Klinikum Erding:Demenzbetreuung im Krankenhaus

Die Pflegedirektorin präsentiert die Grundzüge eines Konzepts, wie man verwirrten Patienten einen stationären Aufenthalt erleichtern kann. Die Finanzierungsfrage soll im kommenden Jahr geklärt sein

Von Florian Tempel, Erding

Wenn an Demenz erkrankte Menschen ins Krankenhaus müssen, ist das für sie eine besonders schwierige Situation. Herausgerissen aus ihrer gewohnten Umgebung brauchen verwirrte Patienten bei intensive Betreuung. Die das normale Pflegepersonal nicht einfach nebenbei leisten kann. Der Krankenhausausschuss des Kreistags hat deshalb einstimmig beschlossen, dass im Klinikum Erding ein Konzept zur Unterstützung der Pflegekräfte bei der Betreuung demenzkranker Patienten erarbeitet werden soll.

Pflegedirektorin Gertrud Fries-Ott konnte dem Krankenausschuss am Mittwoch schon die Grundzüge des geforderten Konzepts vorstellen. Während eine besondere Betreuung und Beschäftigung von Demenzkranken in Pflegeheimen durch spezielle Mitarbeiter bereits "weitgehend umgesetzt" sei, gebe es solches Betreuungspersonal in Krankenhäusern derzeit noch nicht, erläuterte sie. Das liege vor allem an der noch ungeklärten Finanzierung. Die Krankenversicherungen zahlen für demenzkranke Patienten keinen Zuschlag, mit dem die Kliniken deren besondere Betreuung finanzieren könnten. Ob und wie die Pflegeversicherungen in die Pflicht genommen werden müssten, ist eine bislang unbeantwortete Frage. Fries-Ott sagte jedoch, die bayerische Staatsregierung arbeite an der Sache und sie gehe davon aus, dass es im kommenden Jahr eine Finanzierung oder zumindest Förderprogramme für Demenzbetreuer in Krankenhäusern geben werde.

Fries-Ott hat konkrete Vorstellungen, was man im Klinikum Erding für Demenzkranke tun sollte: "Es ist wie eine Tagespflege im Krankenhaus." Als erstes möchte sie ein Vierbettzimmer auf einer bestimmten Station zu einem Aufenthaltsraum umgestalten. Zwei Betreuer sollten dort tagsüber für sechs bis acht Demenzkranke da sein. Der Raum bräuchte einige spezielle Möbel, sowie Spiele, Bälle und andere Kleinigkeiten. Alles in allem wäre das für knapp 16 000 Euro zu haben. Die Kosten für vier Betreuungskräfte - damit jeden Tag in der Woche Betreuung von 8 bis 18 Uhr möglich ist - sind nach Fries-Otts Berechnung mit fast 116 000 Euro pro Jahr sehr viel höher.

Die Pflegedirektorin räumte ein, dass ein Raum im Krankenhaus in Erding wohl nur ein Anfang sein könnte. "Wenn das gut läuft, werden wir weiter machen", und als nächstes auch eine Demenzbetreuung in der Klinik Dorfen einrichten. Da der Bedarf in Erding womöglich größer ist, kann wiederum dort nachgebessert werden. Sie glaube jedoch, sagte Fries-Ott, dass schon der erste Betreuungsraum auf einer Station positive Wirkung für das ganze Haus entfalten werde. Das Pflegepersonal sehe die Wichtigkeit der Demenzbetreuung, verfolge die Entwicklung sehr genau und mit großem Interesse.

Vertreter aller Fraktionen unterstützen die Ideen. Michaela Meister (SPD) und Ursula Frank-Mayer (Grüne) wunderten sich allerdings, dass das Thema auf einen CSU-Antrag hin bearbeitet wurde, obwohl von der Existenz dieses Antrags bislang gar nichts bekannt war. CSU-Vertreter erwiderten, es sei doch gut, dass bei diesem wichtige Thema alles so schnell gehe.

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