Kieger- und Soldatenvereine im Landkreis Erding:Aus der Vergangenheit lernen

Kieger- und Soldatenvereine im Landkreis Erding: Walter Rauscher, Vorsitzender des VKR Erding.

Walter Rauscher, Vorsitzender des VKR Erding.

(Foto: Peter Bauersachs)

Die Krieger- und Soldatenvereine sehen eine ihrer zentralen Aufgaben längst darin, den Frieden zu wahren. In Walpertskirchen denkt der Vorsitzende laut über eine Namensänderung nach

Von Florian Kistler, Erding

Die Kriegervereine und -kameradschaften im Landkreis sehen mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Während manche wie in Walpertskirchen und Dorfen mit rückläufigen Mitgliederzahlen zu kämpfen haben, kann der Veteranen-, Krieger- und Reservistenverein (VKR) Erding sogar einen leichten Zulauf verzeichnen. Das bestätigt der Vorsitzende Walter Rauscher und gibt sich kurz vor dem Volkstrauertag an diesem Sonntag, 18. November, optimistisch.

"Klar sind inzwischen nicht mehr die großen Menschenmassen in unserem Verein", so Rauscher. "Jedoch treten immer wieder Familienangehörige von aktiven, aber auch verstorbenen Vereinsmitgliedern bei uns ein." Deshalb bliebe auch die Vereinsstärke mit derzeit 217 Mitgliedern konstant und würde im Moment sogar wieder etwas steigen. Auch engagieren sich rund 50 Frauen im Verein. "Oft übernehmen sie die Mitgliedschaft von ihren verstorbenen Ehemännern", sagt Rauscher. Der Verein sehe sich deshalb auch als "Polster und Ansprechpartner" bei Todesfällen. Hinterbliebene würden in der Gemeinschaft Trost finden.

"Die Altersstruktur ist bei einem solchen Verein natürlich immer schwierig", betont Rauscher. "Es ist daher erfreulich, dass auch junge Menschen den Weg in den Verein finden." Manche Mitglieder seien erst 24 Jahre alt, sagt der Vorsitzende. Zum VKR würden sie vor allem über die eigene Familie kommen. "Oft war der Opa im Krieg", so Rauscher. Kritisch sieht der Vorsitzende die Entwicklungen im Fliegerhorst Erding. Planmäßig sollen dort im Jahr 2024 die letzten Soldaten abgezogen werden. Vor allem die Reservistenkameradschaft Erding werde dadurch Mitglieder verlieren, vermutet Rauscher. Obwohl diese Entwicklung den VKR Erding weniger betreffe, sei das trotzdem sehr schade.

Gisbert Becker, 1. Vorsitzender der Soldaten-, Reservisten- und Veteranenkameradschaft (SRVK) Dorfen, klagt über das zurückgehende Interesse der Öffentlichkeit und der Stadträte an der Gedenkfeier am Vorabend des Volkstrauertags. Das sei auch einer der Gründe weshalb diese heuer nicht mehr am Samstagabend abgehalten wird, sondern wieder am Sonntagvormittag an der Kirche stattfindet. Hinzu komme, dass viele der 120 Vereinsmitglieder aufgrund ihres Alters nicht mehr so gerne nachts nach draußen gehen würden.

Becker bemängelt zudem, dass das geschichtliche Interesse bei jungen Menschen zurückgehe und deshalb die Jugend nicht den Weg in den Verein finden würde. Darüber hinaus sei der zeitliche Abstand zum Kriegsende inzwischen sehr weit und das Interesse am Verein daher eher gering. Auch deshalb würden laut Becker die Mitgliederzahlen in Dorfen aufgrund von Todesfällen stetig sinken.

Der Vorsitzende der SRVK wünscht sich, dass vor allem junge Leute sehen, dass es im Verein mehr als nur Gedenkveranstaltungen und Begräbnisse gibt. "Wir veranstalten unter anderem Ausflüge. Auch können Mitglieder in Oberdorfen in der Gauschützenanlage mit Langwaffen schießen", so Becker. Eine zentrale Aufgabe des Vereins sei es, den Frieden zu wahren. "Wir müssen aus der Vergangenheit lernen", so Becker. Deshalb sei die SRVK auch heute immer noch relevant.

In Walpertskirchen ist die Situation ähnlich. Der ortsansässige Krieger- und Soldatenverein sieht sich ebenfalls mit rückläufigen Mitgliederzahlen konfrontiert. Der Vorsitzende Anton Wimmer ist seit mehr als 30 Jahren im Vorstand tätig und musste in dieser Zeit miterleben, wie rund 100 Mitglieder verstarben. "Aktuell sind wir im Verein noch 95 Leute", so Wimmer. Lediglich ein einziges Vereinsmitglied sei selbst im Krieg gewesen. Das Grundproblem sieht Wimmer in der Aussetzung der Wehrpflicht. Seither gäbe es weniger Reservisten, die dem Kriegerverein beitreten würden. "So kommt vor allem die Jugend nicht zu unserem Verein."

Trotz dieser Tendenz sieht Wimmer bisher kein "größeres Problem" für seinen Verein. Das Interesse an den Gedenktagen sei ununterbrochen groß. Der Vorsitzende glaubt jedoch, dass sich in Zukunft viel verändern werde. Da inzwischen mehr als 70 Jahre Frieden herrscht, sollten die Vereine laut Wimmer ihre Namensbezeichnung überdenken. "Es sollte mehr in Richtung Friedensbewegung gehen. Die Wahrung des Friedens ist immerhin eine unserer wichtigsten Aufgaben." Dies solle auch im Namen deutlich gemacht werden. So hätten die Vereine wieder eine höhere Relevanz und würden auch mehr Menschen ansprechen.

In Erding formiert sich am Volkstrauertag nach einem Gedächtnisgottesdienst um neun Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Johannes ein Zug zum Mahnmal am Grünen Markt, wo eine Gedächtnisfeier mit Kranzniederlegung beginnt. In Altenerding findet um 9.30 Uhr ein Gedenkgottesdienst statt. Im Anschluss wird der Toten an der Kriegergedenkstätte am Hofmarkplatz gedacht. In Langengeisling beginnt um neun Uhr ein Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche St. Martin. In Eichenkofen wird der Toten am Sonntag, 25. November, gedacht. Der Gedächtnisgottesdienst findet um 10.30 Uhr in der Ägidius-Kirche, die Gedenkfeier im Anschluss an der Gedächtnisstätte statt.

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