Kandidat für den Tassilo 2018:Unterwegs zur Metamorphose

holzskulptur

"Fragile Rekonstruktion" hat Wolfgang Fritz diese Skulptur genannt. Der Holzbildhauer aus Oberding hat sie aus Teilen einer Weide geschaffen, die in Erding 2008 vom Sturm gefällt worden war.

(Foto: oh)

Wolfgang Fritz hat drei internationale Holzbildhauersymposien im Landkreis Erding organisiert. Jetzt hat jede Gemeinde ein Kunstwerk. Ein außergewöhnliches Radwegenetz verbindet die Skulpturen.

Von Regina Bluhme, Oberding

Wer sich im Landkreis Erding auf das Radwegenetz der "Skulptouren" begibt, der trifft irgendwann auf die Stille, die Metamorphose oder den Dialog - meterhohe Skulpturen, die in drei internationalen Holzbildhauersymposien im Landkreis entstanden sind. Die Idee, die Organisation und die Leitung lag in den Händen von Wolfgang Fritz. Jetzt ist der Künstler aus Oberding in der Kategorie "Veranstalter" für den Tassilo-Preis nominiert.

Internationale Kontakte

Wolfgang Fritz ist gerade schwer beschäftigt mit den Vorbereitungen für das Internationale Fest für zeitgenössische Skulptur, an dem zeitgleich 95 Orte in 21 Ländern teilnehmen. Dazu lädt er in seine Werkstatt in Oberding ein. International besetzt waren auch die drei Holzbildhauersymposien, die Fritz organisiert hat. 2013, 2015 und zuletzt 2017 hat er Künstler aus ganz Deutschland, der Schweiz und sogar Kanada in den Landkreis geholt. Jeweils eine Woche lang schufen die Holzbildhauer mit Kettensäge oder Hammer aus Baumstämmen Skulpturen - vor den Augen des Publikums. Seit dem dritten Symposium 2017 besitzen alle 26 Landkreisgemeinden eine eigenes Holzkunstwerk. Die Skulpturen der verschiedenen Jahrgänge sind mit je einem Radweg verbunden, so dass es im Landkreis jetzt insgesamt drei "Skulptouren" gibt.

Holz ist sein Arbeitsmaterial

Fritz selber hat bei allen Symposien jeweils eine Skulptur geschaffen, 2017 ist die "Metamorphose" aus einer alten Eiche entstanden. Sie wird demnächst in Oberding aufgestellt. Laut Fritz soll sie die Entwicklung der Gemeinde präsentieren, also "die Veränderung des ursprünglichen Oberdinger Mooses von der Natur- in eine Kulturlandschaft". Mit den "Skulptouren" hat Fritz ein weiteres Ziel erreicht, nämlich: "Zeitgenössische Kunst mit sanftem Tourismus zu verbinden."

Fritz, Jahrgang 1949, stammt aus Tiengen/Hochrhein. Seinen künstlerischen Werdegang beschreibt er so: "Autodidakt. Seit 1989 spontanes Sammeln von Fundstücken und Beginn der Bildhauerei." Seit 2002 arbeitet er als freischaffender Künstler und seither bestückt er jedes Jahre mehrere Ausstellungen auch über die Landkreisgrenzen hinaus. Skulpturen von Fritz, der auch Mitglied im Kunstverein Erding ist, sind in mehreren öffentlichen Gebäuden in Erding anzutreffen.

Kandidat für den Tassilo 2018: Wolfgang Fritz lebt in Oberding. Oft ist er auf internationalen Veranstaltungen vertreten oder organisiert sie selbst - wie zum Beispiel die drei Holzbildhauersymposien, die im Landkreis und darüberhinaus auf großes Interesse stießen.

Wolfgang Fritz lebt in Oberding. Oft ist er auf internationalen Veranstaltungen vertreten oder organisiert sie selbst - wie zum Beispiel die drei Holzbildhauersymposien, die im Landkreis und darüberhinaus auf großes Interesse stießen.

(Foto: Renate Schmidt)

Derzeit ist Fritz sehr im Stress. Er nimmt am 28. Januar am Internationalen Fest für zeitgenössische Skulptur teil: 5000 Teilnehmer aus 21 Ländern und Oberding mitten drin. "Weltweit feiern wir zeitgleich die dreidimensionale Kunst", freut sich Wolfgang Fritz. Dazu veranstaltet er einen Tag der offenen Tür unter dem Motto "Knockonwood"". Wood, also Holz, ist das Arbeitsmaterial von Bildhauer Wolfgang Fritz. Sein Thema: "Zerstörtes, totes Holz wieder zu neuem Leben erwecken". Ein gutes Beispiel ist die Skulpturengruppe "Fragile Rekonstruktion". Aus einer Weide, die im Dezember 2008 vor der Evangelischen Christuskirche vom Sturm gefällt wurde, hat er mehrere Kunstwerke geschaffen. Er wolle die Ambivalenz aufzuzeigen "zwischen Zerbrechlichkeit und Stabilität", sagt Fritz, und zugleich sollen die Betrachter auch angeregt werden, "sich mit der Natur auseinander zusetzten, genauer hinzuschauen". Die freie Natur ist für ihn "ohnehin der schönste Raum fürs Bespielen mit der Kunst".

Zum Internationalen Fest für zeitgenössische Skulptur veranstaltet Wolfgang Fritz am Sonntag, 28. Januar, ab 11 Uhr einen Tag der offenen Tür in seiner Werkstatt, Kirchberg 4, in Oberding. Jeweils um 12, 14 und 16 Uhr sind Führungen geplant. Weitere Informationen unter wolfgangfritz.com

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