Süddeutsche Zeitung

Klinik Dorfen:Anonym und hintenrum

Ein Kritiker macht über den Bund der Steuerzahler gegen die Klinik Dorfen Stimmung

Von Florian Tempel, Dorfen

Der Krankenhausausschuss des Kreistags hat vor einem halben Jahr beschlossen, die Klinik Dorfen auszubauen. Geplant sind vier Bauteile nördlich des Bestandsgebäudes und des benachbarten Ärztehauses mit vier speziellen Nutzungen sowie eine Tiefgarage: der Neubau der Dorfener Rettungswache, ein Personalwohngebäude mit 24 Apartments sowie Neubauten mit Platz für eine psychiatrische und eine geriatrische Tagesklinik. Insgesamt geht es um 4570 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, für die als reine Baukosten 16,1 Millionen Euro veranschlagt werden. Über die Sinnhaftigkeit des Ausbaus in Dorfen bestand im Landkreis bislang große Einigkeit. Jedenfalls meldete sich keiner, der das Vorhaben öffentlich in Frage stellte. Nun hat aber ein anonymer Kritiker den Weg hintenrum über den Bund der Steuerzahler gewählt.

Der Kritiker hat dem Steuerzahler-Verein einen ausführlichen Brief geschrieben, in dem er vor einer angeblichen Steuerverschwendung warnt. Der Bund der Steuerzahler hat daraufhin Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) angeschrieben, ihm über die Kritik berichtet und zugleich nachgefragt, wie er die Sache sehe. Bayerstorfer hat das getan, unaufgeregt und sachlich. Alles in allem ein zwar bemerkenswerter, aber bislang harmloser Vorgang.

Zum Aufreger wurde die Sache erst durch einen Bericht des Erdinger Anzeigers, der das Ganze etwas zuspitzte und schrieb: "Der Bund der Steuerzahler hat die Klinik Dorfen ins Visier genommen. Er stellt die Frage, ob es (noch) vertretbar sei, öffentliche Gelder in ein so kleines Krankenhaus zu stecken." In der Korrespondenz des Bunds der Steuerzahler mit Bayerstorfer, die das Büro des Landrats der SZ zur Einsicht zukommen ließ, findet sich jedoch gar keine derartige Kritik.

Im dem Schreiben wird zunächst detailliert und zutreffend ausgeführt, um welches Projekt es sich handelt. Weiter heißt es: "In diesem Zusammenhang erreichte uns auch eine kritische Zuschrift, deren Inhalt wir Ihnen nicht vorenthalten wollen." Es folgt der Inhalt des Briefs des anonymen Kritikers an den Bund der Steuerzahler. Dieser enthält mehrere Kritikpunkte. Die Klinik Dorfen sei mit 40 Betten sehr klein, eine Erweiterung wäre am Haupthaus in Erding besser, falls das Haus in Dorfen aus wirtschaftlichen Gründen doch irgendwann geschlossen werden müsse. Außerdem sei das Klinikgebäude mit mehr als 90 Jahren sehr alt. Ein Personalwohngebäude sei nicht notwendig, da an der Klinik Dorfen eh nur zehn Ärzte und 25 Pflegekräfte arbeiteten. Zudem missfällt dem Kritiker, dass der Landkreis alles selbst bezahlen wolle und es - im Gegensatz zu anderen Klinikerweiterung andernorts - keine staatliche Förderung gebe.

Der Bund der Steuerzahler greift diese Kritik zwar auf, schließt sich ihr aber nicht an. Vielmehr heißt es: "Sehr geehrter Herr Landrat, wir wissen nicht, inwieweit der geschilderte Sachverhalt zutreffend ist und wären Ihnen daher sehr verbunden, wenn Sie uns hierzu Ihre Stellungnahme zukommen lassen könnte."

In Bayerstorfers Antwortschreiben weist dieser die vom ungenannten Kritiker angeführten Punkte zurück. Zur Einleitung schreibt er: "Generell möchte ich die Aussage, dass 'das Haus', also das Bestandsgebäude der Klinik Dorfen als solches, erweitert werden soll, relativieren." Es handle sich Neubauten, die nicht von der Klinik, sondern von Kooperationspartnern genutzt werden, die als Mieter die Räume nutzen werden: das gelte für die Rettungswache, die das Rote Kreuz betreiben wird, die psychiatrische Tagesklinik des kbo-Klinikums und die geriatrische Tagesklinik, die die Klinik Wartenberg führen wird. Da es nicht um eine Erweiterung stationärer Krankenhausangebote gehe, könne keine Krankenhausbauförderung beim Staat beantragt werden.

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Quelle:
SZ vom 24.09.2021
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