Klinikum im Landkreis Erding:Die Lage ist stabil

Klinikum Erding

Corona sorgt für stürmische Zeiten. Das Klinikum Landkreis Erding hält laut Krankenhausdirektion aber seine Leistungsfähigkeit aufrecht.

(Foto: Stephan Görlich)

"Nicht überlastet, aber belastet": Das ist Stand der Dinge. Auf der Isolierstation liegen neun Covid-Patienten. Nicht wenige erfahren erst durch den Schnelltest bei der Aufnahme von ihrer Infektion.

Von Regina Bluhme, Erding

Täglich meldet die Pressestelle des Landratsamts Erding neben der Inzidenzzahl auch die Belegung des Klinikums Landkreis Erding mit Covid-19-Patienten und -Patientinnen. Noch sei die Lage stabil, "nicht überlastet, aber belastet", sagt Rainald Kaube, ärztlicher Leiter Krankenhauskoordinierung für die Landkreise Erding, Freising und Ebersberg. Wie sich die hochansteckende Omikron-Variante auswirken wird, werde sich allerdings erst in zwei, drei Wochen zeigen. Stand Dienstag lagen im Klinikum Erding neun Corona-Patienten und -Patientinnen auf der Isolierstation, eine Person befand sich unter Beatmung auf der Intensivstation. Aber wann landet eigentlich ein Corona-Infizierter im Krankenhaus?

Diese Frage beantwortet der Erdinger Krankenhausdirektor Dirk Last zunächst einmal grundsätzlich: Eine stationäre Aufnahme erfolgt, wenn alle Möglichkeiten der ambulanten Aufnahme ausgeschöpft sind, schreibt Last auf Nachfrage. Die Palette der Symptome ist breit: Fieber, Husten oder grippale Symptome bis hin zu Atemnot und Durchfällen. Eine Einweisung ins Krankenhaus liege aber meist nicht an Corona alleine, es kämen mehrere Faktoren zusammen, zum Beispiel Vorerkrankungen, erklärt Rainald Kaube. So müsse unter Umständen ein Corona-Patient mit Asthma schon bei leichter Temperatur aufgenommen werden. Es werden aber auch Notfälle ins Klinikum eingeliefert, bei denen sich erst nach dem obligatorischen Schnelltest eine Corona-Infektion herausstellt. "Die wenigsten kommen wegen Corona, sondern mit Corona", so Kaube. Manchmal ist das Personal vorgewarnt, denn seit Kurzem sind die Rettungswägen in Kaubes Zuständigkeitsbereich mit Schnelltests ausgestattet, initiiert vom ärztlichen Leiter Rettungsdienst, Andreas Donhauser. "Das hat nicht jeder in Bayern", sagt Kaube. Er betont aber auch, dass die Tests nur zum Einsatz kommen, wenn ein Verdacht aufgrund entsprechender Symptome vorliegt.

Alle Corona-Infizierten werden sofort isoliert, damit sich der Virus im Haus ja nicht ungehindert ausbreitet. Die Hygienemaßnahmen sind auf der Station "nochmals deutlich verschärft", so Dirk Last, zum Beispiel muss das Pflegepersonal Schutzkleidung tragen. Wie der Erdinger Krankenhausdirektor weiter mitteilt, wurden bislang auf der Isolierstation Patienten im Alter von 19 bis 100 Jahren behandelt. Zu Beginn waren es hauptsächlich Ältere; seit die Risikogruppen vermehrt geimpft sind, werde der Anteil von Patienten und Patientinnen unter 60 Jahren aber immer größer, so Last. Und: Der überwiegende Teil der stationär aufgenommen Corona-Infizierten sei ungeimpft, ist bei Rainald Kaube zu erfahren.

Ein wenig knifflig wird es, wenn Patienten und Patientinnen weiter isolierpflichtig sind, also noch ansteckend sind, aber keine akute stationäre Krankenhausbetreuung mehr benötigen - die jedoch zu Hause keine Familienmitglieder anstecken wollen oder die in einem Heim leben, das nicht ausreichend Isoliermöglichkeiten hat. Für sie gibt es sogenannte Entlastungseinrichtungen (zu Beginn noch mit der schrecklich technokratischen Bezeichnung "Abstromeinrichtungen" versehen). In Kooperation mit dem Rettungszweckverband Erding hält eine Rehaklinik in Ingolstadt Plätze vor. Dieses Angebot musste laut Kaube aber bisher "relativ wenig" genutzt werden.

Es ist ja noch gar nicht so lange her, da waren in der vierten Welle die Intensivstation so voll, dass Patienten Hunderte Kilometer weit weg in weniger belastete Kliniken gebracht oder gar ausgeflogen werden mussten. "Diesen Druck haben wir gerade nicht", betont Rainald Kaube. Doch die hochansteckende Omikron-Variante lässt die Fallzahlen steigen und auch die Ausfälle im Bereich des Personals wegen Erkrankung oder Quarantäne. Auch das Klinikum habe mit Ausfällen zu kämpfen, schreibt der Erdinger Krankenhausdirektor. Da aber die meisten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen geboostert seien, könnten sie, sofern sie keine Symptome zeigten, weiterarbeiten. "Dieser Umstand hilft uns derzeit unsere Leistungsfähigkeit aufrechterhalten zu können." Aktuell würden alle Operationen, die keine intensivmedizinische Versorgung benötigten, durchgeführt - sofern die Ressourcen für die Covid- und Notfallversorgung nicht tangiert würden.

Laut Pressestelle des Landratsamts sind von Montag auf Dienstag zu den bestätigten Corona-Fällen im Landkreis Erding 214 neue Fälle hinzugekommen (Altersspanne zwischen null und 83 Jahren). Der Spitzenreiter ist wieder die Große Kreisstadt mit 58 Fällen, gefolgt von Dorfen und Taufkirchen mit je 19 und Oberding mit 18. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Erding auf 100 000 Einwohner betrug Stand Dienstag nach offiziellen Angaben des RKI 1 393,9. Wie immer eine Momentaufnahme. Am Vortag stand der Wert noch bei 1 473,1 und damit lag der Landkreis bundesweit auf Platz 11, vor München. Dafür schoss am Dienstag der Landkreis Dachau mit einer Inzidenz von 1790,3 nach oben auf bundesweit Platz 7.

Insgesamt sind bisher 233 340 Impfungen im Landkreis verabreicht worden; rund 68,8 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Bei den über 12-Jährigen liegt die Impfquote bei 77,3 Prozent. Rund 49 900 Menschen haben bisher eine Auffrischungsimpfung erhalten. Markus Marschall, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands, macht sich allerdings Sorgen um das Impftempo. Die Nachfrage sei in letzter Zeit leider wieder abgeflacht.

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