Kommentar:Ignorante Anmaßung

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Dorfens Bürgermeister und elf Stadträte haben nicht nur einen Menschen ungerecht behandelt, sondern auch noch einen Haufen Steuergelder verbrannt.

Von Florian Tempel

Der Rausschmiss von Karl-Heinz Figl als Geschäftsführer der Stadtwerke Dorfen ist ein beschämendes Kapitel der jüngeren Dorfener Stadtgeschichte. Figl hatte sich als Geschäftsführer nichts, aber auch gar nichts zu Schulden kommen lassen. Ganz im Gegenteil war er ein Glücksfall für die Stadt und ihre Bürger. Er hat in seinen 14 Jahren an der Spitze der Stadtwerke Herausragendes für den Klimaschutz und die digitale Infrastruktur der Stadt geleistet - und das immer mit wirtschaftlichem Erfolg. Jahr für Jahr lieferte er einen Teil des Unternehmensgewinns bei der Stadt ab. Bürgermeister Heinz Grundner und elf Dorfener Stadträte, mehrheitlich CSU-Mitglieder, aber hatten Figls Arbeit mit grobem Undank entgolten, als sie ihn vor bald fünf Jahren auf unvergesslich skandalöse Art rauswarfen.

Die Entlassung Figls als Geschäftsführer hatte keinen guten Grund, sondern basierte einzig und allein auf falschen Anschuldigungen und Verleumdungen. Diejenigen, die ihn so unbedingt loswerden wollten, handelten - man muss es so hart sagen - aus Böswilligkeit oder Verblendung, wahrscheinlich aus einer Mischung von beidem. Die Rausschmeißer missbrauchten jedoch nicht nur ihre Macht, indem sie ohne Rechtfertigung, wie aus einer üblen Laune heraus handelten. Und skandalös war nicht nur, wie sie im Handstreich einen Menschen beruflich und persönlich fertig machen wollten. Skandalös war auch, wie ignorant sie dabei vorgingen.

Dass man Figl als Geschäftsführer der Stadtwerke einfach so absetzen durfte - ein Schleudersitzvertrag machte das formal möglich, was eine grundlose Entlassung aber nicht rechtfertigte -, machte es den Rausschmeißer sehr einfach. Ob sie alle wussten, dass Figl auch noch einen Vertrag als kaufmännischer Leiter hatte? Hatte der Bürgermeister sie darüber informiert? Haben sie darüber nachgedacht, dass der Arbeitsvertrag fortbestehen könnte und dass eine Kündigung begründet sein muss?

So oder so machten sie sich nicht nur eines unfairen Rauswurfs schuldig, sondern verursachten zudem ein finanzielles Desaster. Auch wenn man über die Gehaltsnachzahlungen und wahrscheinlich nun vereinbarten Abfindungen nichts weiß, dürfte klar sein, dass es dabei um mehrere hunderttausend Euro gehen muss. Da die Stadtwerke Dorfen die Rechnung zahlen, geht die Zeche letztlich zu Lasten der Stadt und aller ihrer Bürger. Das lässt sich nicht mit der Verlesung einer Ehrenerklärung gerade biegen. Bürgermeister Grundner und die elf Stadträte haben nicht nur einen Menschen ungerecht behandelt, sondern in ihrer Anmaßung auch eine Menge Geld verbrannt.

© SZ vom 14.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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