Omikron im Landkreis:Neue Welle, neue Probleme

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Schwere Zeiten liegen hinter Krankenhäusern wie der Kreisklinik Ebersberg. Dass es mit Omikron wieder so schlimm wird, damit rechnet keiner. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Krankenhauskoordinator Rainald Kaube erwartet, dass die Virusvariante weniger schwere Erkrankungen verursache. Die neue Herausforderung bestehe jedoch darin, den Ausfall von viel Klinikpersonal zu kompensieren.

Von Florian Tempel, Erding

Rainald Kaube, der Krankenhauskoordinator für die Landkreise Erding, Freising und Ebersberg, war schon mal angespannter. Insbesondere die vierte Pandemiewelle hatte ihn und das gesamte Personal in den drei Kreiskrankenhäusern massiv gefordert. "Wir sind nicht an der Belastungsgrenze, sondern schon weit drüber", hatte er Anfang November gesagt, als alle Betten auf den Intensivstationen durchgehend belegt waren. Nun rollt die fünfte, die Omikron-Welle, die manche angesichts der extrem steil ansteigenden Inzidenzkurve auch als Wand bezeichnen. Doch die Erfahrungen in den schon früher von der Omikron-Variante des Coronavirus betroffenen Ländern stimme zumindest in einem Punkt zuversichtlich, sagt Kaube: "Wir glauben nicht, dass wir wieder von Intensivpatienten überrannt werden."

In der gerade erst abgeklungenen vierten Welle war genau das das größte Problem: Die Intensivstationen waren so voll, dass Patienten Hunderte Kilometer weit weg in weniger belastete Kliniken gebracht werden mussten. Die Krankentransporte von zwei schwerkranken Patienten, die von Erding und Freising aus mit einem Helikopter und einem Sanka nach Bozen und Meran verlegt wurden, waren Aufsehen erregend. Die Erding-Südtirol-Connection war eine lokale Eigenleistung und fand noch vor Beginn der innerdeutschen Verlegungen nach dem offiziellen Kleeblatt-System statt. Erst von Ende November an wurden dann aus ganz Bayern circa 50 Intensivpatienten in Krankenhäuser in anderen Bundesländern gebracht. Aus Oberbayern waren es zwei Dutzend, aus den Landkreisen Erding, Freising und Ebersberg immerhin eine Handvoll. Dieses Kapitel der Pandemiebewältigung ist vorbei, alle verlegten Patienten sind wieder zurück in der Heimat. Doch schon müssen sich die Kliniken auf neue Herausforderungen gefasst machen.

Auch wenn die Inzidenzwerte noch nicht so exorbitant hoch sind wie in vielen anderen Ländern, ist auch hier Omikron längst angekommen. "Man kann davon ausgehen, dass alles, was nun dazu kommt, Omikron ist", sagt Kaube. Die Delta-Varianten komme in Oberbayern so gut wie gar nicht mehr vor. In den vergangenen Woche schloss sich an jeden positiven PCR-Test auch eine Virusvariantenuntersuchung an, "weil man wissen wollte, wie die Dynamik ist". Dass Omikron das Infektionsgeschehen komplett übernommen hat, ist aber nicht nur anhand der Testungen deutlich geworden. Seit Jahresende erkranken wieder wesentlich mehr Menschen an Corona, da die Omikron-Varianten so extrem ansteckend ist. "Auch auf uns kommen noch ganz neue Inzidenzwerte zu, weil die Schulen und Kitas wieder auf sind und überall getestet wird", sagt Kaube. Schon jetzt müssen wieder immer mehr Corona-Infizierte ins Krankenhaus. "Bei uns zieht es seit Neujahr durchgehend an", sagt Kaube, "nicht so, dass es Probleme macht, aber man sieht eine klare Bewegung." Am Höhepunkt der vierten Welle Ende November, Anfang Dezember mussten in den drei Kreiskrankenhäusern, für die Kaube zuständig ist, 77 Covid-Patienten gleichzeitig behandelt werden. An Weihnachten und Silvester war mit 23 Patienten ein vorübergehender Tiefstand erreicht. Am Montag befanden sich bereits wieder 44 Erkrankte auf den Corona-Stationen, von denen jedoch nur drei Intensivbehandlung benötigten.

Aber auch wenn es nicht so viele schwere Verläufe geben wird, könnten die Krankenhäuser schon bald "ein großes Problem bekommen", sagt Kaube: wenn sich ein großer Teil des Klinikpersonal infiziert oder in Quarantäne muss, also so oder so ausfällt. Er selbst war über Weihnachten zwei Wochen in Quarantäne. Kaube ist dreimal geimpft und war nicht erkrankt, sondern Kontaktperson eines Infizierten. Die neuen Quarantäneregeln sehen vor, dass man als Kontaktperson nach zehn und mit einem negativen Test schon nach sieben Tagen wieder aus der Quarantäne darf. Wenn bald massenhaft Klinikpersonal ausfallen sollte, aber viele nach einer, statt nach zwei Wochen zurück an die Arbeit gehen können, dann "entlastet das uns".

Eines müsse, sagt Kaube zum Schluss, auch wenn es schon hundertmal gesagt sei, unbedingt erneut in der Zeitung stehen: "Zwei Dinge helfen: Impfen und die FFP2-Maske richtig aufsetzen."

© SZ vom 11.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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