Kommentar:Der Erfolg hat viele Gründe

Die Langenpreisinger haben bei ihrem Dorfladen vieles richtig und besser als anderswo gemacht

Von Gerhard Wilhelm

Die Idee eines Dorfladens ist gut: Um wieder eine Einkaufsmöglichkeit im Ort zu haben, nachdem der letzte Supermarkt geschlossen worden ist, betreiben Bürger eben ein Geschäft in Eigenregie. Einfach umzusetzen ist diese Idee aber nicht. Schon oft sind Dorfläden mit großem Elan gestartet worden, doch schon oft mussten die Betreiber nach kurzer Zeit feststellen, dass die Sache schwieriger als gedacht war. Und manchmal hatten auch die Versicherungen, dass man den Laden natürlich unterstützen und regelmäßig dort einkaufen werde, ein sehr kurzes Haltbarkeitsdatum.

In Langenpreising wurde jedoch von Anfang an vieles richtig gemacht. Erstens haben sich die Bürger einen Profi ins Boot geholt. Unternehmensberater Wolfgang Gröll ist seit mehr als 20 Jahren im Geschäft und hat bereits bei der Gründung etwa 100 Dorfläden mitgewirkt. Zweitens wurde die Bevölkerung von Anfang an eng eingebunden. Es wurde ordentlich informiert, konkrete Wünsche abgefragt und viele Meinungen eingeholt. Und: Damit es nicht nur bei unverbindlichen Aussagen blieb, wurde eine Genossenschaft gegründet. Die Langenpreisinger wurden somit zu Mitbesitzern ihre Dorfladens, und wer Besitz hat, will ihn ungern wieder verlieren. 235 Anteilsnehmer bei knapp 2800 Einwohnern mag nicht viel erscheinen, ist aber eine solide Basis. Die Mindesteinlage von 250 Euro überforderte auch niemanden und kann sogar in Raten einbezahlt werden. Sofern nach der Anlaufphase Überschüsse erwirtschaftet werden, profitieren die Eigenkapitalgeber über Warengutscheine davon. Und es sieht gut aus, dass das bald passiert.

Ein dritter Punkt ist: Es wurde kein simpler Laden, denn im knapp drei Kilometer entfernten Wartenberg gibt es genügend Auswahl. Dank des kleinen Cafés ist der Dorfladen zu einem echten Treffpunkt im Ort geworden. Es ist einfach gemütlicher, dort zu sitzen, bei Kaffee und selbstgemachten Kuchen, anstatt in einer Wirtschaft, und man kann zu Fuß hingehen. Die nächsten Cafés sind nämlich erst im Nachbarort. Und in der Regel trifft man im Langenpreisinger Dorfladen immer jemanden zum Ratschen aus dem Ort, schließlich arbeiten viele Langenpreisinger im Laden.

Und nicht zuletzt: die Genossenschaft hat nicht nur auf Ehrenamtlichkeit gesetzt. Die Festangestellten des Langenpreisinger Dorfladens bilden eine solide Basis - und die keineswegs wenigen ehrenamtlichen Helfer unterstützen sie. In Langenpreising kam schließlich auch noch eine Prise Glück dazu: mit Ursula Rieger fand sich eine Frau aus dem Fach als Ladenleiterin, die den Job nicht nur als Job sieht, sondern als Aufgabe, die sie mit Leidenschaft, vielen Ideen und Einfühlungsvermögen anpackt.

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