Klinikum Erding:Neustart mit mehr Personal

Klinikum Erding: Die Notaufnahme am Klinikum Erding: Kein Notfallpatient dürfe abgewiesen werden, sagt Landrat Martin Bayerstorfer.

Die Notaufnahme am Klinikum Erding: Kein Notfallpatient dürfe abgewiesen werden, sagt Landrat Martin Bayerstorfer.

(Foto: Renate Schmidt)

Der erstmals öffentlich vorgestellte Wirtschaftsplan für das Krankenhaus sieht eine deutliche Aufstockung der Zahl der Beschäftigten vor. In den kommenden fünf Jahren wird weiterhin mit Millionenverlusten gerechnet

Von Florian Tempel, Erding

Das Jahr 2018 soll "eine Art Neustart" für das Klinikum Erding und seine Filiale in Dorfen werden. So sah das nicht nur Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), als an diesem Montag erstmals der Wirtschaftsplan des Krankenhauses öffentlich in einer Kreistagssitzung vorgestellt wurde. So sahen es auch die Kreisräte aller Fraktionen. Sie billigten einstimmig den von Klinikvorstand Sándor Mohácsi vorgelegten Wirtschaftsplan. Eines bleibt jedoch beim alten: Auch im laufenden Jahr wird das Klinikum wieder Verluste machen. Diesmal richtet man sich auf 2,4 Millionen Euro ein, immerhin eine halbe Million weniger als im vergangenen Jahr. Auch in den näheren Zukunft bis 2022 hat Mohácsi weitere Millionenverluste eingeplant. Wann die Zeit der Defizite vorbei sein könnte, ist offenbar nicht absehbar.

Es gab keine Änderungswünsche

Die öffentliche Vorstellung des Wirtschaftsplans sei ein "entscheidender Punkt" der im Dezember so eilig beschlossenen Satzungsänderung für das Kommunalunternehmen Klinikum Landkreis Erding, sagt Bayerstorfer. Bislang waren die Zahlen und Daten des Krankenhauses Geheimsache. Nun aber durfte jeder Kreisrat erstmals Fragen zum Wirtschaftsplan stellen und Anmerkungen machen. Der Kreistag hätte sogar über Änderungen abstimmen können. Es gab freilich keine Änderungswünsche.

Landrat Bayerstorfer zeigte sich grundsätzlich zufrieden mit der Entwicklung des Krankenhauses: "Wir konnten schon viel erreichen und wir haben noch vieles vor." Der "Kernsatz" für dieses Jahr sei, "dass wir das Klinikum Landkreis Erding mit mehr Personal weiterentwickeln". Die Zahl der Mitarbeiter sei mit 1020 Beschäftigten, die zusammengerechnet 680 Vollzeitstellen ausfüllen, "so groß wie noch nie". Im Vergleich zu 2017 kommen 35,6 Vollzeitstellen dazu. Vielen Kreisräten fiel jedoch auf, dass ausgerechnet bei den Pflegekräften ein Minus von 188,2 auf 187,3 Vollzeitstellen vorgesehen ist. Dieses werde aber durch deutlich mehr Mitarbeiter im sogenannten Wirtschafts- und Versorgungsdienst ausgeglichen, so die Erklärung der Klinikleitung. Mitarbeiter des Wirtschafts- und Versorgungsdienst bringen Patienten beispielsweise Essen und Getränke und entlasten somit die Pfleger, die sich dann auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren könnten.

Notaufnahme bekommt eigenen ärztlichen Leiter

Konkrete Neuerungen im medizinischen Angebot des Klinikums sind 2018 nicht geplant. 2017 kamen die Schmerztherapie und das Schlaflabor in Dorfen dazu, die weiter etabliert und aufgebaut werden sollen. Die Notaufnahme erhält zum 1. April einen eigenen ärztlichen Leiter. Ein erster Versuch, die Notaufnahme organisatorisch neu aufzustellen, war vor zwei Jahren gescheitert. Eher unkonkret sprach Bayerstorfer davon, dass er die Kooperation mit der privaten Airportklinik am Münchner Flughafen und mit der Klinik Wartenberg ausloten und verbessern wolle. Das Dialysezentrum soll ausgebaut werden, wobei es keine Abteilung des Klinikums ist. Der externe Betreiber, das Kuratorium für Heimdialyse, werde ein neues Gebäude auf dem Klinikgelände bekommen - entweder werde das KfH selbst bauen oder der Landkreis den Bau hinstellen und ans KfH vermieten, so Bayerstorfer.

Klinikchef Mohácsi rechnet in 2018 mit etwa 1300 mehr stationären Patienten als im vergangenen Jahr. Die enorme Steigerung um 8,2 Prozent auf 17 000 Patienten hält er für realistisch, gerade weil die Patientenzahlen zuletzt zweimal in Folge zurück gegangen waren. 2016 sei ein unerwartet milder Winter und 2017 die zwischenzeitliche Schließung der Kreißsäle dafür verantwortlich gewesen. Ohne solche außergewöhnlichen und unvorhersehbaren Umständen müsste es nun aber nach oben gehen. Gleichwohl reichten die erwarteten Mehreinnahmen noch nicht für ein profitablen Betrieb aus.

Klinik Dorfen müsse erhalten bleiben, sagt Bayerstorfer

Bayerstorfer sagte, vier Punkte, auf die man nicht verzichten wolle, machten es so schwer: Die Notaufnahme müsse sein, kein Notfallpatient dürfe abgewiesen werde; die mit viel Anstrengung wiedereröffnete Geburtshilfeabteilung sei ebenso unverzichtbar; auch die Klinik in Dorfen müsse erhalten bleiben; und am Zwei-Bett-Standard - anderswo liege man zu dritt in einem Zimmer - werde nicht gerüttelt.

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