Der CSU-Ortsverband Taufkirchen steht geschlossen hinter Stefan Haberl: Mit 100 Prozent der gültigen Stimmen ist der 36-jährige Kämmerer als Bürgermeisterkandidat der CSU nominiert worden. Er bewirbt sich um die Nachfolge von Franz Hofstetter, der bei den Kommunalwahlen 2020 nicht mehr für das Bürgermeisteramt antreten will, sondern nur mehr für den Bezirkstag und den Kreistag kandidiert.
Haberl wurde bereits Ende Juli von der CSU-Gemeinderatsfraktion und der Taufkirchener CSU-Vorstandschaft einstimmig als Kandidat vorgeschlagen. Das war überraschend, denn jahrelang wurde der Ortsverbandsvorsitzende Christoph Puschmann als Hofstetters Nachfolger gehandelt. Puschmann ist klug und eloquent und war auch interessiert an dem Job. Doch auf der Zielgeraden wechselte sein politischer Ziehvater plötzlich die Pferde und präsentierte Haberl als "seinen" Kandidaten. Eine schwierige Konstellation, auch wenn Puschmann als loyaler Ortsverbandsvorsitzender sich seine Enttäuschung nicht anmerken ließ. In solchen Konstellationen fordert die CSU Geschlossenheit ein und erhält sie meist auch. Das ist Teil ihres Markenkerns.
Haberl konnte bei der Ortshauptversammlung im Festsaal des Wasserschlosses noch nicht mit ambitionierten Zielen für Taufkirchen punkten, weil das Wahlprogramm immer erst in einer Klausur erstellt wird, sobald auch die Gemeinderatskandidaten feststehen. Der junge Familienvater stellte daher seine starke Verwurzelung mit Taufkirchen in den Mittelpunkt seiner Bewerbungsrede. Angefangen von seinen Aufgaben als Klassen- und Schülersprecher über seine Tätigkeit als Ministrant und Oberministrant bis hin zu seiner Ausbildung als Bankkaufmann und seiner Tätigkeit als Kämmerer in der Gemeinde Fraunberg. Seit 2014 ist Haberl im Gemeinderat, er ist stellvertretender Wirtschaftsreferent und Referent für Volksfeste und Märkte. Zudem kennt man ihn als Trompeter der Holzlandband Ledawix, weshalb er auch musikalische Metaphern verwendete: Er werde sein Taktgefühl als Bürgermeister einsetzen, sagte Haberl, und einen frischen Rhythmus in die Gemeinde bringen. Auch formal setzte er auf viel "Hoamat", indem er konsequent Dialekt sprach.
Hofstetter sagte, Haberl "ist vor allem mein Kandidat, wir müssen Stefan stärken". Er forderte, die Mitgliederversammlung solle mit einer "überwältigenden Wahlmehrheit ein Zeichen setzen". Das taten die 52 anwesenden Taufkirchener CSU-Mitglieder dann auch: 50 Stimmen für Haberl, zwei waren ungültig.
Der CSU-Kreisverbandsvorsitzende und Landrat Martin Bayerstorfer beglückwünschte Haberl zur Aufnahme in die "100 Prozent-Riege", da er 100 Prozent der gültigen Stimmen erhalten hatte. Zudem habe eine Aufstellungsversammlung der CSU mehr Gewicht, sagte Bayerstorfer mit einem Seitenhieb auf die Taufkirchener SPD, die vor Kurzem ebenfalls einen Bürgermeisterkandidaten präsentierte: Das sei etwas anderes, als wenn "zwei oder drei das in einer Telefonzelle untereinander ausmachen".
Mit Bartl Wegmann, Konrad Maier und Franz Hofstetter habe Taufkirchen seit der Gemeindegebietsreform immer CSU-Bürgermeister gehabt, sagte Bayerstorfer. Er sei sich sicher, dass man dies künftig auch mit Stefan Haberl fortsetzen werde. Bayerstorfer warf in seinem Grußwort auch die eigene Wirtschaftskompetenz in die Waage: Die Steuerkraft im Landkreis Erding sei in den vergangenen zehn Jahren so enorm gewachsen, dass man damit bundesweit zur Spitze zähle.
Locker und entspannt wirkte nach der Aufstellungsversammlung insbesondere Franz Hofstetter. Er hatte zuletzt auch noch mit dem Kreisvorsitz des Roten Kreuzes viele Ämter angehäuft und sich daher entschieden, politisch etwas kürzer zu treten. Er fühlte sich sichtlich wohl dabei.