Wer weiß heute schon zu sagen, wie lange das Durchgangszentrum für Flüchtlinge am Fliegerhorst Erding gebraucht wird. Niemand kann dazu eine vernünftige Prognose abgeben. Und auch wenn irgendwann sehr viel weniger Flüchtlinge an den bayerischen Grenzen ankommen, wird der Bund das mit viel Aufwand aufgebaute Registrierungs- und Verteilungszentrum kaum sofort wieder schließen. Der Bund wird seinen "Warteraum" zumindest noch im Bestand halten wollen, um gerüstet zu bleiben. Für die Stadt Erding, die auf dem Fliegerhorstareal nach Abzug der Bundeswehr einen neuen Stadtteil plant, ist das durchaus ein Problem.
Als die Auflösung des Fliegerhorstes verkündet wurde, rechnete man mit einem Abzug der Bundeswehr binnen sechs Jahren. Nun sieht es zwar eher danach aus, dass das erst 2021 der Fall sein wird. Doch das ist eine nur scheinbar lange Zeit. Einen ganzen Stadtteil zu planen und den Kauf riesiger Flächen zu finanzieren, ist eine Mammutaufgabe. Man braucht dazu nicht nur viel Vorlauf, sondern auch die Verlässlichkeit, zu konkreten Zeitpunkten loslegen zu können. Die Schaffung von Wohnraum, der angesichts des Flüchtlingszustrom dringender denn je ist, ist eine langwierige Aufgabe. Oberbürgermeister Max Gotz fordert deshalb zu recht, dass sich der Bund klar dazu äußert, wie lange der "Warteraum Erding" bestehen wird und dass ein Endzeitpunkt eindeutig vereinbart wird.
Das ist, auch wenn das Flüchtlingscamp noch nicht einmal eröffnet ist, keine vorschnelle Forderung. Sie ist es auch aus einem ganz anderen Grund nicht, der nichts mit den Planungen der Stadt Erding zu tun hat. Die Unterbringung einer großen Zahl von Flüchtlingen in alten Flugzeughallen und Volksfestzelten kann nur eine Notlösung sein. Deutschland - und nicht nur Erding - braucht auf Dauer bessere Konzepte.