Die weiße Fahne mit dem roten Kreuz weht an der Spitze des Kirchturms der Stadtpfarrkirche St. Johann. Laute Blasmusik tönt aus den Trompeten, Posaunen und Klarinetten der Stadtkapelle Erding. Der Geruch von frisch aufgebackenen Kirchweihnudeln steigt schon vor Eintreffen auf dem Schrannenplatz in die Nase. Am Sonntag ist es wieder soweit: Das Kirchweihfest in der Erdinger Innenstadt steht an.
"Wir spüren, dass das Fest wieder traditioneller wird", sagt Florian Bergweiler vom Heimat- und Trachtenverein Edelweiß-Stamm Erding. Mit Schuhplattlern und Volkstänzen stellen die traditionsverbundenen Mitglieder ihr Programm vor - begleitet von der Stadtkapelle Erding. Seitdem die Vorsitzenden der Interessensgemeinschaft Ardeo, Wolfgang Kraus und Florian Gänger, das Kirtafest organisierten, bewege man sich weg von den typischen Marktklischees, erklärt Bergweiler. "Die Zusammenarbeit ist wirklich toll. Ardeo bringt neue Ideen ein, bewahrt aber dennoch die Tradition." So wird beispielsweise eine neue Bühne bereitgestellt, die altbayerischen Spezialitäten für das leibliche Wohl dürfen aber nicht fehlen. Ein Kirtamarktbesuch ohne eine Kirchweihnudel - oder auch Auszogne - zu essen ist kaum möglich. "In diesem Jahr gibt es sogar einen kleinen Genussmarkt mit allen möglichen regionalen Schmankerln", erzählt Gänger. Als Begleitung zu all den Leckereien biete sich das speziell gebraute Kirta-Bier vom Stiftungsbräu an, das im kleinen Biergarten am Schrannenplatz ausgeschenkt wird.
Sonntags nicht nur über den Markt schlendern, sondern auch shoppen? Ardeo kümmert sich wie in den vergangenen Jahren darum, dass die Läden am Nachmittag ihre Türen von 13 bis 18 Uhr öffnen. Bevor der Shopping-Sonntag losgeht, wird um 12 Uhr auf dem Schrannenplatz ein Gottesdienst gefeiert. Die Neuerung: ökumenisch und Open-Air. "Wir sind sehr froh, dass der Gottesdienst zustande kommt, und Kirche so auch mitten im Leben wahrgenommen werden kann", sagt Pfarrer Christoph Keller von der evangelischen Kirchengemeinde Erding.
Das war früher noch ganz anders: Vor etwa 150 Jahren wurde in jedem Ort ein Kirchweihfest gefeiert. Das Namensfest des jeweiligen Kirchenpatrons oder die Weihe der Kirche dienten als Anlass, im eigenen und in den Nachbardörfern ausgelassen zu feiern. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der dritte Sonntag im Oktober als einheitlicher Termin festgelegt - im Volksmund die Allerweltskirchweih. Der Termin wurde hauptsächlich wegen der Bauern ausgesucht. Ende Oktober waren die Felder geerntet und die Bauern konnten ausgelassen feiern. Im Vordergrund des Festes stünde aber heute eher der verkaufsoffene Sonntag und die anderen Festivitäten, fügt Keller hinzu.
Der Erdinger Kirta-Markt auf dem Schrannenplatz beginnt am Sonntag um 8 Uhr. Im Landkreis Erding ist in Sachen Kirchweihfeste aber noch mehr geboten. Der Taufkirtamarkt in Taufkirchen lockt zum fünften Mal sowohl am Samstag von 10 bis 18 Uhr als auch am Sonntag von 10 bis 17 Uhr Besucher an. Zahlreiche Warenstände verkaufen ihr Kunsthandwerk im und um das Wasserschloss Taufkirchen. Handgemachter Gold- und Silberschmuck, Kleider und Taschen und Kunstwerke aus Papier und Pappe sind nur einige Beispiele, die die Besucher am Wochenende erwarten werden. Begleitet wird der Markt sowohl von Musik als auch von Kirtaschmankerln. Das Bauernhausmuseum veranstaltet am Sonntag mit dem Kreisvolksmusiktag ebenfalls ab 13 Uhr ein Kirchweihfest. Gleichzeitig feiert das Museum 30-jähriges Bestehen und bietet Besuchern ab 16 Uhr einen bayerischen Hoagarten.