Süddeutsche Zeitung

Fabelhaftes Isen:Literarisches Potenzial

Der Markt Isen hat zur 1275-Jahr-Feier auch einen Literatur-Wettbewerb ausgelobt. Drei Frauen und drei Männer haben teilgenommen. Ihre ebenso unterschiedlichen wie gelungenen Texten kann man nun im Online-Katalog zu "Fabelhaftes Isen" nachlesen.

Von Florian Tempel, Isen

Wenn Städte, Märkte und Gemeinden ein Jubiläumsjahr feiern, wird das gerne mit besonderen Kulturereignissen verbunden. In Dorfen wird etwa gerade diskutiert, ob eine "Faust"-Freilichttheateraufführung eine passende Idee für das dortige 1250-Jahre-Jubiläum ist, das im kommenden Jahr ansteht. In Isen hatte man für die diesjährigen 1275-Jahr-Feierlichkeiten eine bescheidenere, aber außergewöhnliche Idee: Die Veranstaltung eines lokalen Kunst- und Literaturwettbewerbs. Über die Werke der bildenden Künstlerinnen und Künstler hat die Süddeutsche Zeitung schon ausführlich berichtet. Die Beteiligung am ebenfalls ausgelobten Literaturwettbewerb von "Fabelhaftes Isen" war zwar geringer, jedoch keineswegs weniger bemerkenswert. Ganz im Gegenteil.

Es ist an sich außergewöhnlich, dass eine relativ kleine Gemeinde überhaupt einen Literaturwettbewerb auslobt. Würden sich überhaupt genügend Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden? Und mit was für Texten war zu rechnen? Man durfte feststellen, dass es sich gelohnt hat. Drei Frauen und drei Männer haben mitgemacht und gezeigt, dass in Isen - und Umgebung - viel literarisches Potenzial vorhanden ist. Schön ist auch, dass man die Texte nun auch nachlesen kann. Sie finden sich zusammen mit Abbildungen der bildenden Kunstwerke sowie Porträts der Autorinnen und Autoren im Online-Katalog auf der Internetseite der Gemeinde.

Bei nur sechs Wettbewerbsbeiträge gab es trotzdem eine große Vielfalt an Texten. Die Jury prämierte Peter Cronauers Märchen "Das Glaspferdchen" mit dem ersten Preis. Cronauer lebt seit 2003 in Isen und arbeitet als Autor für TV-Sender, Buch- und Zeitschriftenverlage. Der Jury lobte seinen Text als phantasievolles und berührendes Märchen, das "viel Raum für eigene Interpretationen des Erzählten" lasse.

Der zweite Preis ging an den in Isen aufgewachsenen, mittlerweile in Fürth lebenden Schriftsteller Leonhard F. Seidl. Er hatte mit einem Kapitel aus seinem aktuellen Roman "Vom Untergang" teilgenommen. Seidl beschreibt darin mit scharfem Blick ein kurioses Treffen zweier bedeutender Protofaschisten vor exakt 100 Jahren in Isen: Der rechtsnationale Kulturphilosoph Oswald Spengler geht mit Forstrat Georg Escherich, dem Chef der militanten Heimatwehren, am Schinderbach zum Fischen.

Die erst 16 Jahre alte Theresa Schex aus Isen wurde mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet. Sie hatte mit einem Kapitel aus ihrem in diesem Jahr erschienen historischen Roman "Isen in Flammen" mitgemacht. Die Jury war von dem "mitreißend geschriebenen Text über Isen im Dreißigjährigen Krieg" begeistert. Weitere Teilnehmer waren der vielfach prämierte Isener Autor Leonhard M. Seidl, sowie die 22-jährige Magdalena Glück aus Haag und die 27-jährige Johanna Furch aus St. Wolfgang.

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