Kommunalwahl in Pastetten:Ein ungelöstes Problem

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Pastetten bekommt einen neuen Bürgermeister, der mit dem Gemeinderat gleich eine knifflige Aufgabe zu lösen hat. Zwei neue Feuerwehrhäuser würden knapp neun Millionen Euro kosten. So viel Geld hat die Gemeinde nicht auf der hohen Kante

Von Philipp Schmitt, Pastetten

In der Gemeinde Pastetten an der A94 stellt sich die langjährige Bürgermeisterin und frühere Bezirksrätin Cornelia Vogelfänger nach 18 Jahren nicht mehr zur Wahl. Auf Kreisebene möchte sie jedoch aktiv bleiben, man findet sie auf Platz 14 auf der Liste der CSU. Um ihre Nachfolge im Pastettener Rathaus bewerben sich zwei Handwerker: Elektromeister Matthias Zimmerer (CSU) und Zimmerermeister Peter Deischl (Freie Wählergemeinschaft Einigkeit FWE). Der 51-jährige Matthias Zimmerer aus Moosstetten sitzt seit 1996 im Gemeinderat und ist seit 2014 zweiter Bürgermeister, er ist am Flughafen angestellt. Der 58-jährige Deischl aus Zeilern ist Zimmerermeister und Bautechniker und gehört dem Gemeinderat derzeit nicht an, weil er 2014 nicht kandidiert hatte. Wie Zimmerer kann aber auch Deischl auf 24 Jahre Erfahrung als Gemeinderat verweisen. Zimmerer kandidiert außerdem auf dem 39. Platz der CSU für den Kreistag.

In der 2726 Einwohner zählenden Gemeinde hat in den vergangenen Jahren der geplante Bau von Feuerwehrhäusern in Pastetten und Reithofen und der Lärm entlang der A94 für Schlagzeilen gesorgt. Auch bezahlbarer Baugrund spielt eine Rolle, weil die Immobilienpreise nach oben geschnellt sind. Die Grünen treten zum ersten Mal mit einer Liste mit Alice Lorenz an der Spitze an und wollen sich für Klima- und Hochwasserschutz, Barrierefreiheit einsetzen. 2018 wurde der Ortsverband für Pastetten und Forstern gegründet. In Pastetten verzichten die Grünen aber anders als in Forstern mit Maria Feckl oder Isen mit Florian Geiger auf einen Bürgermeisterkandidaten. Die 1996 gegründete Bürgernahe Interessensgemeinschaft BIG Pastetten - Andreas Wagner ist Spitzenkandidat - und die Wählergemeinschaft Reithofen-Harthofen WRH mit der Ärztin Susanne Gerster auf Platz eins haben ebenfalls keine Bürgermeisterkandidaten nominiert. Obwohl in Vogelfänger seit 2002 eine Frau die Geschicke der Gemeinde leitete, bewirbt sich bei der CSU in Petra Proft nur eine einzige Frau um einen der 14 Sitze.

Matthias Zimmerer (CSU) will das Bürgermeisteramt von seiner Parteikollegin Cornelia Vogelfänger übernehmen. (Foto: Renate Schmidt)

Der Lärm durch die A94 bleibt für die Anwohner ein Thema. Zimmerer hört den Lärm selbst, er wohnt nur 175 Meter von der Autobahn entfernt. Das seit Februar geltende Tempolimit habe noch nicht die große Entlastung gebracht, sagt Zimmerer. Aber immerhin: Die Gemeinde habe sich Gehör verschafft. Sie könne zu weiteren Maßnahmen nur Wünsche äußern. Viel Staub hat in den vergangenen Jahren aber auch die Diskussion über den geplanten Bau von zwei Feuerwehrhäusern für Pastetten und Reithofen gesorgt. Einer Schätzung zufolge könnten sie zusammen 8,8 Millionen Euro kosten. Die aktuellen Plänen der Architekten liegen bereits vor, die Häuser sollen spiegelgleich geplant werden. Zunächst soll das Haus in Pastetten entstehen. Wenn die Kostenpläne vorliegen, wird sich aber der neue Gemeinderat damit beschäftigen.

Peter Deischl von der Freien Wählergemeinschaft Einigkeit fordert die CSU und Zimmerer heraus. (Foto: privat)

Kreisbrandrat Willi Vogl hatte zwei Standorte gefordert, weil nur so die Hilfsfrist von zehn Minuten von der Alarmierung bis zum Eintreffen am Einsatzort für alle Ortsteile eingehalten werden könne. Peter Deischl will sich dennoch nicht festlegen lassen. Für ihn sind die Kosten entscheidend, wie er sagt. Die Gemeinde müsse sich beide Häuser leisten können. Deischl, der seit 34 Jahren eine Zimmerei in Zeilern betreibt, möchte verhindern, dass sich die Gemeinde finanziell übernimmt. Ein zentrales, modern ausgestattetes Feuerwehrhaus sei eine Alternative. Er sagt aber auch: "Ich bin nicht gegen den Bau von zwei Häusern, aber ich stelle die Frage, ob wir uns neun Millionen Euro für zwei Feuerwehrhäuser leisten können." Entscheiden müsse dies der Gemeinderat, und so sieht das auch Matthias Zimmerer. Zimmerer fügt jedoch an, dass sich die Gemeinde in den vergangenen sechs Jahren gut entwickelt habe: von drei Millionen Euro Schulden auf mehr als zwei Millionen Euro Rücklagen. Aber auch ihm machen die auf 8,8 Millionen Euro grob geschätzten Kosten Sorgen. Aber auch er will das Thema sofort anpacken. Es sei gut, dass der jetzige Gemeinderat die finalen Entscheidungen und die Optimierung der Planung dem neuen Gemeinderat überlasse. Zimmerer, der sich am Flughafen um die Startbahnbeleuchtung kümmert, sagt, die Gemeinde müsse nun eine Lösung finden und könne das nicht länger aussitzen. Er werde sich der Entscheidung des neuen Gemeinderats nach Prüfung der Kosten und einer optimierten Planung fügen.

(Foto: SZ)

Zimmerer möchte darüber hinaus die dörfliche Struktur der Gemeinde erhalten und trotz des starken Siedlungsdruckes bezahlbares Wohnen für alle Generationen ermöglichen. Vereine und Jugendarbeit möchte er ebenso wie Deischl fördern. Beide Kandidaten unterstützen das in Forstern geplante Seniorenzentrum mit Kurzzeitpflege. Pastetten solle sich im Senioren-Projekt mit einbringen. Wichtig ist beiden auch die Zusammenarbeit mit dem Seniorenbeirat. Zudem soll bedarfsgerechte Kinderbetreuung und die Grundschule gefördert werden. Beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sei eine bessere Taktung wichtig, Rufbusse und -taxis sind ein Thema. Hauptorte sind beim ÖPNV gut, Nebenorte aber eher schlecht versorgt.

Deischl will ein neues Mischgebiet schaffen, wo Arbeiten und Wohnen möglich ist. Ein sozialer Wohnungsbau sollte auf den Weg gebracht werden. Deischl möchte zudem ein Gemeindehaus mit Platz für Vereine und deren Aktivitäten schaffen.

Zimmerer hält ein Gemeindehaus in Pastetten dagegen für nicht erforderlich. Die sanierte Turnhalle biete neben den Gastwirtschaften Platz für größere Veranstaltungen, sagte er. Beide Kandidaten setzen auf nachhaltige Energieversorgung und die Energiewende: Weitere Fotovoltaikanlagen, Heizkraftwerke, Nahwärmenetze sollen gefördert werden. Deischl findet zudem Holzbauten ökologisch sinnvoll. Zimmerer möchte zudem eine Bademöglichkeit in der Kiesgrube weiter prüfen. Die Gemeinde habe in den vergangenen Jahren aber ihre Hausaufgaben gemacht, etwa bei Straßensanierung und Wasserversorgung.

CSU: Matthias Zimmerer, Alois Zollner, Petra Proft, Stefan Rackl, Josef Knon, Stefan Altmann, Hans Oskar, Thomas Huber, Tobias Mühlhuber, Matthias Lex, Rudi Heiss, Josef Weitzenbeck jun., Maik Schleicher, Tobias Recknagel. , Alessandro Marchesano, Hans-Peter Schroers und Andreas Paul. Freie Wählergemeinschaft Einigkeit FWE: Peter Deischl, Andreas Winner, Horst Ippisch, Hans Kerschbaum, Gerhard Nußrainer, Florian Faltermaier, Mathias Storde, Roswitha Bayer-Siegling, Leo Rehmann, Doris Traublinger, Evi Schmid, Ludwig Stanner, Janina Nizol, Agnes Gröppmair, Stefanie Wurmannstetter, Josef Hupfauer junior, Hubert Nußrainer, Lorenz Deischl, Michael Lohner, Marc Freihoff, Anton Lechner junior, Stefan Frost, Cathrin Jennings, Edwin Rehmann, Birgit Gaigl, Dominik Beller, Philipp Martin, Alexander Willems, Franz Moser, Georg Mader. Bürgernahe Interessensgemeinschaft BIG: Andreas Wagner, Andre Nolf, Carmen Adam, Christian Neumair, Tim Behr, Peter Lex, Marianne Plieninger, Verena Keilhauer, Hans Winkelhofer, Irene Lex, Florian Neumair, Simone Reich-Obermaier, Nina Belletz, Josef Huber jun., Ernst Boschung, Marco von Mackensen, Sebastian Hefter, Josef Hitzelsperger, Nadine Boschung, Markus Maier, Nikolaus Maier, Johannes Neumüller, Richard Neumüller, Florian Kis, Cedric Milde. Wählergruppe Reithofen-Harthofen: Susanne Gerster, Alois Huber, Michael Gerster, Thomas Seidl, Roman Rasthofer, Ulrich Rötzer, Philipp Herget, Alexandra Rötzer, Thomas Herget, Verena Berndtke, Thomas Kunzlmann, Theresa Oskar, Brigitte Gambs-Zerling, Daniel Holub, Jürgen Willared, Frank Zerling, Stefan Romberger, Nicky Keller, Carola Utomo, Christian Huber, Josef Zimmerer, Thomas Leneis, Constanze Hirschmann, Franz Gartner, Josef Huber, Herbert Hirschmann, Markus Stanner, Franz Rott, Alexandra Matzinger-Thurmayr. Bündnis 90/Die Grünen: Alice Lorenz, Christian Lorenz, Theresa Rauen, Thomas Rauen, Jutta Adler, Jonas Lorenz, Gabriele Spöttl, Lothar Rubenberger, Lisa Lorenz, Ingolf Henrici, Gesine Kuhestani, Reinhold Mark, Yvonne Lechner, Brigitte Henrici, Marianne Urzinger, Hans Lechner, Cornelia Mark, Valentin Spöttl, Nadine Stier, Karl-Heinz Rauen, Petra Schwarz, Klaus Schöllhorn, Maria Steinbauer, Friedrich Steinbauer, Christine Eibl.

© SZ vom 03.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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