150 Jahre Thalmeier Einrichtungen:Präzision und Geschmack

Das Dorfener Unternehmen blickt zurück. Seit Generationen steht der Familienbetrieb für feinstes Schreinerhandwerk und hochwertige Einrichtungen

Von Florian Tempel, Dorfen

Schöner könnte die wesentliche Tradition des Familienbetriebs kaum ausgedrückt werden als durch das etwa 70 Jahre alte Foto: Es zeigt Philipp Thalmeier bei der Arbeit. Mit konzentriertem Blick und großer Ruhe hält er einen Hobel fest in beiden Händen. Seine äußere Erscheinung ist beeindruckend elegant. Er trägt einen einfachen Pullover, darüber eine schwarze Weste, man sieht die Uhrenkette für die Taschenuhr und einen in der Brusttasche eingesteckten Federhalter. Seine imposante Barttracht, um die ihn jeder Berliner Hipster beneiden würde, ist schlohweiß, die Augenbrauen über der runden Brille noch kräftig dunkel. Die Mütze hat er leicht schräg aufgesetzt. Alles passt bei diesem Mann wie selbstverständlich zusammen. Es ist das Bild eines Meisters bei der Arbeit, der sein Handwerk mit Präzision und Geschmack ausführt.

150 Jahre Thalmeier Einrichtungen: Philipp Thalmeier gilt als der Begründer des hohen Qualitätsanspruchs.

Philipp Thalmeier gilt als der Begründer des hohen Qualitätsanspruchs.

(Foto: Privat)

Die Schreinerei und das Einrichtungshaus Thalmeier blicken in diesem Jahr auf 150 Jahre Firmengeschichte zurück. In einer reich bebilderten Chronik zum Jubiläum ist die Entwicklung des Unternehmens, die natürlich vor allem auch Familiengeschichte ist, detailliert nachzulesen. Der eigentliche Gründer war noch eine Generation älter als der einführend genannte Philipp Thalmeier. Philipp der Ältere hatte sich im Jahr 1868 in Dorfen als Schreiner niedergelassen. Er und seine Frau Maria waren kinderlos und nahmen 1882 den sechsjährigen Neffen Philipp an Kindes statt an. Philipp der Jüngere gilt als der Begründer der außerordentlichen Qualität, mit der bei Thalmeier Möbel und Einrichtungen gefertigt werden. 1937 brachte einen herausragenden Auftrag, die Inneneinrichtung für das Haus des Schriftstellers Josef Martin Bauer, das der Münchner Architekt Sepp Ruf entworfen hatte. Federführend übernahm diese Arbeit der 28-jährige Sohn Gottfried. Gut achtzig Jahre später bei der Renovierung führte wieder die Firma Thalmeier die Schreinerarbeiten im Innenausbau und die Fenster aus.

150 Jahre Thalmeier Einrichtungen: Philipp Thalmeier war der Neffe des gleichnamigen Betriebsgründers (hier im Bild mit seiner Frau Maria).

Philipp Thalmeier war der Neffe des gleichnamigen Betriebsgründers (hier im Bild mit seiner Frau Maria).

(Foto: Privat)

Gottfried wäre beinahe gar nicht Schreiner geblieben. Der aus Dorfen stammende Xaver Terofal hätte ihn am liebsten für sein damals weithin berühmtes Schlierseer Bauerntheater als Schauspieler engagiert. Der so vielseitig begabte Gottfried - er war auch als Sänger, Musiker und Karnevalist aktiv - blieb dem Handwerk treu, übernahm den Betrieb 1947 und baute ihn aus. 1954 kam zur Schreinerei ein Möbelhandel dazu.

Gottfrieds Söhne Thomas und Rudolf Thalmeier sind bereits die vierte Generation. Thomas lernte im Familienbetrieb, legte mit 22 Jahren die Meisterprüfung ab und übernahm 1972 das Familienunternehmen in Dorfen. Er baute eine neue moderne Werkstatt und modernisiert den Möbelhandel, indem er Marken wie "Poggenpohl" nach Dorfen bringt. Sein Bruder Rudolf besuchte nach dem Abitur die Fachschule des Möbelhandels in Köln und studierte später Innenarchitektur. Von 1979 führten die Brüder gemeinsam das Unternehmen. Das Angebot wurde immer umfangreicher, die Ansprüche höher, der Einzugsbereich größer. Mitte der 90er Jahre zog sich Rudolf Thalmeier aus gesundheitlichen Gründen aus dem Tagesgeschäft zurück. Seine Frau Veronika Dürheim-Thalmeier und die Mitarbeiter Lorenz Salzeder und Christoph Mittermeier übernahmen mehr Verantwortung und sind seit 2003 geschäftsführende Gesellschafter.

150 Jahre Thalmeier Einrichtungen: Die aktuellen Gesellschafter und Leiter der Firma (von links): Christoph Mittermeier, Lorenz Salzeder, Clemens, Thomas und Rudolf Thalmeier und Veronika Dürheim-Thalmeier.

Die aktuellen Gesellschafter und Leiter der Firma (von links): Christoph Mittermeier, Lorenz Salzeder, Clemens, Thomas und Rudolf Thalmeier und Veronika Dürheim-Thalmeier.

(Foto: Privat)

Dann die Katastrophe: Im September 2008 brannte die Schreinerei in Dorfen vollständig nieder. Ein Jahr wurde in Schröding produziert, bis die neue Werkstatt in Dorfen fertig war. Ebenfalls im Herbst 2009 eröffnete die Filiale des Einrichtungsgeschäfts in Erding. Im Geschäft in Dorfen werden seit 2008 auch mehrmals im Jahr Kunstwerke ausgestellt. Bislang waren etwa 30 Künstlerinnen und Künstler aus der Region hier zu sehen. Zum Jubiläum sind fast alle von ihnen noch einmal in einer großen Jubiläumsausstellung mit ihren Bildern, Fotografien oder Objekten vertreten.

Nach 150 Jahren ist die fünfte Generation der Familie längst dabei, die Firmengeschichte weiter zu schreiben. So hat Clemens Thalmeier 2015 seine Meisterprüfung als Schreiner abgelegt und ist seitdem nun einer von sechs Meistern im Betrieb mit seinen aktuell insgesamt 41 Mitarbeitern.

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