Jakobmayer:Soloprogramm der Poltologin

Jakobmayer: Erst als Mitglied des Musikkabarett-Trios "Die drei Haxn" hat die selbstbewusste Münchnerin Claudia Pichler Akkordeon spielen gelernt.

Erst als Mitglied des Musikkabarett-Trios "Die drei Haxn" hat die selbstbewusste Münchnerin Claudia Pichler Akkordeon spielen gelernt.

(Foto: Privat)

Claudia Pichler hat über Gerhard Polt promoviert und steht nun selbst als Kabarettistin auf der Bühne

Von Florian Tempel, Dorfen

Wenn man allein auf einer Bühne steht und vom grellen Scheinwerferlicht geblendet wird, kann man sich sehr alleine fühlen. Claudia Pichler schreckt das nicht. Man könne es ja auch so sehen, sagt sie, dass man sich dann besser konzentrieren könne. Aber lieber sei es ihr, wenn sie das Publikum sehe. Der schönste Augenblick auf der Bühne sei es, "wenn die im Publikum irritiert schauen und ungläubig reagieren." Das will sie sehen, denn das sei genau der Punkt, auf den sie hinarbeite: wenn ihre eh schon absurden Geschichten "in völligen Schmarrn abgleiten".

In zehn Tagen lässt sich das im Jakobmayer in Dorfen ausprobieren. Aktuell wissen nur wenige, wie gut Claudia Pichlers Komik-Strategie funktioniert und aufgeht. Es ist noch nicht lange her, dass sie mit ihrem ersten Soloprogramm "Ned blöd ... für a Frau!" erstmals aufgetreten ist. Die Premiere im Altbau, einer urigen Kleinkunstkellerbühne gleich neben dem Kloster Irrsee, sei gut gelaufen, sagt Claudia Pichler. Es gebe offenbar viele "neugierige Leute im Allgäu", die sich darauf einließen, zur Vorstellung einer noch ganz unbekannte Kabarettistin zu gehen. Bis sie in Dorfen auf der Bühne stehen wird, wird sie nur noch zwei weitere Auftritte hinter sich haben: einen in einem Café in Bad Aibling und einen im Scharfrichterhaus in Passau. Das Dorfener Publikum wäre dann das vierte, dass Claudia Pichler erleben und entdecken kann.

Ganz und völlig unbekannt ist die Münchnerin freilich nicht. Sie war auch schon zweimal in Dorfen, aber nur für Kurzauftritte. 2015 kam sie mit den "Drei Haxn" mit Michael Well und Anni Preuß zum Oktoberbrettl ins Jakobmayer-Lokal. Für Claudia Pichler war das komische Trio die erste Berührung mit Musik. Sie wagte sich gleich an die große Tuba und ans kleine Akkordeon. Daneben wurde aber auch immer deutlicher, dass sie besondere Freude am Texten und am Fabulieren auf der Bühne hat. Die Auftritte mit den "Drei Haxn" war im Rückblick ganz klar eine Initialzündung. "Ich habe damals gemerkt, dass mir die Bühne nichts ausmacht, sonder Spaß macht", erinnert sich Claudia Pichler, die scheinbar keine Art von Lampenfieber kennt. An Selbstbewusstsein fehlt es ihr sicher nicht.

Claudia Pichler hat Literaturwissenschaft studiert und ihre Doktorarbeit über Gerhard Polt geschrieben. Als promovierte Poltologin war sie natürlich auch genau die richtigem zusammen mit ihrem Idol das Konversationslexikon "Der Große Polt" zu verfassen. Sie ist auch die Herausgeberin und Mitautorin eines Buchs mit Christoph und Michael Well über die Biermösl Blosn. Die wissenschaftliche und publizistische Sicht auf Protagonisten bayerischer Komik hat sie dann ganz allmählich gegen eine aktivere Rolle eingetauscht .

Sie selbst beschreibt sich als Kabarettistin auf der Bühne in so: "Ich erzähle viele absurde Geschichten, spiele ein paar Stücke Musik auf meiner Quetschn und singe Lieder zur Gitarre." Sie stelle dabei "schon eine Art Bühnenfigur" dar, schlüpfe aber nicht verschieden Rollen, sondern bleibe eine Person. Die viele Leute, das habe sie schon mitgekriegt, "für sehr authentisch halten". Das Authentische bestehe allerdings vor allem darin, dass sie die Situationen , die sie thematisiert, in gewisser Weise selbst erlebt hat, wobei sie auf der Bühne doch noch mal stark drauf drückt und die Sachen überdreht.

"Ned blöd ... für a Frau!", Claudia Pichler, Samstag, 9. März, 20 Uhr, Jakobmayer.

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