Jobcenter Erding:Aruso muss sparen

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Weil Eingliederungsmaßnahmen für Ein-Euro-Jobber nicht den gewünschten Erfolg haben, hat der Bund die Zuschüsse gekürzt.

Thomas Daller

Weil der Bund die Sozialausgaben kürzt und den Jobcentern weniger Geld zuweist, wird die Aruso zu Einsparmaßnahmen gezwungen. Gefährdet sind nun auch Projekte, mit denen Ein-Euro-Jobber wieder für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden sollen. Im Jobcenter Erding bezeichnet man sie als "arbeitsmarkt-ferne Kunden", die man vor einer Vermittlung erst mal stabilisieren müsse, weil eventuell auch eine Suchterkrankung vorliege. Diese Klientel hat künftig noch schlechtere Chancen, wieder in die Gesellschaft eingegliedert zu werden.

Die Kürzungen gehen darauf zurück, dass der Bundesrechnungshof und der Bundesgerichtshof bemängelt hatten, nahezu jeder zweite Ein-Euro-Job diene nur dazu, die Leute von der Straße zu holen. Die damit verbundene Arbeit sei jedoch keine Weiterqualifizierung, die es den Betroffenen erleichtern würde, den Einstieg in den regulären Arbeitsmarkt zu schaffen. Deswegen hat der Bund den Etat für Eingliederungsmaßnahmen für Hartz IV-Empfänger um beinahe ein Drittel gekürzt.

Und die Jobcenter haben nun den Schwarzen Peter: Sie müssen entscheiden, welche Ein-Euro-Jobs künftig nicht mehr angeboten werden. Im Landkreis Erding gibt es nach Angaben von Aruso-Geschäftsführer Peter Stadick etwa sechzig Ein-Euro-Jobs: 15 beim Caritas-Altwarenmarkt Rentabel in Erding, 15 in Zusammenarbeit mit dem Berufsförderzentrum in Dorfen, 15 für jüngere Leute in Trägerschaft der Brücke und weitere 15 Plätze bei Pfarreien. Diese Zahlen sind leichten Schwankungen unterworfen.

Aruso habe bereits Gespräche mit der Erdinger Caritas geführt, sagte Stadick. Nächste Woche werde man mit der Brücke Erding über die Situation reden. Es gebe Verträge, die zum 30. Juni enden werden. Da erst im Laufe des Aprils die endgültigen Haushaltszahlen feststünden, könne man jedoch noch keine Entscheidungen treffen. Aber eine Tendenz ist zumindest absehbar.

Die Aruso will nach Möglichkeit keine Projekte opfern, hinter denen bereits eine lange Aufbauzeit liege und die dann zunichte gemacht würden. Zur Disposition stehen vor allem die Ein-Euro-Stellen bei den Pfarreien, die auch von Ehrenamtlichen übernommen werden könnten, wie Stadick findet. Aber auch Vorzeigeprojekte wie Rentabel, die Initiative der Brücke und die Zusammenarbeit mit dem BFZ sind damit noch nicht gerettet. Denn es handelt sich dabei um betreute Arbeitsgelegenheiten, bei denen die Ein-Euro-Jobber von Sozialpädagogen unterwiesen werden, die auch bei Problemen für sie da sind.

"Das sind die teuren Varianten, weil jeweils eine ausgebildete Betreuungsperson dabei ist", sagte Stadick. "Und weil es uns heuer finanziell nass reingeht, haben wir auch auf diese kostenintensiven Stellen unser besonderes Augenmerk." Aruso zahle eine sogenannte Betreuungspauschale an den Träger. Ob sich die jeweilige Gruppe noch rechne, wenn sie aufgrund von Kürzungen kleiner werde, sei noch nicht absehbar. Man müsse die Sache behutsam angehen, denn es handele sich wohl um einen Ausstieg auf Dauer, vermutet Stadick. Der Bund denke daran, auch 2012 und 2013 nicht mehr Eingliederungsmittel zu verteilen. "Wir wollen deswegen noch nichts übers Knie brechen."

Es ist eine Zwickmühle für die Jobcenter: Etwa dreißig Prozent des Eingliederungshaushalts verwendet man bei dem Erdinger Jobcenter Aruso für diese Arbeitsgelegenheiten. Wenn ein Drittel gekürzt werde, könne man das aber nicht "eins zu eins runterbrechen", sagte Stadick. "Man kann auch an anderer Stelle sparen." Die Frage sei allerdings, ob das sinnvoller sei: "Denn dann steht bei anderen Qualifizierungsmaßnahmen weniger Geld zur Verfügung."

© SZ vom 26.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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