Klinikum Erding:Ausbau gestoppt

Die Pläne für einen 34 Millionen Euro teuren Neubautrakt sind vorerst auf Eis gelegt. Der Verwaltungsrat scheut die seit Langem angekündigten Millioneninvestitionen angesichts der hohen laufenden Verluste

Von Florian Tempel, Erding

Die seit Jahren geplante und angekündigte Erweiterung des Klinikums Erding mit einem Neubautrakt ist vorerst gestoppt. Das hat offenbar vor allem politische Gründe. Der mit Kreisräten aller Fraktionen besetzte und von Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) geleitete Verwaltungsrat des Klinikums scheut davor zurück, einen zweistelligen Millionenbetrag zu investieren, während das Klinikum hohe Verluste macht. 2016 hat das Krankenhaus ein Defizit von 3,3 Millionen Euro ausgewiesen, für dieses Jahr wird ein noch höhere Fehlbetrag befürchtet. Dass wegen Hebammenmangels seit Juni im Klinikum keine natürlichen Geburten mehr möglich waren - am 20. November wird die Geburtshilfe wiedereröffnet -, hat die Stimmung bei den politisch Verantwortlichen ebenfalls beeinträchtigt.

Nach Informationen der SZ waren für den Neubautrakt 34 Millionen Euro Baukosten veranschlagt. Da der Freistaat 21 Millionen Euro Zuschüsse zugesagt hatte, müsste der Landkreis 13 Millionen selbst tragen. Die Klinikleitung wollte diesen Zahlen nicht bestätigen. Klinikvorstand Sándor Mohácsi, der seit Jahren den Kurs des "Gesundwachsens" für das Klinikum propagiert, räumte nur ein, dass die seit Langem gehegten Ausbaupläne derzeit "auf Eis" lägen. Das Konzept eines Neubautrakts war vom bayerischen Gesundheitsministerium und der Regierung von Oberbayern bereits abgesegnet und zum größten Teil als förderungsfähig eingestuft worden.

Klinikum Erding: Das Klinikum Erding sollte sich eigentlich "gesund wachsen", doch das will bislang nicht so recht klappen.

Das Klinikum Erding sollte sich eigentlich "gesund wachsen", doch das will bislang nicht so recht klappen.

(Foto: Peter Bauersachs)

Die Pläne für eine Erweiterung des Klinikums wurden mehrmals überarbeitet. Vor fünf Jahren war Bayerstorfer vehement für einen großen Wurf. In einem SZ-Interview sagte er damals: "Wir wollen Strahlentherapie, ein Dialysezentrum und weitere OP-Säle. Dafür müssen wir baulich erweitern. Ich habe schon die ersten Bedenkenträger gehört, die sagen, soll der Landkreis das alles überhaupt übernehmen. Aber da muss ich sagen, ja Leute, was ist die Alternative? Wollt ihr das alles nicht?" Von diesem ersten Konzept ist nicht mehr viel übrig.

Der Betreiber des Dialysezentrums, das in den Räumen des Klinikums gewissermaßen nur zur Untermiete ist, ist nach SZ-Informationen bereits auf der Suche nach größeren Räumlichkeiten außerhalb des Krankenhauses. Die Strahlentherapie für Krebskranke wurde ganz aus den Erweiterungsplänen gestrichen. Auch aus einem modernen Hybrid-OP-Saal, in dem die Ärzte während einer Operation den Patienten mit einem Computertomografen durchleuchten können, ist nichts geworden. Dabei hatte Bayerstorfer einst gesagt, "ein Hybrid-OP ist etwas, das wir unbedingt brauchen". Der Hybrid-OP sollte in einem "Betreibermodell" angeschafft werden. Etwa so: Ein Unternehmen richtet den OP-Saal auf eigene Kosten ein und vermietet ihn dann für jede einzelne Operation. So wollte man sich die Investitionskosten sparen. Nach der Ausschreibung wurde indes klar, dass die Benutzungskosten zu hoch wären. Für Thomas Bauer, CSU-Fraktionsvorsitzenden im Kreisrat, Verwaltungsratsmitglied und HNO-Arzt im Hauptberuf, ist das ein entscheidender Punkt: Jede Investition ziehe laufende Betriebskosten nach sich und sei immer ein unternehmerisches Risiko - die Investition könnte statt zu den erhofften Gewinnen auch zu weiteren Verlusten führen.

Sandor Mohacsi

Sándor Mohácsi, Vorstand des Klinikums.

(Foto: Stephan Goerlich)

In den auf Eis gelegten Plänen ist der Hybrid-OP-Saal noch immer enthalten. Dazu sollten im Neubau die Tagesklinik für Schmerztherapie und eine Tagesklinik für psychisch Kranke untergebracht werden. Die psychiatrische Tagesklinik wäre eine Außenstelle der kbo-Klinik Taufkirchen. "Dieses Vorhaben wird vom Klinikum sehr begrüßt und befürwortet", sagt Mohácsi, da jedoch "derzeit keine Flächen für diese Einrichtung zur Verfügung stehen, konnte sie noch nicht realisiert werden." Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der kbo-Kliniken, Margitta Borrmann-Hassenbach, sagte deshalb, man müsse nun überlegen, die Tagesklinik für 20 Patienten woanders als am Klinikum einzurichten: "Letztendlich müssen wir eine zuverlässige Aussage bekommen, ob der Anbau kommt oder nicht."

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