Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Zweifel nicht restlos beseitigt

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Just dort, wo die Sempt am schnellsten über die Ufer tritt, soll nun Wasser aus dem Neuhauser Graben eingeleitet werden. Das stößt natürlich auf Skepsis

Von Antonia Steiger

Auf die Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes Freising wartet eine große Aufgabe: Sie sollen demnächst erklären, warum ein 100-jähriges Hochwasser in den Gräben rund um Erding nie gleichzeitig mit einem 100-jährigen Hochwasser in der Sempt auftreten kann. Am Mittwoch ist dies dem Ingenieur Weise nicht gelungen. An den Plänen für den Hochwasserschutz an den Gewässern dritter Ordnung, für die Erding zuständig ist, haftet aus Sicht vieler der Makel, dass sie nur funktionieren, wenn Wasser in die Sempt abgeleitet werden kann. Wer sich an das Hochwasser von Juni 2013 erinnert, weiß aber, dass auch die Sempt an ihre Grenzen stoßen kann. Just dort, wo die Sempt am schnellsten über die Ufer tritt, soll nun Wasser aus dem Neuhauser Graben eingeleitet werden. Das stößt natürlich auf Skepsis.

Trotz aller Zweifel wird die Stadt Erding aber nicht umhin kommen, sich für den Hochwasserschutz kräftig zu engagieren - auch finanziell. 15 Millionen Euro sind eine stolze Summe für Bauwerke wie Dämme und Becken. Bereits in Planung befindliche Baugebiete liegen aber seit Jahren auf Eis, weil Schäden durch Überschwemmungen zu befürchten wären. Doch Erding braucht diese Wohnungen dringend, deswegen muss es vorwärts gehen.

Angesichts der Höhe der Ausgaben - bei den 15 Millionen wird es ja nicht bleiben - sollten aber alle Zweifel beseitigt werden. Das fordern auch die Bürger von ihren Vertretern im Stadtrat. Bislang scheint der Schulterschluss zwischen Stadt und Bürgern zu funktionieren, das deutete die Stimmung in der Sitzung an: Zahlreiche Anwohner waren gekommen und hörten sich die Ausführungen in aller Ruhe an. Sie wollen sich darauf verlassen können, dass sich die Politik nicht den Ingenieuren ausliefert, denn sie müssen ihren Grund hergeben. Unzufriedene Anwohner könnten das Verfahren torpedieren und hinauszögern, das will die Stadt Erding gerne vermeiden.

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Quelle:
SZ vom 18.10.2019
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