Süddeutsche Zeitung

Klinik Wartenberg:Anerkennung in schweren Zeiten

Das Haus achtet auf seine Mitarbeiter und hat dafür einen Preis bekommen

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Die Klinik Wartenberg hat den Preis "Gesunde Pflege" der AOK Bayern für ihre "gesunde und nachhaltige" Arbeitsorganisation in der Pflege erhalten. Eine Anerkennung, die für Pflegedienstleiter Norman Daßler und Geschäftsführer Constantin von Stechow ein Zeichen dafür ist, wie sie sagen, dass sie auf dem richtigen Weg seien. Denn die Corona-Pandemie belastet auch die Fachklinik für Geriatrische Rehabilitation in Wartenberg personell und wirtschaftlich.

Nach den Covid-19-Fällen Anfang des Jahres arbeite man derzeit eng mit den anderen Kliniken im Rettungsdienstzweckverband zusammen, sagt von Stechow. Man übernehme von dort Patienten, um deren Häuser zu entlasten. Das habe man zwar früher auch gemacht, aber jetzt in größerem Umfang. "Allerdings nur Covid-19-negative Patienten", sagt von Stechow. Als Haus, zumal mit Palliativstation, das auf die Behandlung älterer Menschen spezialisiert sei, müsse man auf diese sehr gefährdeten Patienten besonders aufpassen, sagt der Geschäftsführer. Aktuell übernimmt die Wartenberger Klinik nur Patienten, die ebenfalls bereits älter sind, weil für sie die Expertise der Klinik Wartenberg sehr gefragt sei. In welchem Umfang die Aufnahme erfolgen könne, hänge von der Situation an den anderen Kliniken ab.

Der bundesweite Mangel an Pflegekräften hat auch die Klinik Wartenberg erfasst. "Wegen Personalengpässen sind nicht alle Betten belegt", sagt von Stechow. Die Klinik ist auf der Suche nach Mitarbeitern, sie bietet auf ihrer Homepage 29 offene Stellen an. Vom Stationsarzt in Vollzeit oder Teilzeit für die Palliativstation mit zwölf Betten, einer leitende Oberärztin oder einem leitenden Oberarzt für innere Medizin über mehrere Gesundheits-, Krankenpflege- und Altenpflegehelfer bis zur Küchenhilfe und Diätassistenten. "Wir bekommen aber auch weniger Patienten, weil viel Operationen abgesagt werden." Mit dem Problem, dass Personal fehlt, müsse sich jede Klinik rumschlagen, sagt von Stechow.

Was das Thema Impfpflicht betrifft, wartet der Geschäftsführer die Entscheidung der Politik ab. Schon Mitte Dezember könnte eine bundesweite "einrichtungsbezogene" Impfpflicht beschlossen werden. In der Klinik gibt es diese derzeit nicht, sagt von Stechow. "Wir gehen aber davon aus, dass mehr als achtzig Prozent der Mitarbeiter geimpft sind."

Corona hat auch wirtschaftlich seine Spuren in der Klinik hinterlassen. 2020 habe es noch staatliche Ausgleichsprogramme gegeben. "Die sind aber in diesem Jahr ausgelaufen. Dadurch haben wir in diesem Jahr wirtschaftliche Schwierigkeiten. Es wäre schön, wenn der Staat sich da noch was einfallen lässt. Momentan gibt es nur zusätzliche Gelder, wenn man in die Versorgung von Covid-19-Patienten eingebunden ist. Aber das reicht trotzdem nicht aus", sagt der Klinik-Geschäftsführer. Aus hygienischen Gründen habe die Klinik in den Hochphasen der Pandemie nur sehr wenige Doppelzimmer belegt. Bei der Belegung gebe es Wartezeiten, bis ein negatives PCR-Testergebnis vorliege. Erst dann nehme die Klinik Patienten auf. "Die Pandemie hat uns Probleme bereitet, vor allem beim Personal. Das fängt an bei Mitarbeitern, deren Kinder in Quarantäne müssen, oder die selber betroffen sind. Es fehlt einfach Personal."

Umso größer ist die Freude über den Preis "Gesunde Pflege" der AOK. "Die Auszeichnung, gemeinsam mit der erfolgreichen Re-Zertifizierung als 'Gesundes Unternehmen' mit Silber-Status im Juli, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind, die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu stärken und uns als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren", sagt Pflegedienstleiter Norman Daßler, der gemeinsam mit Christian Walther für das BGM-Programm im Haus verantwortlich ist. Überzeugt hat die Jury laut Mitteilung die Auseinandersetzung der Klinik mit dem Thema Chronobiologie. Im Rahmen des innovativen Projekts versucht die Klinikleitung, die individuellen Chronotypen der Mitarbeiter, also die "innere Uhr", in der Schichtplangestaltung zu berücksichtigen und so positive Effekte hinsichtlich Tagesmüdigkeit, Schlafqualität und persönlichem Wohlbefinden zu erzielen.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2021
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