Kommentar:Ein starkes Zeichen

Lesezeit: 2 min

Eine Wahlbeteiligung von mehr als 84 Prozent zeigt: Viele Menschen haben begriffen, dass sie das Feld der Politik nicht denjenigen überlassen dürfen, die Hass und Angst säen

Von Antonia Steiger

Sie haben den Schuss gehört. Das gilt für die Wähler in Bayern wie auch für die im Landkreis Erding. Das gilt insbesondere für die Wähler zum Beispiel in Ottenhofen und Wartenberg mit einer Wahlbeteiligung von mehr als 84 Prozent. Sie zeigt, dass die Menschen begriffen haben, dass sie das Feld der Politik nicht denjenigen überlassen dürfen, die am lautesten schreien und Hass und Angst säen. Die Wähler aus dem bürgerlichen Lager, zu dem die Grünen schon lange gehören, sind aufgestanden, um die Parteien am Rand, am rechten Rand, in die Schranken zu weisen.

Es ist erfreulich, dass auch im Landkreis Erding die AfD, die sich schwer tut mit der Abgrenzung zum rechtsextremistischen Lager, nicht besser abschneidet als im bayerischen Durchschnitt. Sie hatte sich mehr ausgerechnet, waren im Landkreis doch früher auch die Republikaner stark. Nicht von ungefähr hat sich das Berliner Spitzenpersonal der AfD mehrfach in den Landkreis bequemt: Hier, so dachten sie, ließen sich besonders leicht Stimmen fangen. Dass dies nicht so ist, ist den Wählern zu verdanken, die sich weder vom schwachen Auftritt der Regierungsparteien in Berlin verschrecken haben lassen noch von der überselbstbewussten Selbstdarstellung der CSU auch im Landkreis Erding.

Auch hier verwechselt die CSU gerne einmal Regieren mit Beherrschen. Wer anderer Auffassung ist als der CSU-Kreisvorsitzende und Landrat Martin Bayerstorfer, kann schon mal zu spüren bekommen, welchen Apparat ein Landrat in Bewegung setzen kann, wenn er einem politischen Mitbewerber einen Denkzettel verpassen möchte. Zuletzt hat das der SPD-Politiker Heiner Müller-Ermann zu spüren bekommen: Weil er sich bei einer Gegendemo zu einer AfD-Veranstaltung abseits des Geschehens hinter einem selbstgemalten Plakat mit einem anderen unterhalten hatte, hatte ihn das Landratsamt - sprich dessen Leiter Bayerstorfer - wegen einer unangemeldeten Versammlung angezeigt. Diese Anzeige verpuffte, weil Müller-Ermann den Weg vors Gericht nicht gescheut hat.

Es ist ein unangenehmes Beispiel dafür, dass Politiker, wenn sie die Macht in Händen halten, politische Mitbewerber mit albernen, bisweilen böswilligen Attacken behelligen. Das kann den Wähler zur Verzweiflung bringen. Haben die denn keine größeren Probleme? Das mag sich mancher gedacht haben. Es sind der Glaube an die Demokratie und die Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Freiheit, was die Menschen an die Wahlurnen getrieben hat. Sie haben denjenigen, die diesen Glauben und diese Hoffnung in den Dreck ziehen wollten, entgegen gehalten: Mit uns nicht.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: