"Die haben den ganzen Bach versaut", schimpft Kastulus Grundner. Zweimal hat er mit Fotos dokumentiert, wie an der Autobahnbaustelle der Lappachtalbrücke das beim Betonieren anfallende verdreckte Abwasser in die Lappach geleitet wurde. Vom Ort Lappach bis Oberdorfen sei der Bach über Stunden hinweg eine "graue Brühe" gewesen. Forellen hätten das ebensowenig überlebt wie Flussmuscheln oder Wasserinsekten, die den Fischen als Nahrung dienen. Nur ein paar Aitel, eine Fischart, die als besonders widerstandsfähig gilt, schwimmen dort noch herum. Der Bach und der dazugehörige Auwald unterliegen als Flora-Fauna-Habitat (FFH) eigentlich den höchsten Schutzkriterien, die es in Europa gibt.
Kastulus Grundner hat ein Haus unmittelbar an der Lappach. In seinem Garten musste er sogar einen Komposthaufen mit Rasenschnitt entfernen, damit der Bach nicht davon überdüngt werde. So genau ist es bisher gegangen - und jetzt werde das fragile Ökosystem dieses Gewässers beim Bau der Autobahn einfach vernichtet. Heiner Müller-Ermann von der Aktionsgemeinschaft gegen die A 94 sagte bei einem Pressegespräch an der Autobahnbaustelle, vor genau dieser Situation habe man im Rechtsstreit um die A 94 immer gewarnt. Doch die Autobahndirektion habe jedesmal bestritten, dass solche Befürchtungen begründet seien: "Die Baustellenabwicklung läuft mit höchster Genauigkeit ab, haben sie gesagt. Das Gegenteil ist der Fall."
Auch Öl gelangt in die Lappach
Kastulus Grundner sagte, zweimal habe er bisher beobachtet, dass diese "Betonschleie" in den Bach geleitet wurde. "Das ist am 11. September losgegangen und am 22. Oktober war das wieder der Fall." Einen anderen Verursacher könne er ausschließen: "Oberhalb der Baustelle war das Wasser klar." Es gebe zwar schon Absetzbecken für dieses mit Zement verunreinigte Wasser, aber gelegentlich "lassen die einfach den Schlauch neben dem Bach liegen und dann läuft alles rein".
Und es ist nicht allein der Beton, der in die Lappach gelangt, sondern auch Öl. Grundner berichtete, er habe in den vergangenen Wochen gesehen, wie Öl den Hang hintergelaufen sei. Er sei der Spur gefolgt und habe eine mehrere Quadratmeter große und etwa drei Zentimeter tiefe Ölpfütze gefunden. Als er daraufhin Polizei und Feuerwehr informiert habe, hätten die Bauarbeiter mit einem Radlader schnell noch ein paar Schaufeln Erde darübergekippt, damit es nicht so auffalle.
Den Rest habe die Feuerwehr dann mit Bindemitteln bekämpft. "Der Baustellenleiter hat zu mit gesagt, das sei lediglich Schalungsöl", sagte Grundner. "Und das wäre biologisch abbaubar. Das kann schon sein, dass sich das nach zehn Jahren abbaut, aber zuerst läuft es in den Bach rein und macht alles kaputt." "Wenn es Umweltauflagen gibt, müssen sie eingehalten werden", sagte Jakob Baumgartner vom Bund Naturschutz. "Da kann der einzelne Arbeiter nichts dafür, aber es muss einen Verantwortlichen geben, der sich um diese Umweltauflagen kümmert."
Außer Kraft sei offenbar auch die Anordnung gesetzt worden, dass die schweren Baustellenfahrzeuge nicht die kleinen Gemeindestraßen benutzen dürfen, sondern nur die eigens errichtete Zufahrtsstraße zur B 15. Eine ganze Woche lang hätten die Baufahrzeuge den Aushub über kleine Brücken und Nebenstraßen abgefahren, bis sich Kastulus Grundner bei der Stadt Dorfen beschwert habe.
"Dort hieß es, das sei nach Rücksprache mit dem Bürgermeister genehmigt worden." Kastulus Grundner ist dann noch einmal persönlich bei der Stadt vorstellig geworden "und momentan ist Ruhe". Dabei habe man den vorgezogenene Bau der Lappachtalbrücke immer damit begründet, dass man sie als "Baustraße" benötige, um den anfallenden Aushub abzutransportieren, erinnerte Müller-Ermann. Dieses Gebahren zeige jedoch, dass es weniger um den Aushub gegangen sei, als vielmehr in Dorfen vollendete Tatsachen zu schaffen, die nicht mehr rückgängig zu machen sind.