Kommentar:Distanz wahren

Der Freisinger AfD-Abgeordnete Johannes Huber macht es sich bequem, statt sich ernsthaft den Vorwürfen stellen

Von Clara Lipkowski

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Johannes Huber aus dem Landkreis Freising betont, er sei nicht rechtsextrem, und er legt Wert darauf, dass seine Parteikollegen dies auch nicht seien. Trotzdem gelangt er immer wieder in die Nähe von Kollegen, die rechten Kreisen zumindest zugeneigt sind. Von seinem Mitarbeiter im Bundestag, Tobias Teich, kursiert auf Facebook ein Foto, das ihn feixend mit einem Sympathisanten der Identitären Bewegung (IB) zeigt. Seit Huber für die AfD im Bundestag sitzt, arbeitet Teich ihm direkt zu, auf Hubers Wunsch. Huber kokettierte damit und bezeichnete ihn als seine "rechte Hand", nur um diesen Satz im nächsten Moment zurückzunehmen.

Nun kritisiert die Zeit, dessen Berliner Büroleiterin Linn Deborah Kuppitz stehe ebenfalls dem rechten Spektrum nahe. Zudem macht es Huber offenbar nichts aus, an Veranstaltungen teilzunehmen, die auch rechtsextreme Gruppen besuchen, wie bei einer Demonstration in Kandel am 3. März. Huber steht nach eigenen Angaben nicht in Kontakt mit diesen Gruppen. Warum sollte er also gar nicht erst teilnehmen?

Ganz einfach, um sich von Personen, die im Verdacht stehen, rechtem Gedankengut anzuhängen, zu distanzieren. Er könnte außerdem Mitarbeiter beschäftigen, die nicht dadurch auffallen, dass sie mit extremen Rechten sympathisieren, oder die sich nicht mit IB-Sympathisanten fotografieren lassen. Stattdessen stellt er sie ein, wie im Fall Teich oder verteidigt sie, wie im Fall Kuppitz, nennt die Vorwürfe eine "breit angelegte Kampagne" der Presse und anderer Parteien gegen die AfD.

So macht sich die AfD zum Opfer. Die Partei, die sich eigentlich als Repräsentant besorgter Bürger sieht, wird, so sagt sie immer, von der "Meinungsdiktatur" gemaßregelt. Das ist bequem, denn so müssen sich die AfD und auch Huber nicht ernsthaft den Vorwürfen stellen, dass sie sich mit rechtem Gedankengut in ihrer Partei nicht auseinandersetzen.

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