Kommentar:Gut gemeint reicht nicht

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An alles hatten die Experten in den Fachbehörden gedacht, nur nicht, dass die Realität bei Verfahrensabläufen manchmal anders aussieht

Von Gerhard Wilhelm

Gut gemeint, aber voll daneben gegangen ist der Versuch der Naturschutzexperten bei der Regierung von Oberbayern, sich ganz demokratisch bei der Erstellung eines sogenannten Managementplans für das FFH-Gebiet "Strogn mit Hammerbach und Köllinger Bächlein" zu geben. Es wurde viel geredet von "Zusammenarbeit", Information und Diskussion. Nur durch "gemeinsames Handeln" könne man die "schöne bayerische Natur- und Kulturlandschaft dauerhaft bewahren". Und nach einer Auftaktveranstaltung im Mai 2016 wurde deshalb jetzt zu einem Runden Tisch mit allen betroffenen Grundstückseigentümer eingeladen.

Alle? Theoretisch schon, gekommen sind aber dann nur knapp 20 von 260. Zudem drei Bürgermeister der betroffenen Gemeinden. In der Behörde hat man sich gedacht, vier Wochen vorher an die Gemeinden die Einladung zu verschicken, damit die dann in ihren amtlichen Mitteilungsblättern auf den Termin hinweisen, das reiche schon. Es sollte auch darauf hingewiesen werden, dass der Entwurf des in der Behörde erarbeiteten Planes samt der Flurkarten mit den betroffenen Grundstücken im Landratsamt und im Amt für Landwirtschaft eingesehen werden kann.

Eine Idee, die völlig an der Realität vorbei ging. Erstens: nicht jeder schaut sich die Mitteilungsblätter an, zweitens: vom Verfassen bis zum Druck und Einwerfen in die Haushalte vergehen Wochen, wie die Bürgermeister zu bedenken gaben beim Runden Tisch in Fraunberg. Letztlich wussten deshalb nicht alle von der Info-Veranstaltung. Und drittens: ein Termin unter der Woche ab 13 Uhr mag für Behörden passen - er liegt in deren Arbeitszeit - aber nicht für Landwirte, zumal wenn sie Nebenerwerbslandwirte sind und tagsüber einer anderen Beschäftigung nachgehen.

Wirklich absurd wird der Wunsch, alle Betroffenen zu erreichen, um möglichst größte Transparenz und damit Akzeptanz für den Maßnahmenkatalog zu erreichen, wenn man auf den Vorschlag, dass man doch alle 260 Grundeigentümer anschreiben soll, die Antwort bekommt, dass das nicht gehe. Es geben eine Anweisung, dass man sparsam wirtschaften und nur bis maximal 100 Person Briefe versenden soll. Auf Deutsch: ab 100 soll es der Zufall richten, dass alle Bescheid wissen, was auf ihrem Grund und Boden passieren soll. Genau diese Haltung schürt das Misstrauen, dass "die da oben" über die Köpfe der unten entscheiden. Am Geld kann es nicht liegen. Am Runden Tisch gab es haufenweise bunte Broschüren vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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