Klimaforschung in Taufkirchen:Nachfolger für "Wetterfrosch" gesucht

Klimaforschung in Taufkirchen: Walter Bachmayr in seinem Garten mit dem Niederschlagsmesser. Pünktlich um 7 notiert er, wie viel es geregnet hat.

Walter Bachmayr in seinem Garten mit dem Niederschlagsmesser. Pünktlich um 7 notiert er, wie viel es geregnet hat.

(Foto: Renate Schmidt)

Seit dem Zweiten Weltkrieg misst die Familie Bachmayr täglich Niederschläge für den Deutschen Wetterdienst

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betreibt in Deutschland ein Netz von nebenamtlichen Wetter- und Niederschlagsstationen. Für dieses flächendeckende Messnetz sucht die Bundesbehörde im östlichen Gemeindebereich von Taufkirchen oder näherer Umgebung wetterbegeisterte Bürger, die als ehrenamtliche Beobachter des nationalen Wetterdienstes zur Wetter- und Klimaüberwachung in Deutschland beitragen wollen.

Jede ehrenamtliche konventionelle Niederschlagsstation wird mit einem Hellmann-Niederschlagsmesser ausgerüstet. Voraussetzungen für die Übernahme dieser verantwortungsvollen Tätigkeit sind ein geeignetes Grundstück, auf dem das Messgerät in ausreichendem Abstand zu Gebäuden und Bewuchs aufgestellt werden kann, sowie das Vorhandensein eines Computers mit Internetanschluss. Als ehrenamtlicher Beobachter misst man möglichst um 6.50 Uhr, in der Sommerzeit um 7.50 Uhr, die Niederschlagshöhe mit dem Hellmann-Niederschlagsmesser und im Winter die Schneedeckenhöhe.

Alle vom ehrenamtlichen Beobachter erfassten Daten sollen täglich, spätestens bis 8.15 Uhr in der Winterzeit beziehungsweise bis 9.15 Uhr in der Sommerzeit, über eine Web-Anwendung in den heimischen Computer eingegeben werden. Das ist ein ganz einfaches Programm, welches auch ohne Computerkenntnisse jeder ausführen kann. Bei Urlaub oder Krankheit sollte ein geeigneter Vertreter zur Verfügung stehen. Als ehrenamtlicher Beobachter erhält man eine jährliche Aufwandsentschädigung von derzeit 660 Euro im Jahr.

Der neue ehrenamtliche Beobachter würde in die Fußstapfen des "Moosener Wetterfroschs" Walter Bachmayr treten. Der ehemalige Postbeamte hat mehr als 50 Jahre das Wetter in Moosen beobachtet. Das Wetter-Messen gehört schon seit Jahrzehnten zum täglichen Familienalltag. Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg war sein Vater, Martin Bachmayr, ehrenamtlicher Wetterbeobachter. Als dieser aus gesundheitlichen Gründen die Aufzeichnungen nicht mehr ausüben konnte, übernahm Walter Bachmayr 1967 diese Aufgabe. Ob bei Regen, Schneefall oder Sonnenschein, pünktlich kurz vor 7 Uhr, machte sich Walter Bachmayr jahrzehntelang auf den Weg in den Garten, um den Niederschlagsmesser zu entleeren. Mehr als 18 000 mal hat er in den vergangenen 50 Jahren seine Messergebnisse und Wetterbeobachtungen akribisch in sein Wettertagebuch geschrieben und diese Werte einmal im Monat dem Deutschen Wetterdienst in Offenbach übermittelt. Als Dank für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement wurde ihm 2009 die Bundesverdienstmedaille verliehen.

Für den nationalen Wetterdienst sind Bürger wie Walter Bachmayr, die mit Interesse, Liebe zur Natur, einer guten Beobachtungsgabe und großem Verantwortungsbewusstsein gewissenhaft das Wetter in der Region aufzeichnen, unverzichtbar. In ganz Deutschland gibt es rund 2000 ehrenamtliche Wetterbeobachter, die das flächendeckende Mess- und Beobachtungsnetz des Deutschen Wetterdienstes betreuen. Die gemessenen Daten werden für Wettervorhersagen sowie für Gutachten bei Wetterschäden genutzt. Sie helfen auch, die Klimaveränderungen in Deutschland genau zu erfassen.

Interessenten können sich an den Deutschen Wetterdienst, Regionale Messnetzgruppe, Postfach 20 06 20, 80006 München wenden. Ansprechpartnerin ist Birgit Werrbach, Telefon 069/80629243, oder per E-Mail an birgit.werrbach@dwd.de.

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