiben, bei nahezu allem, was nicht Pflichtaufgabe einer Gemeinde sei, müsse man den Rotstift ansetzen.

(Foto: oh)

Man muss allerdings kein notorischer Schwarzseher sein, um dem Schuldenabbau in der kommenden Amtsperiode eine zentrale Rolle zuzugestehen. Denn für den Neubau der Mittelschule mit Mehrzweckhalle muss die Gemeinde knapp 33 Millionen Euro investieren. Es gibt zwar Zuschüsse, aber die Rücklagen sind aufgebraucht. Für den Schulbau hat die Gemeinde im Haushalt in den nächsten Jahren 19,5 Millionen Euro angesetzt und für den Neubau eines Lehrschwimmbeckens weitere vier Millionen Euro. Das sind Summen, die den finanziellen Spielraum des nächsten Bürgermeisters einengen werden.

Angesichts von vier Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters scheint es in Taufkirchen wahrscheinlich, dass es zu einer Stichwahl kommen kann. Stichwahlen finden immer am zweiten Sonntag nach der Kommunalwahl statt. Es wird wohl zweimal spannend in Taufkirchen, am 15. und am 29. März.

CSU: Stefan Haberl, Christoph Puschmann, Thomas Unterreitmaier, Bernhard Sinseder, Anton Rosenberger, Nicole Schmittner, Alois Maier, Anneliese Mayer, Nikolaus Kronseder, Anton Fürmetz, Tobias Karbaumer, Andreas Schäffner, Norbert Hierl, Ingrid Kratzer, Karin Bauer, Katharina Kirmaier, Sosa Balderanou, Elke Friedrich-Heigl, Helmut Lechner, Stefan Rauchbart, Peter Murla, Viktoria Petri, Georg Nöscher, Alfred Scheb. Freie Wähler: Korbinian Empl, Valentin Bitzer, Christian Aigner, Thomas Götzberger, Sebastian Vaas, Heidi Böhm, Holger Müller, Andreas Glasl, Harald Kobeck, Adelheid Hoffmann, Robert Berger, Josef Kalter, Werner Hermannskirchner, Michael Lanzinger, Robert Hargaßer, Florian Hauer, Valentin Bitzer, Wolfgang Reindl, Elisabeth Hermannskirchner, Christina Baumgartner, Johann Dengl, Christine Zeilbeck, Johann Lechner, Klaus Aigner. AfD: Martin Huber, Peter Attenhauser, Haral Vollmer, Josef Mutlitz, Wilhelm Gamper, Anton Kronseder, Hermann Bauer, Manfred Vilgertshofer, Mike Rother, Rudolf Hamburger, Michael Machart, Andreas Losert, Friedrich Eibl, Siegfried Kaczmarek, Manuela Huber, Matthias Huber, Manuela Holzbauer, Matthias Netbayto,Leonie Burghardt, Michael Holzbauer, Gerhard Urban. SPD: Manfred Slawny, Bärbel Leiner, Bernd Friedrich, Patrick Ecker, Klaus-Ulrich Wolter, Sevgi Obermaier, Michael Kirchner, Anita Lechner, Korbinian Wegmann, Sonja Heimerl, Georg Gutt, Sabine Christofori, Reinhard Schatz, Katrin Korber, Thomas Wimmer, Helga Huber, Stefan Christofori, Klaus Michl, Haral Langmeier, Rene Deutsch, Marco Bergmoser, Elmar Lauterborn, Karl-Heinz Deutsch, Richard Huber. Einigkeit Moosen: Kurt Empl, Josef Fanger, Stephan Bachmayer, Johannes Mundigl, Andreas Seidl, Christian Lichtenberger, Fabian Liebl, Petra Levin-Gerland, Rupert Mangstl, Siegfried Stachl, Christoph Mangstl, Lukas Henning, Martin Lechner, Ulrike Schweiger-Empl, Robert Liebl, Roswithe Maurer, Andrea Paulik, Arno Schuster, Michael Galler, Christoph Groll, Martin Lachner, Bernhard Pichlmeier, Markus Ertl, Stephan Prey. Wahlgemeinschaft Gebensbach-Wambach: Michael Lechner, Ludwig Mayer, Peter Nitzl, Christian Kronseder, Markus Stummer, Anton Maier, Angelika Luber, Andreas Gaigl, Veronika Weger, Minika Schuster, Katrin Bergmeier, Andreas Müller, Hans Ellinger, Josef Frank, Thomas Bachmaier, Thomas Schreindorfer, Stefan Haindl, Manuela Schuster, Gerhard Bachmaier, Thomas Lieske-Walker.

© SZ vom 22.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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