Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Restlos zufrieden

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Die Selbstzufriedenheit in der Erdinger CSU nimmt langsam bedenkliche Formen an. Dass Max Gotz als Vorsitzender mit 100 Prozent der Stimmen gewählt wurde, war keine Überraschung

Von Antonia Steiger

Die Selbstzufriedenheit in der Erdinger CSU nimmt langsam bedenkliche Formen an. Dass Max Gotz als Vorsitzender mit 100 Prozent der Stimmen gewählt wurde, war keine Überraschung. Hätten die Mitglieder 150 Prozent zur Verfügung gehabt, sie hätten sie ihm liebend gerne auch noch gegeben. Bemerkenswerter ist ein anderes Ergebnis: 100 Prozent für Burkhard Köppen als Schriftführer. Köppen ist der Wadlbeißer der CSU. Ihm hat man die Aufgabe übertragen, mit ein paar ruppigen Worten im Stadtrat ab und zu für ein wenig Unruhe zu sorgen. Das irritiert nicht nur den politischen Mitbewerber, sondern mitunter auch die eigenen Parteifreunde. Köppen eilte daher der Ruf voraus, die Menschen "zu polarisieren"- auch in der eigenen Partei. Doch auch das gehört von nun an offenbar der Vergangenheit an: 72 Ja-Stimmen von 72 abgegebenen Stimmen für Burkhard Köppen sind Sinnbild der Geschlossenheit der Erdinger CSU, die einen neuen Höhepunkt erreicht hat.

Es gab keinen, der sich Max Gotz widersetzen wollte, als der ein ums andere Mal die bisherigen Amtsinhaber für die neue Periode vorschlug. Klug genug ist Gotz, um ab und zu für ein kleines bisschen Erneuerung im Vorstand zu sorgen: Janine Krzizok steht seit zwei Jahren für Frau und Jugend gleichzeitig, die Herren Mittermeier, Rauscher und Kirmair dagegen für Kontinuität und Machterhalt. Dieser CSU gefährlich zu werden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Der SPD fällt sie nicht zu, mit ihr pflegt die CSU eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Zumindest sieht dies Gotz so. Die UWE hat sich neulich in Freie Wähler umbenannt und möchte nun am liebsten gemeinsam mit der Gruppierung "Erding jetzt" zu neuer Stärke finden. Aber das wird noch dauern. Und so bleibt der CSU ein bisschen Zeit, um sich an ihrer Begeisterung über sich selbst zu berauschen. Und das kann wirklich gefährlich werden.

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Quelle:
SZ vom 27.03.2015
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