Josef-Pschorr-Haus in München:Es werde Licht

Josef-Pschorr-Haus in München: Nicht nur die auffällige Glasfassade ist ungewöhnlich am Joseph-Pschorr-Haus

Nicht nur die auffällige Glasfassade ist ungewöhnlich am Joseph-Pschorr-Haus

(Foto: Catherina Hess)

Von der Steckdose bis zum Brandschutz: Das Ingenieurbüro Wieder aus Erding hat die gesamte Elektrotechnik des neuen Josef-Pschorr-Hauses in der Münchner Innenstadt geplant - eine der kompliziertesten Aufgaben, die das Büro bisher zu meistern hatte.

Von Mathias Weber

Nicht nur viele Kilometer liegen zwischen dem Erdinger Schrannenplatz und der Neuhauser Straße in München, sondern auch jede Menge Berufsjahre. 30 Jahre ist es für Rolf Wieder her, als er mit seinem Ingenieurbüro den ersten Auftrag erhalten hatte: Das Erdinger Frauenkircherl sollte er planen, neue Elektrik, neue Beleuchtung. Konkurrenz gab es damals kaum: "Es war unser erster Auftrag, den wir von der Stadt bekommen hatten", erinnert sich Rolf Wieder nicht ohne Wehmut.

30 Jahre später plant Wieder ganz andere Kaliber: Vor wenigen Wochen wurde das Josef-Pschorr-Haus an der Neuhauser Straße in München eröffnet, eines der größten Bauvorhaben in der Altstadt seit Jahren. Die Elektrotechnik des Hauses wurde in Erding geplant. Es war eine der größten Baustellen, die Wieder und seine Kollegen bisher betreut haben, und die Freude und auch den Stolz, die er für dieses Projekt empfindet, kann er nicht ganz verleugnen. Mit seiner Frau zusammen, die sich noch heute um Rechnungen und Personal im Büro kümmert, hat Wieder bereits Dutzende von Gebäuden ausgestattet.

"Tolles Referenzprojekt"

Ob in den Industriegebieten am Flughafen, an vielen Erdinger Schulen und anderen öffentlichen Bauten, an zahlreichen Wohn- Gewerbe- und Industriegebäuden im ganzen Bundesgebiet: Wenn dort jemand einen Lichtschalter einschaltet, einen Aufzugsknopf drückt oder eine Steckdose anschließt: Das alles wurde im Büro in Erding geplant. Mit 19 Mitarbeitern ist das Ingenieurbüro, das zwischen dem Bahnhof und der Dorfener Straße beheimatet ist, eines der größten in Bayern.

Die Expertise war also da, als um das Josef-Pchorr-Haus ging. "Es ist ein tolles Referenzobjekt", sagt Wieder, als er durch die Ordner blättert, die die Entstehungsgeschichte des Hauses dokumentieren. Sie wurden immer dicker: 2010 hat das Büro an einem Ideenwettbewerb für das neue Gebäude teilgenommen. Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit standen im Vordergrund. Und die Wieder-Mitarbeiter haben geliefert: Energiemanagement im ganzen Haus, energiesparende LED-Technik vom fünften Ober- bis ins vierte Untergeschoss, Fotovoltaik auf dem Dach. Dem Investor hat das gefallen, Wieder hat den Zuschlag bekommen.

"Man muss sich das mal vorstellen"

"Man muss sich das mal vorstellen", sagt er, "vom ersten Planungsstrich bis zur Eröffnung sind gerade einmal dreieinhalb Jahre vergangen. Das war herausfordernd". Fünf Mitarbeiter haben sich nur mit dem Josef-Pschorr-Haus beschäftigt, das jetzt eines der modernsten Gebäude Deutschlands ist. Das fange schon im Keller an, sagt Wieder: Nur wenige Meter von der S-Bahn-Röhre entfernt ist die Tiefgarage - 24 Stunden am Tag geöffnet - mit LED-Technik ausgestattet. Und auch ganz oben, wo die Wohnungen sehr teuer, der Ausblick aber auch sehr schön wird, kommt die Technik von Wieder. Die Fassade aber wurde nicht so wie geplant. Wieder hätte sie eigentlich mit LEDs beleuchten sollen, das wurde aber nur auf einer Seite verwirklicht. Auf der Seite zur Neuhauser Straße hin gab es Querelen um die Lamellen an der Fassade, der Architekt musste nachbessern, die Beleuchtung wurde nicht verwirklicht.

"Der Laie weiß davon gar nichts"

Vor 30 Jahren hat Rolf Wieder noch mit der Hand die Baupläne gezeichnet, heute geht nichts mehr ohne Computer. Die sind auch nötig: Hunderte Linien und Symbole kreuzen sich auf den Plänen, tausende Dinge, die beachtet werden müssen, alles müsse gut durchdacht sein, sagt Wieder. Allein der Brandschutz: Wenn es einmal brennt, erkennt die Brandmeldeanlage automatisch, wo das Feuer ausgebrochen ist. Die Aufzüge wissen dann sofort, wo sie eben nicht mehr hinfahren dürfen. "Das sind Steuerungen, von denen weiß der Laie gar nichts."

Immer komplexer wird die Technik in modernen Häusern, aber auch immer energiesparender. Rolf Wieder glaubt, das sei auch der Trend für die Zukunft: Intelligente Steuerungssysteme würden in Zukunft immer wichtiger werden. Etwa wenn man Energie genau dann verbraucht, wenn sie zur Verfügung steht. Wenn die Sonne scheint und die Solarkollektoren auf Hochtouren laufen, dann soll die Waschmaschine angehen oder der Geschirrspüler. Und alles kann man natürlich vom Smartphone aus steuern.

Zukunftsmusik, über die sich Wieder heute schon Gedanken macht. Genauso wie über das nächste Großprojekt, das in München ansteht: Die Paulaner-Brauerei baut in der Au eine neue Hauptverwaltung - und wieder soll Wieder ran.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: