Jakob Schwimmer:Macher mit Herz und Humor

Jakob Schwimmer: Zupackend, jovial, erfolgreich: Jakob Schwimmer hat für die Gemeinde St. Wolfgang und für den Landkreis Erding viel geleistet.

Zupackend, jovial, erfolgreich: Jakob Schwimmer hat für die Gemeinde St. Wolfgang und für den Landkreis Erding viel geleistet.

(Foto: Renate Schmidt)

Der frühere Bürgermeister von St. Wolfgang feiert seinen 70. Geburtstag. Vor allem seine Heimatgemeinde hat er geprägt wie kaum jemand zuvor

Von Thomas Daller, St. Wolfgang

Jakob Schwimmer war mehr als 30 Jahre Bürgermeister der Gemeinde St. Wolfgang und zehn Jahre lang Landtagsabgeordneter im Maximilianeum. Und trotz aller politischer Ernsthaftigkeit ist er in seinem Herzen immer auch ein bisserl ein Lausbub geblieben. Unvergessen bleibt beispielsweise die Anekdote, wie er anlässlich der Feier zum 20-jährigen Bestehen der Kläranlage St. Wolfgang erst die neueste Technik erklärte und lobte, das Wasser habe nach der Reinigung Trinkwasserqualität; man schreite jetzt zur Verkostung. Und tatsächlich erschien daraufhin ein Klärwerksmitarbeiter mit einem Tablett und kleinen Gläsern mit einer klaren Flüssigkeit. Schwimmer nahm eines, trank es aus und ließ die anderen an Gemeinderäte und Presse weiterreichen. Er muss sich wohl auf die Zunge gebissen haben um beim Anblick der widerwilligen Gesichter nicht loszulachen. Tatsächlich war Schnaps drin, er hatte sich wieder mal einen Spaß erlaubt. Ernsthafte Politik und ein bisserl Gaudi, das waren für Schwimmer nie Gegensätze und dieser joviale und bodenständige Macher feiert nun am heutigen Freitag 70. Geburtstag. Man darf darauf wetten, dass dabei viel gelacht wird.

Jakob Schwimmer wurde 1949 als fünftes Kind einer Bauernfamilie in der Gemeinde St. Wolfgang geboren. Auch sein Vater war bereits in der Kommunalpolitik aktiv, als Bürgermeister von Pyramoos, einem Dorf, das heute zur Gemeinde St. Wolfgang gehört. Schwimmer hat das Abitur am humanistischen Gymnasium in Traunstein absolviert und schloss dann eine Ausbildung zum Kaufmann bei einem internationalen Informationstechnik-Konzern ab.

Zur Politik kam Jakob Schwimmer als junger Mann über sein Engagement bei der katholischen Landjugend. Mit 21 Jahren war er Diözesanvorsitzender, zwei Jahre später stellvertretender Bundesvorsitzender. 1973 trat er der CSU bei, zwei Jahre darauf war er schon Ortsvorsitzender in St. Wolfgang. 1978 wurde er in den Gemeinderat gewählt und zweiter Bürgermeister. Von 1983 bis 2014, als er abdankte, war er ununterbrochen Bürgermeister der Gemeinde, zuletzt der dienstälteste im Landkreis Erding.

Aber nicht nur in seiner Gemeinde war er ein politisches Schwergewicht. Bereits 1978 wurde Schwimmer in den Erdinger Kreistag gewählt, dem er bis heute angehört; aktuell als stellvertretender Landrat. Und nicht zuletzt war er auch als Landtagsabgeordneter zwei Wahlperioden im Maximilianeum: Von 2003 bis 2013. Er war bereits Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags, Vorsitzender der Volkshochschule Erding und Leiter des Straßen- und Wasserzweckverbandes der 26 Gemeinden und Städte des Landkreises. Beruflich war er von 1974 bis 1986 bei einem großen amerikanischen Bürotechnik-Unternehmen angestellt, bevor er sich als Vertriebspartner des Unternehmens selbständig machte. Erst als er 2003 in den Landtag gewählt wurde, stellte er seine unternehmerischen Aktivitäten ein.

Vor allem die Gemeinde St. Wolfgang hat Schwimmer viel zu verdanken. Wie Isen gehörte St. Wolfgang bis zur Landkreisgebietsreform 1972 zum Landkreis Wasserburg, der damals zerschlagen wurde. Aus den bis dahin sechs selbständigen Gemeinden Sankt Wolfgang, Gatterberg, Schönbrunn, Pyramoos, Lappach und Jeßling wurde die neue Gemeinde St. Wolfgang gebildet. Es gab viel zu tun, denn die neue Kommune war ziemlich zurückgeblieben: Es gab nur acht Kilometer asphaltierter Gemeindestraßen, keinen Kindergarten, nur 140 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer am Ort und kaum Steuereinnahmen. Die Gemeinde war arm wie eine Kirchenmaus und hing völlig am Tropf des Staates. Schwimmer zog damals mit den Versprechen in seinen ersten Wahlkampf, er werde das Straßennetz ausbauen, Bauland erschließen, ein neues Feuerwehrhaus bauen und einen Bauhof errichten lassen, weil damals die Bauhof-Geräte noch im Fahrradkeller der Schule untergebracht waren.

Als Bürgermeister von St. Wolfgang hatte Schwimmer es in den 1980er Jahren mit einer stark landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zu tun. 240 Einöden gehörten dazu, die Landwirtschaft steckte in der Krise, viele Höfe gaben auf. Schwimmer schaffte den Strukturwandel: Er holte Betriebe nach St. Wolfgang, schuf Arbeitsplätze, betrieb eine offensive Baulandpolitik und sorgte für Wachstum in der Gemeinde. "Das größte Problem war die schlechte Steuerkraft", sagte Schwimmer. Daher habe er sich zwangsläufig um eine "vernünftige Gewerbeansiedlung" gekümmert. Als er nach mehr als 30 Jahren als Bürgermeister abdankt, hatten sich in St. Wolfgang so viele Unternehmen angesiedelt oder ihre Betriebe ausgebaut, dass es 1500 Arbeitsplätze in der Gemeinde gab. Die kommunale Haushaltslage war längst solide. Die Einwohnerzahl hat sich von 2800 Menschen im Jahr 1983 auf etwa 4500 im Jahr 2014 fast verdoppelt. Und die Gemeinde kann problemlos weiter wachsen: Die Infrastruktur ist so gut ausgebaut, dass sie noch 500 bis 600 Neubürger verträgt.

Schwimmer war als Bürgermeister so erfolgreich, dass er 2003 als Erdinger Direktkandidat der CSU für die Landtagswahl nominiert wurde, nachdem der damalige Wissenschaftsminister und Erdinger Heimatabgeordnete Hans Zehetmair nach 17 Jahren Amtszeit nicht wieder antrat. 61,59 Prozent der Erststimmen konnte Schwimmer damals holen, mehr als der Staatsminister fünf Jahre zuvor. In seiner eigenen Gemeinde St. Wolfgang hatten sogar 82 Prozent der Wähler ihren Bürgermeister gewählt. Im Landtag arbeitete er von 2003 an im Ausschuss für Verfassungs-, Rechts- und Parlamentsfragen sowie im Ausschuss für Fragen des öffentlichen Dienstes. 2008 wurde er wiedergewählt und kam dann in den von ihm favorisierten Innen- und Kommunalausschuss.

2008 begann auch seine schwerste Zeit, als bei ihm der Lymphdrüsenkrebs Morbus Hodgkin diagnostiziert wurde. Trotz Chemotherapie unterbrach er seinen Wahlkampf nicht. Als Folge der Chemo brachen ihm sieben Rückenwirbel; bis die Operationen möglich waren, musste Schwimmer mit Morphium die starken Schmerzen unterdrücken. Doch schon im Frühjahr 2009 war er zurück, erledigte Arbeiten im Rathaus und war bei den Sitzungswochen im Landtag wieder dabei.

2013 machte ihm Ulrike Scharf die erneute Direktkandidatur streitig. Bei der Nominierungsversammlung lief er zwar wieder zu alter Form auf und kritisierte unverblümt auch die Fehler der Regierung Seehofer. Aber er musste die einzige Wahlniederlage in seinem Leben einstecken und sie traf ihn hart. Nun blieb ihm noch der Kreistag, wo ihn Landrat Martin Bayerstorfer, der ihn sehr schätzt, zu seinem Stellvertreter machte. Das war eine gute Wahl, wie sich bald herausstellte: Seine Reden und Grußworte sind geschätzt, sie sind geprägt von hoher Sachkundigkeit, aber auch von Humor. Schwimmer ist immer der greifbare und nahbare Mensch geblieben, der er als junger Bürgermeister bereits war. Auch in der Politik war er nie verletzend, sondern suchte die Auseinandersetzung auf sachlicher Ebene. Seine Heimatverbundenheit war ihm auch ein Antrieb, als Bürgermeister in St. Wolfgang Baugebiete und Gewerbegebiete zu entwickeln, wohnen und arbeiten zusammenzubringen; auch im ländlichen Raum. Es ist ihm gelungen, wie so vieles in seiner Laufbahn.

Heute feiert er seinen 70. Geburtstag und es werden viele kommen, um zu gratulieren. Denn neben all seiner Arbeit ist Schwimmer immer ein geselliger Mensch geblieben und hat Freundschaften gepflegt. Alles Gute zum Geburtstag, Jok.

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