Kleine Hofkäserei Pastetten:Einmal über den Hof

Die Familie Gaßner stellt selbst Käse her, ein Produkt der ganz besonders kurzen Wege

Von Theresa Lackner, Pastetten

Angefangen hat alles vor etwa zehn Jahren: Gisela und Johann Gaßner hatten aufgrund der damaligen europäischen Milchpolitik auf ihrem Hof regelmäßig einen Überschuss an Milch und suchten nach einer Lösung. Da schnappte sich Gisela Gaßner einen Zehn-Liter-Kochtopf und probierte sich an der Käseproduktion in der eigenen Küche. Das Ergebnis wurde im Bekanntenkreis so gut angenommen, dass die Familie seit 2015 auf ihrem Hof in Pastetten eine eigene Hofkäserei betreibt.

Reportage Kleine Hofkaeserei

Sie sind die wichtigste Säule der Hofkäserei Gaßner: die eigenen Milchkühe, aus deren Milch der Käse gemacht wird.

(Foto: Stephan Goerlich)

Der Verkaufsraum ist klein, und in Corona-Zeiten wird nur einzeln eingetreten, was schon mal zu beträchtlichen Schlangen vor dem Laden führen kann. Den Großteil des Raumes nimmt die Käsevitrine ein, an der man sich kaum satt sehen kann. Die Vielfalt ist groß: Etwa dreißig verschiedene Sorten Rohmilchkäse bietet die Familie Gaßner an. Das Sortiment reicht dabei, abhängig von der Saison, von Weichkäse ("Nackerte") eingelegt in Bärlauchpesto über Röstzwiebelkäse bis zum Weihnachtskäse mit gerösteten Tannennadeln. Für das Käsen ist mittlerweile Mann Johann zuständig, Gisela Gaßner legt ihren Schwerpunkt auf die Kräuter und Gewürze, mit denen die Käse verfeinert werden. Die Kräuter kommen zum Großteil aus dem eigenen Garten. "Uns macht es Spaß, immer wieder etwas Neues auszuprobieren, etwas Besonderes zu kreieren, das es sonst nirgendwo gibt", sagen sie. Diese Kreativität zahlt sich aus. Im Jahr 2019 gewann ihre Kreation "Salsa Torte" den Innovationspreis des Verbands für handwerkliche Milchverarbeitung. Und das ist nur eine der Auszeichnungen, die der Hofkäserei bereits verliehen wurde. Trotz dieser Erfolge, die sie auf Messen treiben und ihnen Anfragen von Märkten einbringen, ist es ihnen wichtig, wie sie sagen, ihre Ware selbst zu verkaufen und Kundinnen und Kunden vor Ort zu bedienen. Das Ziel sei nicht die Expansion, zumal das schon aus Platzgründen nicht möglich sei. Sie betreiben keine Homepage, drucken keine Flyer und liefern Käse nur an einen Regiomat-Betreiber in Notzing. Der Rest geht vor Ort über die Theke.

Reportage Kleine Hofkaeserei

Die Kühe entscheiden übrigens selbst, wann sie an den Melkroboter gehen.

(Foto: Stephan Goerlich)

Die Hofkäserei ist - noch - ein Geheimtipp, doch die Gaßners freuen sich immer über neue Kundschaft und sind dann auch neugierig, wie die Menschen ihren Weg nach Pastetten gefunden haben. Und wie werden sie gefunden? "Mundpropaganda", antworten sie. Die beste Werbung ist der Käse selbst.

Die Hofkäserei Gaßner ist ein reiner Familienbetrieb, in dem etwa ein Viertel der gesamten Milch "verkäst" wird. Sie wandert vom Tank einmal quer über den Hof direkt in den Käsekessel, und das in der Regel zweimal wöchentlich. Kurze Wege, regionale Ware, keine Zusatzstoffe, und moderate Preise - das ist ihre Philosophie. "Uns ist wichtig, dass sich jeder den Käse leisten kann", sagen sie. Das scheint auch zu gelingen.

Reportage Kleine Hofkaeserei

30 Sorten gibt es im Hofladen, hier entsteht Weichkäse.

(Foto: Stephan Goerlich)

Und wie die Milch dann genau zum Käse wird, können Kinder in Pastetten im Sommer ganz praktisch erleben. In der "Hofkäseschule", ein beliebter Teil des Ferienprogramms im Ort, haben Mädchen und Buben die Möglichkeit, unter Anleitung von Gisela Gaßner selbst ein Stück Käse zu machen. Gaßner, die dafür eigens einen Kurs absolviert hat, erzählt, wie spannend für die Kinder gerade das Kippen des Käses ist - "wie beim Sandspielen". Am Ende nehmen die Kinder glücklich ihren eigenhändig produzierten Käse, oftmals in Form eines Herzens, mit nach Hause. In der Hofkäseschule würde auch manch Erwachsener gerne mal wieder die Schulbank drücken.

Reportage Kleine Hofkaeserei

Die Gaßners, das sind Gisela und Johann Gaßner (von links) und Johannes und Karin Gaßner mit den Kindern Marlene und Valentin.

(Foto: Stephan Goerlich)

Mit dem Fokus auf Regionalität und Umbaumaßnahmen am Hof, die den Richtlinien der Biolandwirtschaft entsprechen, liegt die Familie voll im Trend. Und noch etwas hat sie schon früh für sich entdeckt: die Möglichkeit, ihren Käse zu verkaufen, ohne dabei haufenweise Verpackungsmüll zu produzieren. Manchmal seien sie auch selbst überrascht, wie gut vorbereitet und ausgestattet manch einer zum verpackungsfreien Käseabholen kommt, sagen die Gaßners. Schon seit einigen Jahren dürfen die Kundinnen und Kunden ihr eigenes Geschirr mitbringen und so den Gebrauch von Plastik vermeiden. Dafür wird das mitgebrachte Gefäß auf ein Tablett gestellt, das Gisela Gaßner auf der Waage absetzt. Der Käse wird hineinbefördert, abgewogen und das Tablett wandert auf demselben Weg wieder zurück in die Hände der Kundschaft. Alles regelkonform unverpackt und vor allen Dingen auch in Corona-Zeiten umsetzbar.

Wäre die erste Runde Käse bei Freunden und Familie damals nicht so gut angekommen, sagt Gisela Gaßner, hätte sie das Vorhaben vermutlich schnell wieder aufgegeben. So aber erfreuen sich nun Menschen aus dem ganzen Landkreis und weit darüber hinaus an dem 20 Quadratmeter großen Käse-Himmel im Dorfkern von Pastetten.

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