Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Das richtige Forum

Die Probleme von Flüchtlingen und Helfern gehören in Stadt- und Gemeinderäten besprochen

Von Antonia Steiger

Es gibt kein besseres Forum als ein politisches Gremium wie den Stadtrat von Erding, um die Probleme der Flüchtlingshilfe in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Es geht dabei nicht nur um die schlechten Bedingungen, unter denen viele Flüchtlinge leben müssen, um die Hoffnungslosigkeit und die Einsamkeit, die von vielen Besitz ergreift. Es geht fast noch mehr darum zu erkennen, dass die Menschen, die den Flüchtlingen helfen, bald nicht mehr können. Sie sind erschöpft.

Alarmierende Signale gehen von den Worten aus, die am Dienstag im Rathauses zu hören waren: Die Helfer sind ausgebrannt, viele ziehen sich zurück, wenige kommen nach. Und die Akzeptanz für die Flüchtlingshilfe lässt nach. Wer sich engagiert, muss damit rechnen, dass ihm in der Familie und im Freundeskreis Unverständnis entgegenschlägt. Das ist ein Problem, das die Politik nicht alleine lösen kann, das ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft. Aber von der Politik müssen die richtigen Signale ausgehen, und das war am Dienstag auch der Fall. Selbstverständlich, der Hinweis auf die allgemeine Wohnraumknappheit durfte nicht fehlen, auch nicht die Aussage, dass sich andere vor ihren Aufgaben drücken. Dennoch: Jeder Redner drückte seinen Respekt aus für die Arbeit der Helfer. Jeder zeigte den Willen, dabei mitzuwirken, die Ehrenamtlichen bei ihre Arbeit zu unterstützen. Jetzt müssen Taten folgen, die Probleme müssen offen angesprochen werden. Es kann auch nicht schaden, wenn die Politiker sich einmal selbst in den Containern blicken lassen.

Eine Einladung haben sie bekommen.

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Quelle:
SZ vom 28.07.2017
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