Kommentar:Es fehlt am richtigen Ton

Alle sind dazu aufgefordert, zum Besten der Stadt zusammenzuarbeiten. Aber das passiert nicht. Stattdessen ist viel zu häufig parteipolitisches Hickhack zu hören

Von Antonia Steiger

Es wird Zeit, dass die Erdinger Stadträte kapieren, dass Parteipolitik in dieser Runde nichts zu suchen hat. Es ist ein Arbeitsgremium, darauf hat OB Max Gotz nicht nur einmal hingewiesen. Es gibt dort auch keine Opposition; alle sind dazu aufgefordert, zum Besten der Stadt zusammenzuarbeiten. Aber das passiert nicht. Stattdessen ist viel zu häufig parteipolitisches Hickhack zu hören, das nicht selten von CSU-Sprecher Burkhard Köppen ausgeht. Auch jetzt wieder.

Warum soll ein Stadtrat nicht seine Zweifel äußern dürfen zu einem Vorgang wie der Vergabe von Prüfungsaufträgen an ein Büro, das damit seine eigene Arbeit bewerten soll? Hans Balbach musste sich dafür Pharisäertum vorwerfen lassen und dass diese Wortmeldung "fast schon unanständig" sei. Das ist Quatsch. Seine Zweifel sind für Außenstehende nachvollziehbar, und er hat sie in einem sachlichen Ton vorgetragen. Das ist erlaubt und erwünscht im Sinne einer Debatte, die das Beste für die Stadt zum Ziel hat. Die CSU hat aber wohl noch immer Probleme damit, dass ihnen die anderen Stadträte mit größerem Selbstbewusstsein als früher begegnen. Die Bildung von Mehrheiten ist zu einer komplexen Angelegenheit geworden, die nach einer sachlichen Auseinandersetzung schreit.

Aber die CSU-Stadträte sind nicht die einzigen, die den Stadtrat mit einer Wahlkampfarena verwechseln. Erinnert werden darf an Thomas Schmidbauer, wie Balbach Mitglied von Erding Jetzt, der Gotz zur Rechenschaft ziehen wollte wegen Äußerungen, die der im Wahlkampf und in einem Interview getätigt haben soll. Auch das ist Unsinn. So wie der Antrag des Linken Walter Koppe, der den AfD-Mann Wolfgang Kellermann von der Jury für den Fliegerhorst-Wettbewerb ausschließen lassen wollte, weil der bei einer Kundgebung gesagt haben soll, dass er alle Altparteien abschaffen möchte. Abgestimmt wurde nicht, weil der Stadtrat dafür hätte vollzählig sein müssen. Die Zweite Bürgermeisterin Petra Bauernfeind fürchtete, der Stadtrat werde nur noch mit so etwas beschäftigt sein, wenn man ständig Konsequenzen fordere, "weil jemand etwas sagt, was uns nicht gefällt". Ein freundlicher Umgangston, der Verzicht auf eine verächtlichmachende Wortwahl und ein Wechsel auf die sachliche Ebene ist nun von allen zu fordern.

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