Kandidat für den Tassilo 2018:Powermucke, direkt vom Erzeuger

Kandidat für den Tassilo 2018: Sind mit ihrer melodischen Powermusik bereit für den nächsten Karriereschritt: Die musikalischen Schwertkämpfer aus dem Landkreis Erding. Von links: Alvin Vojic (Gitarre), Andreas (Anti) Schätz (Gesang), Maximilian Pfaff (Gitarre), Dominik Prexl ( am Schlagzeug) und Mathias Müller (Bass)

Sind mit ihrer melodischen Powermusik bereit für den nächsten Karriereschritt: Die musikalischen Schwertkämpfer aus dem Landkreis Erding. Von links: Alvin Vojic (Gitarre), Andreas (Anti) Schätz (Gesang), Maximilian Pfaff (Gitarre), Dominik Prexl ( am Schlagzeug) und Mathias Müller (Bass)

(Foto: Niko Bauer)

Die Erdinger Band "Don't drop the Sword" bricht mit ihren ebenso kraftvollen wie melodischen Metal-Klängen seit zwei Jahren Besucherrekorde. Die aufstrebende Underground-Band ist für den SZ-Tassilo-Preis nominiert.

Von Thomas Jordan, Niederding

Wer zu den musikalischen Schwertkämpfern will, sollte darauf achten, dass die Hühner nicht entlaufen. "Bitte Tür zu" steht auf dem handgeschrieben Schild an dem schmalen Eisentürchen. Links und rechts hat jemand von Hand zwei Hennen aufgemalt. Das Türchen führt zu einem 300 Jahre alten Bauernhaus in Niederding bei Erding. Hier hat Don't drop the Sword, eine der angesagtesten Underground-Bands Bayerns, ihre beiden bisherigen Platten "Into the Fire" und "Path to Eternity" aufgenommen.

An der Hauswand rankt wilder Wein, drinnen spielen die schwarzgewandeten Headbanger. Ihr "eigenes Ding zu machen" das ist Alvin Vojic (Gitarre), Andreas (Anti) Schätz (Gesang), Dominik (Dom) Prexl (Schlagzeug), Mathias Müller (Bass) und Maximilian Pfaff (Gitarre) wichtig. Was dabei herauskommt, ist eine ausgesprochen harmonische Verbindung von Metal und Melodie. Noch die aggressivsten Growls, geknurrte Kehllaute, die für das oft martialische Metal-Genre typisch sind, klingen bei ihnen eingängig.

Von Musikmagazinen werden Don't drop the Sword, die erst seit zwei Jahren zusammen spielen, dafür bereits mit Blind Guardian verglichen. Den Übervätern der deutschen Metalmusik, die weltweit mehr als zweieinhalb Millionen Platten verkauft haben.

Drinnen in der Bauernstube in Niederding, die sein Bruder Bonifaz zum Tonstudio umgebaut hat, erzählt Dominik Prexl, was die fünf darunter verstehen, ihr eigenes Ding zu machen: "Unsere Grundmentalität ist: Wir wollen den alten, echten Metal aus den 80ern machen" Und das soll man auch hören. Samples, schon fertige Tonsequenzen, mischen sie ihren Kompositionen nicht bei, auf übertriebene Synthesizer verzichten sie. Alles wird hier im boneStudio in Niederding neu eingespielt. Geprobt wird in der Kaserne, im Fliegerhorst in Erding. Aber eigentlich wird es Zeit für einen neuen Probenraum.

Denn Don't drop the Sword sind an einem entscheidenden Punkt in ihrer Karriere angelangt. Vor zwei Jahren gegründet, brechen die fünf Erdinger bereits Besucherrekorde in Münchner Rockclubs und bei lokalen Festivals. "Es ist gerade genau an der Kippe" sagt Prexl, ob Don't drop the Sword von Hobbymusikern zur hauptberuflichen Metalband werden. Dass ein Label den Erdingern einen Plattenvertrag anbietet, "kann jederzeit passieren" sagt Prexl. Der 37-jährige mit den schulterlangen schwarzen Haaren hat Wirtschaftspsychologie studiert. Zwischendurch sagt er Sätze wie "wir haben momentan ein gesundes Wachstum" . Prexl ist so etwas wie der Vermarktungsexperte der aufstrebenden Underground-Band. Deren Erfolgsgeheimnis liegt nicht zuletzt darin, dass sie ganz unterschiedliche Typen zusammenbringen.

Zum Beispiel Maximilian Pfaff, das Wunderkind der Band. Der 19-jährige studiert an der Musikhochschule Nürnberg Jazzgitarre und schreibt in seiner Freizeit Gitarrenriffs und Texte für die Epic-Speed-Metaler aus dem Landkreis Erding. Manchmal flutscht ein neues Stück bei ihm in weniger als einer halben Stunde. Die Arbeit mit der Band ist für ihn Ausgleich zur musikalischen Theorie unter der Woche. "Am Wochenende bolzen", nennt er das.

Andreas Schätz steht unter der Woche dagegen öfter mal hinter der Theke einer Metzgerei. Ein Nebenjob zu seinem Studium der Sozialen Arbeit. Der Sänger von Don't drop the Sword ist einer der Hauptgründe dafür, dass die Erdinger mit den Erfolgsmetallern von Blind Guardian verglichen werden. Vor allem in hohen Lagen und in lauten Passagen ähnelt sein eingängiger, heller Bariton dem von Blind-Guardian-Frontman Hansi Kürsch. Der 31-jährige, der als einziger nicht aus dem Landkreis Erding, sondern aus Landshut stammt, ist der zweite Texter von Don't drop the Sword.

Musikalisch ist er für alles offen, was Stimmung transportiert und einen gewissen Anspruch hat. Schätz, an dessen halbseitig kahl rasiertem Schädel ein einziges schwarzes Haarbüschel keck absteht, liebt Fantasy-Computerspiele und ist großer Fan des amerikanischen Autors Stephen King. Für sein eigenes Songwriting ist das "gutes Anschauungsmaterial, wie das Leben funktioniert, wie man damit klarkommt". Und genau darin liegt, trotz aller Unterschiede, der Antrieb, der sie alle eint. Die Botschaft, die schon im Bandnamen steckt. "Don't drop the Sword", der Imperativ nach dessen Bedeutung sie so oft gefragt werden, ist nämlich gar nicht so martialisch gemeint, wie er im ersten Moment klingt. Das Schwert, das man nicht fallen lassen soll, steht bei den fünf Jungs vielmehr dafür, an sich selbst zu glauben. "Bei dem, was wir machen, ist die Kernaussage: Lass dich nicht unterkriegen." sagt Prexl.

Eine positive Botschaft ist das, mit der vom Hühnerzüchter bis zum Investmentbanker jeder etwas anfangen kann. Don't drop the Sword transponieren sie in die Bild- und Tonsprache der schwarzgewandeten Headbanger. "Die Metal-Version ist immer ein bisschen militanter, weil du immer schon aus der Underdog-Position kommst", sagt Prexl dazu. Er ist wie alle anderen Bandmitglieder auch auf dem Land aufgewachsen. Metal- und Punkmusik gehörte bei ihnen von klein auf dazu. Und auch, dass man damit automatisch fernab vom Mainstream war.

Verbohrte Nerds sind sie trotzdem nicht geworden. Mit ihrem Sound verkriechen sich die fünf nicht in den dunklen Winkeln des Genres, wie Death- oder Blackmetal. Ganz im Gegenteil. Die melodische Powermusik der Erdinger ist bestens dazu geeignet, ein breites Publikum anzusprechen. Sogar jene, die ansonsten Rockbands wie den Scorpions oder Bon Jovi die Treue halten. Von den Fans bekommen sie häufig zu hören: "Ich hör eigentlich kein Metal, aber das, was ihr macht, find ich cool."

Für das Jahr 2018 haben sich die aufstrebenden Untergrundmusiker eine Menge vorgenommen: Mehr Live-Konzerte soll es geben und auch die nächste Platte soll nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und wer weiß, vielleicht klopft ja bald auch eine Plattenfirma an das schmale Eisentürchen mit den aufgemalten Hühnern in Niederding. Genug Material und Motivation haben sie jedenfalls: "Der Max hat Gitarren-Riffs daheim, dass der Dachboden voll ist", sagen die fünf musikalischen Schwertkämpfer in der Bauernstube.

Don't drop the Sword treten am Samstag, 3. Februar, ab 20 Uhr in Eddys Rockclub in der Atelierstraße 16 in München auf.

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