Kleingärten an der Autobahn:Grüne Wegelagerer

Kleingärtner siedeln jahrzehntelang auf einer Zufahrt der Autobahndirektion. Jetzt wurde der Fehler kulant korrigiert

Ein Aufschrei in Eching hatte die radikale Abholzaktion am Autobahnwall neben der A 9 vor Jahresfrist begleitet. Die Episode hatte freilich noch eine bizarre Folgewirkung: Im Zuge der Arbeiten kam auf, dass vom Rathaus seit Jahrzehnten Grund und Boden an die Schrebergärten der dortigen Kleingartenanlage verpachtet wurde, der im Eigentum der Autobahndirektion ist. Jetzt wurde der kuriose Fauxpas in allseitigem Einvernehmen bereinigt.

Bei der Bearbeitung des Walls mit schwerem Gerät kamen die von der Autobahndirektion Südbayern beauftragten Arbeiter nur bis zur Höhe des Vereinsheims der Kleingartenanlage, danach wurde der Arbeitsweg immer schmäler. Zunächst wurde vermutet, dass der Lärmschutzwall abgerutscht sein könnte. Bei einer Überprüfung von Flurkarten und Eigentumsverhältnissen ergab sich jedoch, dass auf dem von der Autobahnbehörde vermuteten Weg die Kleingärtner siedelten.

Nach Auskunft aus dem Rathaus war im Zuge der Verbreiterung der A 9 auf acht Spuren vor etwa 30 Jahren der zusätzliche Grund diesseits des Walles von der Gemeinde an die Bundesrepublik Deutschland zur Nutzung durch die Autobahndirektion verkauft worden. Irgendwie wurde diese Grundabtretung allerdings nie umgesetzt. "Die Gemeinde hat Grund abgetreten", erläutert Bürgermeister Josef Riemensberger die Erkenntnisse aus der historischen Recherche in den Akten, "aber nie in der Natur nachvollzogen." Die Kleingärtner zogen weiter ihre Radieserl auf dem Streifen, München nutzte den Weg nicht.

Das Rathaus wollte die missliche Lage zunächst bereinigen, indem die Autobahndirektion zu einem Verzicht bewegt werden sollte. Die Münchner Behörde bestand jedoch auf ihrem Eigentum. So wurden nun die betroffenen vier Kleingärten in der Anlage neu geordnet, die auf den "fremden" Grund ausgriffen. Gemeinflächen wurden aufgelöst und der Zaun zum Arbeitsweg hin auf die korrekte neue Eigentumsgrenze versetzt. In Abstimmung mit den Nutzern der Parzellen erledigte der Gemeindebauhof den Umbau.

Für die Gärtner sei die Flächenabtretung schadlos abgelaufen, versichert Siegfried Freinberger, der Vorsitzende des Kleingartenvereins. Der Bürgermeister habe die Situation "sehr kulant" gelöst, die neue Situation sei "zur allseitigen Zufriedenheit" ausgefallen.

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