Kommentar:Ausgebremst und gegängelt

Fälle wie der von Makka Zyazikova sind nicht nur beklagenswert, traurig und beschämend, sie sind große Ungerechtigkeiten

Von Florian Tempel

Die Art und Weise, wie die bayerische Bürokratie jungen Menschen wie Makka Zyazikova das Leben schwer macht, ist traurig und beschämend. Es ist nicht akzeptabel, dass die Ausländerämter im Freistaat notorisch Bundesrecht brechen, weil die Staatsregierung sie dazu angewiesen hat, die 3+2-Regelung und andere Bestimmungen des Bundes-Integrationsgesetzes falsch auszulegen. Auch das Verhalten der lokalen Behörden, die arg zögerlich Arbeits- oder Ausbildungserlaubnisse ausstellen, sie aber mit maximaler Schnelligkeit von heut auf morgen streichen, ist sehr beklagenswert. Nicht nur weil die jungen Menschen, sondern auch ihr Ausbildungsbetriebe und Arbeitgeber darunter leiden müssen. Der Duden nennt das Wort dafür: Es ist "Schikane", wenn Menschen unter "Ausnutzung staatlicher oder dienstlicher Machtbefugnisse (. . .) unnötig Schwierigkeiten bereitet werden".

Ein Fall wie der von Makka Zyazikova ist aber nicht nur beklagenswert, traurig und beschämend, er ist eine groteske Ungerechtigkeit. Die junge Frau ist als Jugendliche vor fünf Jahren mit ihrer Familie in den Landkreis Erding gekommen. Es muss, in jedem Fall, einen ganz großen Unterschied machen, ob sich einer selbst hierher aufgemacht hat oder als Kind von seine Eltern mitgebracht wurde. Der frühere US-Präsident Barack Obama hatte das erkannt, als er die Kinder von illegalen Einwanderern in den USA einen legalen Aufenthaltsstatus und somit eine Lebensperspektive ermöglichte. Donald Trump ist gerade dabei, Hunderttausenden das wieder wegzunehmen. Ganz ähnlich agieren bayerische Ausländerämter, die Heranwachsende mit bürokratischen Mitteln frustrieren, statt ihnen eine positive Lebensperspektive aufzuzeigen.

Das ist das Bittere: Junge Menschen, die mit Optimismus und Zielstrebigkeit ihr Leben selbst in die Hand nehmen und dabei auch noch beste Leistungen bringen, werden von Behörden ausgebremst und gegängelt. Worauf sollte denn das alles im Fall der Makka Zyazikova hinauslaufen? Gibt es denn in der Erdinger Ausländerbehörde etwa die Überlegung, die junge Frau müsse in einem halben Jahr oder sonst wann Deutschland wieder verlassen? Die Vorstellung, dass in den Augen bayerischer Bürokraten selbst jemand wie Makka Zyazikova bei uns in Deutschland keine sichere und dauerhafte Perspektive haben darf, ist kafkaesk verstörend.

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