Jubiläum:Raus aus den Kinderschuhen

Das Poinger Kinderland feiert sein 20-jähriges Bestehen

Von Annalena Ehrlicher, Poing

Mit viel Harmonie, Lob und einer Fachtagung zum Thema Kinderbetreuung hat das Kinderland Poing sein 20-Jähriges Bestehen gefeiert. Ganz so friedlich wie bei den Jubiläumsfeierlichkeiten ging es in der Geschichte der Einrichtung nicht immer zu, doch im Rückblick sind alle dankbar für die "gute Zusammenarbeit" wie der langjährige Geschäftsführer der Kinderland Plus GmbH, Herbert Matzner, betont. Mit 35 Gründungsmitgliedern wurde der Verein 1996 ins Leben gerufen und betreute zunächst etwa 50 Kinder - 15 Jahre später hat er mehr als 200 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von mehr als fünf Millionen Euro.

Gut erinnert man sich noch an die Anfänge des Vereins. "Damals waren wir die Chaos-Gruppe", sagt Matzner und erntet Gelächter. Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) pflichtet bei: "Heute würde man das, was ihr damals gemacht habt, ein Start-Up nennen." Christa Stewens (CSU), ehemalige bayerische Sozialministerin, die den Gründungsprozess mitverfolgte, erinnert sich auch an Widerstände von außen: "Als ich versucht habe, Waldkindergärten und Kinderhäuser zu fördern, gab es erst einmal viel Kritik und keine Fördergelder." Ihr sei von Anfang an das offene Konzept wichtig gewesen. "Kinder in Familien haben auch nicht nur gleichaltrige Kinder um sich herum. Offene Konzepte bedeuten Häuser für Kinder, in denen diese mitwachsen können und nicht immer die Häuser wechseln müssen." Auch dass Eltern ihre Kinder nicht in mehreren Einrichtungen abliefern müssen, sei ein großer Vorteil. Jeder, der Familie habe, kenne das Problem.

Eine weitere Besonderheit der Kinderland-Einrichtungen, das Konzept bilingualer Gruppen, wurde zu Beginn kritisch hinterfragt. Heute sagt Matzner: "Über die Jahre gab es zahlreiche neue Erkenntnisse zur Sprachaufnahmefähigkeit von Kindern, da sieht das plötzlich anders aus." Beide Konzepte sind inzwischen nicht nur anerkannt, sondern gehören laut Hingerl zu den Besonderheiten, die Poing so attraktiv für junge Familien machen. "Poing gehört zu den kinderreichsten Gemeinden der BRD", so der Bürgermeister - knapp 3000 Kinder im Alter von 0 bis 15 Jahren leben in der Gemeinde.

In finanzieller Hinsicht hatte es der Verein nicht immer leicht: Im Betreuungsjahr 2008/2009 brach die Zahl der zu betreuenden Kinder ein - und auch finanziell wurde es eng. Die Zahlen konnten wieder ausgeglichen werden, und zwei Jahre später folgte das Jahr der Umbrüche. Zunächst gab es Ärger um die Trägerschaft der Einrichtung in der Seerosenstraße. Im Juli 2011 folgte schließlich ein weitreichender Schritt für den Verein Kinderland: Die Gründung einer gemeinnützigen GmbH, als deren Geschäftsführerin Maria Boge-Diecker Anfang diesen Monats auf Matzner folgte.

Diesem ist wichtig, weder auf das bilinguale noch auf das offene Konzept reduziert zu werden. "Wir leisten inzwischen so viele Sachen", sagt er. Von den gebundenen Ganztagsklassen an fünf Schulen über Programme für Klassenpaten, Ferienbetreuungsangebote bis hin zu zwei Waldkindergärten ist alles im Programm von Kinderland enthalten. Bei allen Erweiterungen und Veränderungen, die Kinderland durchlaufen hat, weist die SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher, die lange Vorstandsmitglied des Vereins war, auch auf einige Konstanten hin: Grundpfeiler der Kinderland-Einrichtungen seien immer gewesen, einen Ort "der ungeteilten Zeit" für Kinder zu schaffen, sowie die reformpädagogischen Ansätze nach Maria Montessori einzubringen.

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