Kommunalwahl in Wartenberg:Watschn für die Freien Wähler

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Robert Hegenauer sollte Bürgermeister Manfred Ranft beerben. Doch nur 6,17 Prozent der Wähler stimmten für ihn. Auch seine Partei erlitt massive Verluste. Der große Sieger der Wahl ist die CSU

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Sechs Bürgermeisterkandidaten sind in Markt Wartenberg angetreten, um das Amt des scheidenden bisherigen Bürgermeisters Manfred Ranft von den Freien Wählern zu übernehmen. Wer gewettet hatte, dass es zumindest eine Stichwahl geben wird, der ist deutlich daneben gelegen. Mit satten 58,92 Prozent hat Christian Pröbst die Wahl gewonnen. 1566 Wartenberger wollten den 43-Jährigen künftig an der Spitze der Gemeinde sehen. Zum deutlichen Sieg beigetragen haben mag auch, dass er als Dritter Bürgermeister in Vertretung des erkrankten Ersten Bürgermeisters Ranft für viele schon den Part des "Chefs" im Markt übernommen und in der Öffentlichkeit deutlich signalisiert hatte, dass er unbedingt Bürgermeister werden will. Und dafür hatte er sogar Anfang 2018 einen Teil seiner Firma verkauft. Für ein Statement war Pröbst gestern bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.

Zum Desaster wurde die Kommunalwahl für Robert Hegenauer von den Freien Wähler. Eigentlich sollte er die Nachfolge von Ranft antreten, aber nur 164 Wartenberger sahen ihn in dieser Rolle. Von allen sechs Kandidaten erhielt er mit 6,17 Prozent das zweitschlechteste Ergebnis. Nur Josef Samitz von der FDP erhielt mit 51 Stimmen (1,92 Prozent) weniger. Aber mit Samitz hatte eh niemand ernsthaft als Nachfolger von Ranft gerechnet.

"Wir haben uns schon kurz zusammen gesetzt und können uns das schlechte Ergebnis nicht erklären. Es ist kurz gesagt desaströs. Dass uns die Grünen eine paar Stimmen wegnehmen werden, war uns klar, aber wir haben wirklich alles im Wahlkampf gegeben und jetzt nicht mal im Gemeinderat zu sitzen ist bitter", sagt Hegenauer. Obwohl auf Platz eins der Liste hat er nur 546 Stimmen für den Gemeinderat erhalten und belegt damit nur noch den vierten Listenplatz. Auch der scheidende Bürgermeister Ranft kann zum Ergebnis nur eines sagen: "Es ist mir ein Rätsel."

Für Christian Pröbst war klar: "Ich kann Bürgermeister, und ich will Bürgermeister werden." (Foto: Renate Schmidt)

Obwohl er kein "echter" Wartenberger ist, wie Dominik Rutz freimütig immer sagte, und die geringste Kommunalpolitikerfahrung von allen Kandidaten hat, kam der Bürgermeisterkandidat der Grünen auf Anhieb auf 16,44 Prozent der Stimmen und damit auf Platz zwei. "Ich bin natürlich sehr zufrieden. Wer hätte vor einem halben Jahr gedacht, dass alles so eine Dynamik annimmt", sagt Rutz. Zumal er ein Neuling sei - sowohl im Ort als auch in der Politik.

Mehr ausgerechnet hatten sich dafür Michael Gruber (SPD) und Carla Marx (Neue Mitte). Ersterer erhielt 246 Stimmen (9,26 Prozent), Marx 194 (7,30 Prozent). Sein persönliches Abschneiden tröstet Gruber damit, dass er zumindest die nächsten sechs Jahre wieder im Gemeinderat sitzen wird. Carla Marx liegt das gute Ergebnis der CSU etwas im Magen. "51 Prozent bei der Bürgermeisterwahl hätten auch gereicht und wir selber hätten lieber drei statt jetzt zwei Sitze im Gemeinderat gehabt. Aber der Wähler hat so entschieden."

Pröbst, der bereits seit 18 Jahren dem Gemeinderat angehört, kann auf eine starke CSU-Fraktion in den nächsten sechs Jahren setzen. Die CSU ist mit 42,96 Prozent aller abgegebenen Stimmen mit Abstand die stärkste Gruppierung im Gemeinderat geworden. Bei der Wahl 2014 waren es nur 30,6 Prozent. Platz zwei schaffte auf Anhieb die erst im vergangenen Jahr gegründete Ortsgruppe der Grünen mit 16,48 Prozent. Nur mit Mühe konnten die Freien Wähler, die bisher vier Gemeinderäte stellten, den dritten Platz behaupten mit 12,89 Prozent - vor sechs Jahren waren es noch 24,4 Prozent. Die Freien Wähler wurden also halbiert. Auch die Neue Mitte - damals 20,4 Prozent - wurde gerupft und erhielt nur noch 12,27 Prozent aller Stimmen. Als erste Partei hat sich in Wartenberg die SPD aus der Deckung gewagt, was den Bürgermeisterkandidaten betrifft. Geholfen hat es weder Gruber noch der Partei: es gab nur noch 10,92 Prozent. Und für die FDP 4,48 Prozent. Obwohl "nur noch" für Gruber nicht stimmt. Mit zehn Prozent schneide die SPD in Wartenberg besser ab, als in vielen anderen Gemeinden.

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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