Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl:Drei Parteien, ein Kandidat

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Nun hat auch die SPD den Bockhorner Bürgermeister Hans Schreiner nominiert. Damit blieb der Freie Wähler ohne Gegenstimme in drei Aufstellungsversammlungen

Von Philipp Schmitt, Erding

Jetzt steht endgültig fest, dass Hans Schreiner (Freie Wähler) bei den Kommunalwahlen im März 2020 Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) herausfordern wird. Auch die SPD hat ihn nun zu ihrem Kandidaten erklärt; zuvor hatten dies schon die Freien Wähler und die Grünen getan. Die Nominierung am Freitag im Gasthaus Weißbräu fiel eindeutig aus: Alle 39 wahlberechtigten Genossen stimmten für den 62-jährigen Bockhorner Bürgermeister, der somit keine eine einzige Gegenstimme bei den drei Aufstellungsversammlungen erhalten hatte. Schreiner ist seit 18 Jahren Bockhorner Bürgermeister und war zuvor schon 18 Jahre lang Gemeinderat.

"Danke für den Vertrauensvorschuss. Ich bin bereit für den Wechsel und werde mein Bestes geben, um dem Vertrauen gerecht zu werden", sagte Schreiner. Das Ziel, das die FW, Grünen und SPD trotz unterschiedlicher Positionen eine, sei der Wunsch nach "einem Wechsel", nach neuen Kräfteverhältnissen und einem demokratischeren Stil im Kreistag, wo vor Entscheidungen mehr diskutiert werden müsse. Vor allem die stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende und Fraktionssprecherin im Kreistag, Ulla Dieckmann, und die Dritte Landrätin Gertrud Eichinger sprachen sich für die Nominierung Schreiners aus.

"Es ist einmalig in Bayern, dass sich drei Parteien zusammen tun", sagte Dieckmann, die den Kandidaten Schreiner als "Mann mit Rückgrat" bezeichnete, den sie sehr schätze und der zuhören könne. Petra Bauernfeind, Bürgermeisterkandidatin der Freien Wähler in Erding, berichtete über positive Reaktionen auf die neue Allianz, die "ernst genommen" werde, wofür sie SPD und Grünen dankte. "Es kann nicht sein, dass eine Partei das Sagen hat und alles andere niedergebügelt wird." Auch die Grünen-Fraktionssprecherin Helga Stieglmeier sieht die Zusammenarbeit der drei Parteien "auf einem gutem Weg".

Schreiner sparte bei der SPD das knifflige Thema Nordumfahrung Erding aus. Bei der B15 neu muss Eichinger zufolge mehr diskutiert werden, die SPD steht solchen Projekten eher kritisch gegenüber. Schreiner könne sich hingegen einen angemessenen Ausbau der Verkehrsachse vorstellen, sofern nicht "über das Ziel hinaus" geschossen werde. "Wir werden die wichtigen Verkehrsachsen brauchen." Einigkeit besteht im Widerstand gegen die dritte Start- und Landebahn am Flughafen.

Schreiner zollte der SPD "als ältester Partei" Respekt, sie habe "viel zum sozialen Frieden beigetragen". Der Diplom-Agraringenieur teilte mit, dass er im demografischen Wandel große Herausforderungen sehe. Im Hinblick auf den Klimaschutz wolle er regenerative Energiequellen fördern, auch kleinere Windräder sollten ein Thema sein. Der Fuhrpark des Landratsamtes sollte auf schadstoffarme Motoren umgestellt werden, die Abgase jedes Jahr um fünf Prozent reduziert werden. Flüchtlinge sollten schneller eine Arbeitserlaubnis erhalten. Den Mitarbeitern im Landratsamt müsse mehr Handlungsspielraum und mehr zugetraut werden, hieß es: ""Entweder ich gehe in Rente oder ich werde 2020 Landrat. Ich hoffe, ich werde Landrat. Ich traue mir zu, es zu reißen", sagte Schreiner.

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Quelle:
SZ vom 22.10.2019
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