Kommunalwahl in Forstern:Auf gute Zusammenarbeit

Lesezeit: 4 min

Nach 24 Jahren macht Georg Els den Sessel frei, drei Kandidaten wollen Nachfolger des Forsterner Bürgermeisters werden. Sie liegen in manchen Punkten gar nicht so weit voneinander entfernt

Von Philipp Schmitt, Forstern

Nach 24 Jahren als Forsterner Bürgermeister hört Georg Els (Alte Wählergemeinschaft AWG) auf, er bleibt aber als Spitzenkandidat der Freien Wähler für den Kreistag aktiv. Els trat 1996 in die Fußstapfen seines Schwiegervaters Josef Eicher, der von 1976 bis 1996 Forsterns Bürgermeister war. 2014 hatte Els mehr als achtzig Prozent der Stimmen geholt. Dass er nun nicht mehr kandidiert, lag auch daran, dass der nächste Bürgermeister in Forstern hauptamtlich tätig ist. Dies hatte der Gemeinderat auf Antrag der CSU und gegen den Willen von Els mehrheitlich beschlossen. Als seinen Nachfolger als AWG-Bürgermeisterkandidaten hat Els den Feuerwehrkommandanten Rainer Streu vorgeschlagen.

Das wäre auch ein Generationswechsel, denn der Schreinermeister aus Karlsdorf ist erst 39 Jahre alt und seit 2008 im Gemeinderat. Viel lokalpolitische Erfahrung kann der seit 2014 als zweiter Bürgermeister fungierende Sebastian Klinger aus Wetting vorweisen. Der 61-jährige KFZ-Meister ist bei einem Automobilkonzern beschäftigt und ging bereits 2008 als Bürgermeisterkandidat für die CSU ins Rennen, 2014 trat er nicht an. Der Familienvater Klinger gehört dem Gemeinderat seit 2002 an. Neu auf der lokalpolitischen Bühne ist die 55-jährige Maria Feckl, die erste grüne Bürgermeisterin im Landkreis werden will. Die Krankenschwester, katholische Theologin und Betriebswirtin will frischen Wind in die Gemeindepolitik bringen. Die Mutter von vier Kindern hatte ihre Kandidatur am schnellsten bekannt gemacht hat - noch bevor Els verkündet hatte, nicht mehr kandidieren zu wollen. Der Grünen-Ortsverband Forstern/Pastetten wurde 2019 gegründet.

Auf dem Weg ins Rathaus von Forstern (im Bild rechts) machen sich drei Kandidaten. Nach 24-jähriger Amtszeit von Georg Els bewerben sich nun Rainer Streu (AWG) und Sebastian Klinger (CSU) sowie Maria Feckl, die die erste grüne Bürgermeisterin im Landkreis werden will. (Foto: Stephan Görlich)

Es gibt in Forstern viel zu tun, viele Herausforderungen und Projekte, "die wir stemmen müssen", das sagt Sebastian Klinger. Die Sanierung der Schule, der Neubau eines Kinderhauses in Karlsdorf, der Bauhof, die Neugestaltung der Ortsmitte und - durchfahrt, die Energiewende und anderes, die Liste ist lang. Immerhin, das Feuerwehrhaus ist fertig. Rainer Streu kann mit der Feuerwehr demnächst in das für mehr als vier Millionen Euro gebaute Gebäude mit modernem Standard umziehen. Streu ist seit 2009 Vorsitzender und seit 2011 Kommandant der Feuerwehr. Als Vater von zwei kleinen Söhnen ist ihm auch Familienpolitik wichtig, wie er sagt. Bei der Kinderbetreuung sei Forstern gut aufgestellt, der neue Kindergarten in Karlsdorf solle realisiert werden.

Energiepolitisch haben alle Kandidaten große Ambitionen, teilweise liegen sie nicht weit voneinander entfernt. Maria Feckl hatte sogar den Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Ludwig Hartmann, zu Gast, der Andrang war groß. Feckl möchte bis 2030 ein klimaneutrales Forstern schaffen, Klinger ist diesbezüglich aber skeptisch. Streu möchte eine Gemeinde, die beim Umweltschutz "als Vorbild vorangeht" und gemeindliche Gebäude nach den neusten Energiestandards bauen lässt. Auch die Energieeffizienz älterer Gebäude soll auf den Prüfstand. Sebastian Klinger möchte bei neuen Baugebieten eine autarke Wärmeversorgung über Hackschnitzelheizanlagen und Fernwärmeleitungen. Und alle drei wollen mehr Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden und in neuen Baugebieten, Feckl zudem auch Freiflächen-PV-Anlagen und Windkraftanlagen etwa in Kiesgruben. In Neubaugebieten sehen alle drei Kandidaten bei der Nutzung von erneuerbaren Energien in Forstern noch viel Potenzial.

1 / 1
(Foto: Renate Schmidt)

Sebastian Klinger, 61, ist der CSU-Kandidat.

Maria Feckl, 55, tritt für die Grünen an.

Rainer Streu, 39, geht für die AWG ins Rennen.

Alle drei Kandidaten wollen mehr E-Mobilität und E-Tankstellen. Am künftigen Edeka-Supermarkt-Standort am neuen Feuerwehrhaus sollten Klinger zufolge mindestens zehn Schnellladestationen entstehen. Auch die Gemeinde müsste bis zu acht Ladestellen schaffen, findet Klinger. Feckl, die ein E-Auto fährt, fordert ebenfalls Ladestellen, die schnell geschaffen werden müssten. Auch für Streu ist Elektromobilität und der Bau neuer Ladesäulen ein wichtiges Thema. Alle drei wollen auch Angebot und Taktung der Buslinien verbessern. Klinger möchte zusätzliche Rufbusse. Unter dem Motto "Bürger für Bürger" möchte Klinger zudem einen Bürgerbus, den Senioren nutzen könnten, die nicht mehr Auto fahren. Beim ÖPNV müssten die vier durch Forstern führenden Buslinien verbessert werden, sagte Feckl. Der ÖPNV sei aber primär Aufgabe des Landkreises.

Bezahlbares Wohnen ist wie im gesamten Landkreis auch in Forstern ein Thema. Alle wollen neue Baugebiete und bezahlbares Bauland. Klinger sagt, er habe bereits mit Landwirten Kontakt aufgenommen. Daneben haben sich alle drei Kandidaten auch mit den Freizeitmöglichkeiten in ihrer Gemeinde befasst. Klinger kam dabei zu dem Schluss, dass ein Kiesi-Badeweiher im Forsterner Süden derzeit wohl nicht finanzierbar sei, die Bodenbeschaffenheit des Baggersees sei zu schlecht. Zudem müssten Parkplätze, Toiletten und Häuser für die Rettungswache geschaffen werden. Maria Feckl sieht das anders: Sie möchte den "Kiesi" verwirklichen. Sollte dies nicht klappen, soll es zumindest ein Naturbad werden. Streu möchte mit den Nachbargemeinden nach Lösungen für ein gemeinsames Freizeitgelände suchen. Ihm ist zudem die Belebung der Ortsmitte wichtig. Die Planungen aus 2019 sehen den Bau eines Verwaltungsgebäudes mit Bücherei vor. Die Pfarrei werde neben dem Pfarrsaal ebenfalls ein Gebäude für die Verwaltung auf ihrem Teil des Grundstückes errichten. Dazwischen gelte es den vorhandenen Platz zu einem echten Dorfplatz und Ort der Begegnung zu machen. Die Ortsdurchfahrt soll verbessert, die Durchfahrtsgeschwindigkeit reduziert werden, sagte Streu.

(Foto: oh)

Maria Feckl fügte an, dass die Sanierung des Schulhauses nötig sei, aber ein Neubau an einem anderen Standort wohl zu teuer werde. Sie würde sich eine Tempo-30-Zone auf der Staatsstraße in der Nähe der Schule wünschen. Dies sei aber wohl nicht möglich sei, weil sich die Schule nicht direkt an der Staatsstraße befinde. Denkbar wäre, die Staatsstraße zur Gemeindestraße abzustufen.

Auch für Senioren müsse mehr getan werden. Ein Seniorenhaus mit Kurzzeitpflege soll es möglich machen, dass Senioren in Forstern alt und pflegende Angehörige entlastet werden können, sagte Streu. Feckl fordert ein Seniorenhaus in Eigenregie der Kommune und nicht in der Hand von Investoren. Sie hoffe, sagt sie, dass im Süden Forsterns bis 2021 das Seniorenpflegeheim eröffnet werden könne. Auch Klinger möchte sich in der Seniorenpolitik engagieren.

Die Erweiterung der Sportanlagen müsse diskutiert werden, auch das sagen alle Kandidaten. Den Handlungsbedarf bei den Sportanlagen des FC Forstern und des Tennisvereins sehen alle drei Kandidaten. Vereine und Jugendarbeit sollten durch adäquate Rahmenbedingungen gefördert werden.

Alten Wählergemeinschaft AWG: Rainer Streu, Franz-Josef Obermaier, Peter Feckl, Marlene Pawelzcyk , Mirko Doerk, Georg Els junior, Wilhelm Ertl , Markus Fritsch, Heike Pieper, Franz-Josef Klein, Florian Neglia, Roland Gfüllner, Alexander Dittrich, Max Mitterreiter, Michael Mössler, Daniel Fröhner. Grünen: Maria Feckl, Thorsten Scharmatinat, Sina Kiel, Benjamin Lerchner, Anette Scharmatinat, Christofer Lübcke, Sissi Marhauser, Markus Seltmann, Angelika Groß, Peter Konrad, Claudia Eiermann-Cester, Albert Cester, Gaby Klöckner-Polzin, Gudrun Huber-Kagerer, Monika Maria Huber, Jana Petri und Anna-Lena Feckl. CSU: Sebastian Klinger, Anton Oskar, Gerhard Eicher, Stefan Ganghofer, Franz Wintermayr, Stephanie Briesemann, Sarah Kinstetter, Annett Taubert, Norbert Ludwig, Josef Obermaier, Alois Eicher, Martin Huber, Sabine Greska, Virgil Weizenbeck, Caroline Falterer, Matthias Briesemann. SPD/Parteifreie: Simona Loupal, Martin Lang, Sebastian Hohentanner, Philipp Buchmann. Erwin Nominacher, Steffi Roß, Reinhold Link, Christine Tappeiner, Dieter Ruckdäschel, Helmut Jozwiak, Albert Herweger, Traudl Herler, Klaus Ströhle, Elisabeth Nuspl, Frank Hanel und Josef Grabmaier.

© SZ vom 29.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: