Isen/Erding:Tafeln verzeichnen höheren Bedarf

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In Erding und Dorfen benötigen immer mehr Menschen die Lebensmittelpakete. Jetzt gibt es Bestrebungen, auch in Isen eine solche Einrichtung zu gründen

Von Barbara Forster, Isen/Erding

Die Tafeln in Erding und Dorfen spüren einen immer größeren Andrang, unter anderem auch von Asylbewerbern. An der Erdinger Tafel hat sich die Zahl der Kunden laut Petra Bauernfeind, Vorsitzende der Erdinger Nachbarschaftshilfe, verdoppelt, in Dorfen sogar verdreifacht. Zur Dorfener Tafel dürfen künftig nur noch Bedürftige aus Dorfen kommen. Die Dorfener Nachbarschaftshilfe beruft sich dabei auf eine städtische Satzung. Dies hat Folgen für Bedürftige aus den Gemeinden Isen, Haag und St. Wolfgang.

Ein Betroffener ist Wolfgang Lange, 56, aus Isen. Der ehemalige Kaufmann lebt von Hartz IV und ist seit drei Jahren auf die Tafel angewiesen. Jetzt ruft Lange zur Gründung einer eigenen Tafel in Isen auf. Am Montag, 28. September, 19 Uhr, findet im Gasthof Klement die erste Infoveranstaltung statt. Ganz so einfach wird das aber nicht werden: Die Nachbarschaftshilfe Isen werde die Trägerschaft nicht übernehmen, da sie dies vom Personal und vom Verwaltungsaufwand nicht bewältigen können, sagt Einsatzleiterin Patrizia Brambring. "Das alles zu planen und zu organisieren ist keine Angelegenheit, die sich in drei Tagen erledigt hat." Auch der Isener Bürgermeister Siegfried Fischer (Freie Wähler) bleibt skeptisch und verweist auf Auflagen: Man bräuchte ein Kühlfahrzeug, Gefrier- und Kühlschränke, dazu werden auch noch Räume benötigt.

Bis November darf Lange die Dorfener Tafel noch aufsuchen, dann läuft sein Berechtigungsschein aus, wie er sagt. Zwar könnte er mit dem Bus oder mit dem Auto zur Erdinger Tafel zu fahren, aber dies sei insbesondere für Flüchtlinge ein enormer Aufwand, wie Lange findet. "Die Erdinger Tafel ist 25 Kilometer von Isen entfernt."

"Dass Bedürftige aus anderen Gemeinden bislang kommen durften, war ein Entgegenkommen", sagt Hilde Mittermaier, Vorsitzende der Dorfener Nachbarschaftshilfe. Der Ansturm sei zwar gestiegen, doch habe man die Situation gut im Griff. Bisher wurden Berechtigte aus anderen Gemeinden geduldet, doch Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) sagt, er müsse sich nun auf die satzungsrechtlichen Bestimmungen konzentrieren. Schwierig ist die Situation auch in Erding. Von den derzeit in Isen lebenden 54 Flüchtlingen fahren heute 23 zur Erdinger Tafel. "Es wird schon etwas eng", sagt Petra Bauernfeind. "Aber bisher haben wir es immer noch geschafft, Lebensmittelspenden zu bekommen."

Lange wirbt auf seiner Facebook-Seite für eine Tafel in Isen. Er sagt, er stoße damit auf große Resonanz. Auch freiwillige Helfer hätten sich bereits gemeldet. Auch habe er Zusagen für Spenden von Märkten aus Isen und Forstern. Mit Helfern und Spenden alleine ist es jedoch noch nicht getan: "Zunächst müssen wir einen Verein gründen, um den Spendern etwas Schriftliches vorlegen zu können."

In Isen alleine gebe es nicht den Bedarf für eine eigene Tafel, sagt Bürgermeister Fischer. Da müssten auch andere Kommunen mitziehen. Daran hat Wolfgang Lange bereits gedacht: "Ich habe die umliegenden Gemeinden schon kontaktiert." Wer zur ersten Infoveranstaltung kommt, wisse er aber nicht. Fischer jedoch will kommen, wie er sagt. Doch er hat Zweifel: Andere Tafeln dürften nicht ihre Daseinsberechtigung verlieren. Eine Tafel lebe von ihren Sponsoren. Wenn Lebensmittelläden ihre Spenden an die Tafel in Isen abgeben würden, bliebe nichts mehr für die Tafeln in Dorfen und Erding übrig.. Brambring und Fischer sind sich einig, dass die Idee gut sei, aber die Umsetzung schwierig wird. "Falls Isen eine Tafel bekommt, würde ich natürlich helfen", sagt Brambring.

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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