Kommunalwahl in Erding:Bayerstorfer muss in die Stichwahl

Hans Schreiner, Kandidat der Freien Wähler, SPD und Grünen, zwingt den amtierenden Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) in einen zweiten Durchgang

Von Thomas Daller, Erding

Hans Schreiner, der gemeinsame Kandidat von Freien Wählern, SPD und Grünen, hat sein Wahlziel geschafft, Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) in eine Stichwahl zu zwingen. Bayerstorfer erhielt im ersten Durchgang 48,7 Prozent, Schreiner 45,7 Prozent. Abgeschlagen war der Kandidat der AfD, Rainer Forster, der lediglich 5,6 Prozent der Stimmen erhielt.

Im großen Sitzungssaal des Landratsamtes wurde dieses mal keine Wahlparty gefeiert. Zum einen, weil der öffentliche Charakter der Veranstaltung aus Sorge vor einer Coronaansteckung stark eingeschränkt war, zum anderen, weil sich Bayerstorfer mit wenigen Vertrauten in sein Amtszimmer zurückgezogen hatte, bis das Endergebnis feststand. Vermisst wurde auch der Herausforderer Schreiner, der mit einer Erkältung zu Hause das Bett hüten musste.

So verfolgten nur die IT-Techniker und die Pressesprecherinnen des Landratsamtes sowie eine Handvoll Medienvertreter das Geschehen auf den Bildschirmen, wo nach und nach die Ergebnisse aus den 217 Stimmbezirken eintrafen. Dabei zeichnete sich allmählich ein Muster ab: Schreiner gewann vor allem in Erding und in dem umliegenden Kerngebiet des Landkreises mit den Gemeinden Bockhorn, Lengdorf, Walpertskirchen, Wörth und Ottenhofen. In Erding holte Schreiner mit 52,9 Prozent den größten Anteil seiner Wählerstimmen. Bayerstorfer kam in der Großen Kreisstadt lediglich auf 41,3 Prozent. Dieses Trend spiegelte sich auch bei den Wahlen zum Oberbürgermeister wider: Amtsinhaber Max Gotz, der 2014 noch mehr als 60 Prozent geholt hatte, muss nun mit 49 Prozent ebenfalls in eine Stichwahl gehen. Der Erdinger Oberbürgermeister tritt dabei gegen Petra Bauernfeind an. Der Stern der beiden CSU-Granden Bayerstorfer und Gotz ist im Sinken.

Neben den Verlusten in der Kreisstadt ließ sich an den Ergebnissen auch die Verärgerung über die Autobahn A 94 und deren Lärmbelastung ablesen, die der CSU angelastet wird. In den Gemeinden Lengdorf und Pastetten, die an der Autobahn liegen, schnitt Schreiner ebenfalls besser als Bayerstorfer ab. Auch hier gab es entsprechende Ergebnisse auch in der Bürgermeisterwahl: In Lengdorf gelang es der Herausforderin Michele Forstmaier (FW), die amtierende Bürgermeisterin Gerlinde Sigl (CSU) zu entmachten. Forstmaier holte 52,87 Prozent, Sigl 47,13 Prozent, bei einer relativ hohen Wahlbeteiligung von mehr als 75 Prozent. Hier wurde die CSU in beiden Fällen deutlich abgestraft. In Pastetten das gleiche Bild: Peter Deutschl von den Freien Wählern erhielt 75,45 Prozent, sein Mitbewerber Matthias Zimmer von der CSU war chancenlos.

Die CSU war auch in ihren ehemaligen Hochburgen geschwächt. In Taufkirchen muss CSU-Kandidat Stefan Haberl gegen Manfred Slawny (SPD) in eine Stichwahl. In den drei größten Kommunen im Landkreis gelang es nur Heinz Grundner in Dorfen, für die CSU im ersten Durchgang zu gewinnen. Grundner holte 54,5 Prozent und geht damit in seine dritte Amtszeit. Seine beiden Herausforderer Jell-Huber und Krage holten jeweils 23 Prozent.

Beständig schnitt die CSU vor allem im ländlichen Raum abseits der Autobahn ab, vor allem das Holzland, die unmittelbare Heimat von Landrat Martin Bayerstorfer, ist und bleibt seine Hochburg. Auch Schreiner punktete vor allem in seiner Heimatgemeinde Bockhorn und im angrenzenden Erding.

Nachdem gegen 21 Uhr bis auf einem Briefwahlbezirk in St. Wolfgang alle 217 Bezirke ausgezählt waren, kam auch Bayerstorfer in den großen Sitzungssaal, gefolgt von einem wie versteinert wirkenden Max Gotz. Bayerstorfer sagte, er sei zufrieden, mit drei Prozentpunkten Vorsprung vor seinem Mitbewerber in die Stichwahl zu ziehen. Mit den 48,7 Prozent, die er im ersten Durchgang erzielt habe, liege er vor der allgemeinen Grundstimmung zugunsten der CSU, die sich bei 38 Prozent bewege. Bundesweit liege die Union nur bei 26 Prozent: "Wenn man die Basis ansieht, ist es äußerst schwierig." Freie Wähler, SPD und Grüne hätten mit ihren gemeinsamen Kandidaten Hans Schreiner andere Potenziale erschlossen, als wenn sie mit drei einzelnen Kandidaten angetreten wären, sagte Bayerstorfer. Auch die Verluste in der Großen Kreisstadt seien absehbar gewesen: Tendenziell gebe es hier größere städtische Strukturen, in denen Grün sehr stark geworden sei.Fotos (3): Renate Schmidt

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