Design und Handwerk:Im Olymp der Waren

Die Tische der Schreinerei Janua in Armstorf zählen zu den "Marken des Jahrhunderts".

Von Thomas Daller, Dorfen

Das Label "Made in Germany" steht immer noch für hervorragende Qualität und funktionelles Design. Der Zeit-Verlag würdigt die besten deutschen Hersteller in dem aktuellen Buch "Deutsche Standards - Marken des Jahrhunderts 2022", das von Florian Langenscheidt herausgegeben wird. Zwischen Abus, Ballistol, Mannesmann und Zwiesel Kristallglas findet man eine junge Firma aus dem Landkreis Erding: In der Kategorie Tisch ist die Schreinerei Janua aus Armstorf bei Dorfen in diesen Olymp der Waren aufgenommen worden.

Christian Seisenberger ist mit seiner Schreinerei Janua bundesweit erfolgreich. Dabei wurde das Unternehmen erst im Januar 2005 gegründet, wobei man den Monatsnamen mit einem hochgestellten "r" als Marke schützen ließ. Firmenchef Christian Seisenberger, gerade mal 39 Jahre als, feiert mit dem Unternehmen eine erstaunliche Erfolgsgeschichte. Er ist gelernter Schreiner und Bürokaufmann, berufsbegleitend hat er auch einen Lehrgang als "Gestalter im Handwerk" absolviert. Er stammt aus einer Handwerkerfamilie; bereits der Großvater hatte eine Zimmerei gegründet, sein Vater sowie sein Onkel stellten Bauelemente her, sein Bruder Fenster und Türen und er ist nun der erste, der sich mit Möbeln beschäftigt.

Seine Tische stehen in der Botschaft in Mexiko und im Zugspitzrestaurant

Janua stellt zwar auch Korpusmöbel und Regalsysteme her, aber Tische sind der "absolute Schwerpunkt", sagt Christian Seisenberger. In der Region hatte er sich in kürzester Zeit bereits einen Namen gemacht, überraschend ist jedoch, wie schnell er es bundesweit in die Königsdisziplin der knapp 200 "Marken des Jahrhunderts" geschafft hat. "Janua war überregional noch schneller bekannt als in der Region", sagt Seisenberger. 2005 hat er auf einer Trendset-Messe einen Vertriebsprofi kennengelernt, der sofort begeistert von diesen Tischen war. "Zwei Tage später hatte ich einen Vertrieb in Österreich, der Schweiz und in Deutschland." Und mittlerweile stehen seine Tische in der Botschaft in Mexiko, im Zugspitzrestaurant, "sowie bei allen namhaften Fußballprofis".

Die junge Manufaktur begeistert mit sehr edlen Tischen. Seisenberger verwendet heimische Hölzer, vorwiegend Eiche. Massivholz, oftmals richtig dicke Planken. Einer seiner Verkaufsschlager besteht aus carbonisierter Eiche als Tischplatte. Dabei wird die Oberfläche der Platte mit einem Gasbrenner geflämmt, dass die Funken sprühen. "Köhlen" nennt man das und es wurde bereits in der Antike verwendet, um Holz zu konservieren und vor Fäulnis und Insekten zu schützen. Was verbrennt, wird abgebürstet und dann wird das Holz mit verschiedenen Ölen und Harzen eingelassen.

Doch das Köhlen ist nur ein Beispiel für 47 verschiedene Arten der Oberflächenbearbeitung, die ein Janua-Tisch durchlaufen kann. Zudem arbeitet die Manufaktur auch mit Metall und Naturstein. Diese vielen Fertigungsschritte geschehen nicht alle im Stammwerk Armstorf: Zehn Werkstätten im Umkreis von 30 Kilometern arbeiten als Zulieferbetriebe, alles renommierte Betriebe wie Taubenthaler oder Woikowski. Die Auszeichnungen, die Janua erhält, sprechen auch Bände hinsichtlich der hohen Qualität der örtlichen Schreinereien. Auch einen Hauptmetalllieferanten gibt es, er sitzt in Memmingen. In Armstorf hat man sich auf die Endmontage spezialisiert.

Mittlerweile beschäftigt er Designer, aber die Grundideen stammen immer noch von ihm

30 Mitarbeiter hat die Manufaktur, weitere 20 Externe im Vertrieb und im Marketing stehen auch auf der Payroll. Bei der Endmontage in Armstorf gibt es zudem sechs Arbeitsplätze für Mitarbeiter der Zulieferbetriebe, die dem Holz dort noch den letzten Schliff geben. "Wir haben keine Kreissäge bei uns im Haus", erläutert Seisenberger sein Konzept. "Aber wir haben Zugriff auf zehn Kreissägen außer Haus."

Janua verwendet hochwertige, ausgesuchte Hölzer, die oftmals in Verfahren mit Alleinstellungsmerkmalen behandelt werden. Mit entscheidend für den Erfolg ist aber das Design. Und das ist bei Janua Chefsache: Christian Seisenberger trifft mit seinen Kreationen den Puls der Zeit. Mittlerweile ein Klassiker ist sein "Clamp". Wuchtige Eichenbohlen, auf denen man auch ein Gelage in einer Burg feiern könnte; schlichtweg ein Statement, wie geschaffen für die Ewigkeit. Aber er kann auch anders: Seine neue Produktlinie "Basket" ist weicher, weiblicher, filigraner, geschwungener. "Ging durch die Decke", sagt er über den Verkaufserfolg. Mittlerweile beschäftigt er Designer, aber die Grundideen stammen immer noch von ihm.

Acht Millionen Euro Umsatz hat die Manufaktur in 2020 gemacht, 3000 Tische gehen jedes Jahr an den ausgesuchten Fachhandel, wo sie für 2000 bis 20000 Euro an die Endkunden geliefert werden. Aber Christian Seisenberger ist es wichtig, dass sich Janua vom großen Erfolg nicht überrollen lässt. Er spricht von einem "Janua-Spirit", sein Team sei wie eine Familie; "wir haben fast eine Nullfluktuation in der Firma". Auch seine Frau und seine vier Kinder seien ihm sehr wichtig, die ihm bei "all meinen Eskapaden" den Rücken stärken. Und er nimmt sich Zeit für Freunde und gute Bekannte, die manchmal Einzelstücke für ihre Spedition in der Nachbargemeinde Taufkirchen wollen oder dass er sich mit Gestaltungsideen für eine neue Dorfener Bar einbringt. Seisenberger sagt, er möge zwar den Begriff "Work-Life-Balance" nicht, aber das Leben dürfe bei der Arbeit nicht zu kurz kommen. Und daraus schöpft er wohl auch einen wichtigen Teil seiner Kreativität.

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