Am Karfreitag und am Ostermontag ist zweimal am frühen Nachmittag der Strom im gesamten Netzgebiet der Stadtwerke Dorfen ausgefallen. Dass das an zwei Feiertagen passierte, war kein kurioser Zufall. Kurz gesagt lag es daran, dass die vielen Dorfener Fotovoltaikanlagen viel mehr Strom erzeugten, als benötigt wurde - an Feiertagen wird tagsüber erfahrungsgemäß nur wenig Strom gebraucht. Das Ableiten des überschüssigen Fotovoltaikstroms überlastete dann das Netz. Schlechtes Wetter mache dem Dorfener Stromnetz hingegen wenig aus, heißt es wie zum Trost in einer Presseerklärung.
Am Karfreitag gingen die Fernseher, Küchenherde und Internetrouter um 14.06 Uhr plötzlich aus, nach 21 Minuten funktionierte die Stromversorgung wieder. Am Ostermontag waren die Leitungen von 13.13 Uhr an für acht Minuten tot. Laut einer Presseerklärung habe man, damit der Strom wieder angeschaltet und das Netz danach auch stabil gehalten werden konnte, beide Mall zunächst mehrere Biogasanlagen und große Fotovoltaikanlagen vom Netz genommen.
Die Stromausfälle haben jedoch noch einen weiteren Grund. Die Stadtwerke Dorfen beziehen den Strom für die Stadt in zwei dicken Erdkabeln von der Kraftwerke Haag GmbH. Nach einem Brand im sogenannten Schalthaus in Dorfen wurde ein neues "Einspeisekonzept erarbeitet", schreiben die Stadtwerke. Die "hierzu erforderlichen Maßnahmen" laufen noch und sollen erst Anfang Juni abgeschlossen sein. Man gehe davon aus, dass sich die Versorgungssicherheit erst "ab diesem Zeitpunkt deutlich stabilisieren wird". Denn über die Erdkabel der Kraftwerke Haag wird nicht nur der Strom nach Dorfen geliefert, sondern auch der im Stadtgebiet zu viel erzeugte Strom abgeleitet. Da an Feiertagen tagsüber relativ wenig Strom verbraucht wird, mittags aber die Dorfener Fotovoltaikanlagen auf Hochtouren laufen, ist das für die Netzstabilität so problematisch.
In der Pressemitteilung heißt es, etwas verklausuliert, dass die Problemlage noch "bis zur Fertigstellung" des oben genannten "neuen Einspeisekonzepts" anhalte. Bei "entsprechenden Wetterlagen" - sprich an sonnigen Tagen - könne es "erforderlich werden, dezentrale Stromerzeugungsanlagen wie Biogasanlagen und große Fotovoltaik-Anlagen vom Netz zu nehmen" - damit nicht wieder der Strom ausfällt. Die betroffenen Kunden hätten dann "einen Anspruch auf Schadenersatz für die entgangene Einspeisevergütung, den sie beim Netzbetreiber Stadtwerke Dorfen geltend machen können", heißt es weiter. Die Stadtwerke würden dann wiederum die Kraftwerke Haag in Regress nehmen.
Die Stadtwerke Dorfen weisen weiter darauf hin, dass "im Zusammenhang mit Stromunterbrechungen Kunden mit Schadenersatzansprüchen zum Beispiel wegen defekter Geräte auf die Stadtwerke zukommen können". Gleichwohl sei das nicht so einfach: "Voraussetzung hierfür ist allerdings der Nachweis, dass der Netzbetreiber fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt hat." Bei Überspannungen gebe es Schadenersatz, wenn ein dadurch entstandener Schaden mehr als 500 Euro betrage. Bei den Stromausfällen an Karfreitag und Ostermontag habe es aber keine Überspannung gegeben.