Kirche gesperrt:Ausgerechnet im Advent

Kirche gesperrt: Äußerlich erscheint die Wallfahrtskirche Heilig Blut als solides Bauwerk. Doch neben Rissen im Gewölbe ist auch das Fundament nicht tragfähig.

Äußerlich erscheint die Wallfahrtskirche Heilig Blut als solides Bauwerk. Doch neben Rissen im Gewölbe ist auch das Fundament nicht tragfähig.

(Foto: Renate Schmidt)

Die überraschende Totalsperrung der Wallfahrtskirche Heilig Blut kommt zur Unzeit. Pater Peter Dus hat schweren Herzens Trauungen, Gottesdienste und die Christmette abgesagt

Von Melanie Schwarzbauer, Erding

In der Advents- und Weihnachtszeit zieht es Kirchengänger vermehrt in die Gottesdienste. Auch die Angebote in der Wallfahrtskirche Heilig Blut in Erding sind bei den Gläubigen sehr beliebt - doch die Türen des barocken Gotteshauses bleiben dieses Jahr bis auf Weiteres verschlossen. Schon seit Monaten durfte die baufällige Chorempore nur noch vom Organisten betreten werden. Nachdem vor einigen Tagen Risse im Mauerwerk entdeckt worden waren, hat das Ordinariat der Erzdiözese München-Freising nun jedoch die totale Schließung der Kirche angeordnet.

Spezialisten des Baureferats des erzbischöflichen Ordinariats haben bei einer Untersuchung festgestellt, dass die Bruchstellen im Stuck des Deckengewölbes eine akute Gefahr für jeden Kirchengänger ist. Akute Einsturzgefahr bestehe aber nicht. "Die Sperre ist eine reine Sicherheitsvorkehrung", beteuert Ursula Hinterberger, Pressesprecherin des Ordinariats. Die Rissbildungen werden nun mit einem speziellen Messgerät während der Sperrzeit untersucht. "Wieso sich Risse gebildet haben, ist noch völlig unklar", sagt Hinterberger. Sie verweist aber darauf, dass die Kirche sich schon seit Längerem in einem sanierungsbedürftigen Zustand befinde. Schon seit Juni plane man deshalb eine Instandsetzung der Barockkirche. Wann sie wieder für Besucher geöffnet wird, sei noch unklar. "Die Kirche wird auf jeden Fall bis Ende des Jahres geschlossen bleiben, genauere Angaben kann man noch nicht machen", sagt Hinterberger. Auch zu den zu erwartenden Kosten einer Renovierung könne sie derzeit keine Aussage treffen.

Ein im Wortsinn grundlegendes Problem ist die schlechte Bodenbeschaffenheit unter der Kirche. Das 1675 errichtete Gebäude steht auf einem nicht tragfähigem Fundament. Je nach Feuchtigkeitsgrad ändere sich der Untergrund, was zu einer Senkung des Bodens zur Mitte hin führen könne. Auch in dieser Angelegenheit werden Experten erneut Proben entnehmen, sagt Hinterberger: "Die schlechten Bodenverhältnisse werden schätzungsweise zu einem längerfristigen Problem, ich hoffe auch in diesem Fall können die angeordneten Untersuchungen zu einer Lösung führen."

Vor einigen Jahren wurde die Wallfahrtskirche Heilig Blut wegen der Gefahr durch herabfallende Ornamente schon einmal geschlossen. Ein Sicherheitsnetz sollte nur als Übergangslösung dienen, eine Änderung dieser Vorkehrung wurde jedoch nicht getroffen. Noch immer ist der Altarbereich durch das unschöne Netz abgesichert. Damals stellte man außerdem fest, dass die Elektronik erneuert werden musste, da von der Beleuchtung und der Bankheizung Brandgefahr ausgehe.

Pater Peter Dus von den Paulinermönchen, der seit 1992 die Wallfahrtskirche betreut, zeigt sich über die Totalsperrung überrascht: "Mit der Schließung unseres Gotteshauses habe ich bei Leibe nicht gerechnet." Ihm bereiten vor allem die ungenaue Zeitangabe Sorge, wann wieder Kirchenbesucher nach Heilig Blut kommen können. Die Weihnachtsgottesdienste seien schon abgesagt. Andere wichtige Termine wurden auf andere Kirchen im Landkreis aufgeteilt. "Wir mussten schon einigen Paaren mitteilen, dass wir ihre Trauung nicht ausrichten können, was ich persönlich sehr schade finde", sagt Pater Dus, "denn solche Feierlichkeiten bereiten mir immer eine große Freude."

In der kommenden Woche trifft sich Dus mit Stadtpfarrer Martin Garmeier, um ihm über Ausweichmöglichkeiten für die abgesagten Gottesdienste zu sprechen. Pater Dus will die Gläubigen keinesfalls im Stich lassen: "Wir müssen eine Alternative finden, die Gottesdienste und vor allem die Christmette gehören einfach zu Weihnachten dazu."

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