Isarkanal:Pegel auf Restmenge

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Nach dem Nulldurchfluss vom vergangenen Mittwoch hat sich der Pegel nach dem Kraftwerk Aufkirchen nun wieder deutlich erhöht. (Foto: Renate Schmidt)

Fischer befürchten massive Verluste durch den niedrigen Wasserstand. Der Energiekonzern Uniper betont, es gehe um die Sicherheit der Taucher

Von Thomas Daller, Eitting

Der Bezirksfischereiverein Erding befürchtet einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden durch die Bauarbeiten am Mittleren Isarkanal zwischen Aufkirchen und Eitting. Seit 15. Oktober wird im Wasser gearbeitet, der Energiekonzern Uniper verstärkt den Kanal durch eine zusätzliche Abdichtung. Dabei wurden die Pegel gesenkt. Vergangenen Mittwoch wurde ab dem Kraftwerk Aufkirchen der Abfluss sogar auf Null reduziert, um für die Taucher an der Baustelle die Strömung zu reduzieren. Mit dem langsam fallenden Pegelstand sind auch die Fische kanalabwärts gewandert und, so die Befürchtung der Fischer, durch den offenen Leerschuss des Kraftwerks bei Eitting, aus der Pachtstrecke verschwunden. Weil es keine Fischaufstiegshilfe gibt, könnten sie auch nicht mehr zurückkehren.

Kanalbauarbeiten und das Absenken der Pegel werden insbesondere im Landkreis Erding mit Skepsis verfolgt, nachdem das Wasserwirtschaftsamt 2016 im Zuge der Stadtwehr-Sanierung der Sempt nicht aufgepasst hatte und die Sempt kilometerlang trocken fiel. Tausende Fische verendeten damals, weil man eine versteckte Kiesbank übersehen hatte, an der das Wasser nicht mehr weiter lief.

Horst Gattermann, Vorsitzender des Bezirksfischereivereins Erding, lässt den Kanal derzeit nicht aus den Augen. Als am vergangenen Mittwoch gar kein Wasser mehr nachlief, befürchtete er, es könne zu einem Fischsterben kommen. Uniper-Sprecher Theodorus Reumschüssel erklärte jedoch im Gespräch mit der SZ, dass man dabei sehr sorgfältig und kontrolliert vorgegangen sei, um die Fische nicht zu gefährden. Er habe erst im Zuge "unseres Themas" von dem Vorfall bei der Stadtwehr-Sanierung erfahren und verstehe, dass eine "gewisse Nervosität" bei den Fischern gegeben sei. "Wie in einer Badewanne" habe man den Pegel auf eine Restmenge von etwa 1,5 Meter Tiefe abgesenkt. Es seien nur einige kleine Bereiche trocken gefallen. Die Rinne sei immer mit ausreichend Wasser versorgt. Man habe den Pegel langsam gesenkt, so dass er maximal um zehn Zentimeter in der Stunde gefallen sei. Dadurch hätten die Fische genügend Zeit gehabt, an tiefere Stellen zu schwimmen. Uniper habe das nicht nur mittels der elektronischen Überwachung der Pegelmesstellenwarte in Landshut überprüft, sondern die Strecke sei auch begangen worden und man habe keine Fischkadaver gefunden. Da es um die Sicherheit der Taucher gegangen sei, sei diese Absenkung nun einmal nicht zu vermeiden gewesen.

Das Wasserwirtschaftsamt und das Landratsamt haben Uniper jedoch angewiesen, die vereinbarte Durchflussmenge von zehn Kubikmetern pro Sekunde möglichst nicht mehr zu unterschreiten. "Das hatten wir auch zu keinem Zeitpunkt vor, diesen Nulldurchfluss erneut zu machen", betonte Reumschüssel.

Der Fischereivereinsvorsitzende hat zwar ebenfalls keine Fischkadaver entdeckt, befürchtet jedoch, dass sich der Fischbesatz in der etwa sieben Kilometer langen Strecke zwischen den Kraftwerken Aufkirchen und Eitting erheblich reduziert habe. 2009 sei die letzte Sanierung des Kanals erfolgt, seither habe der Verein Fische im Wert von mehr als 40 000 Euro in dem Abschnitt besetzt. "Ich hoffe, den Fischen selbst ist nichts passiert", sagte Gattermann. Er gehe aber davon aus, dass sie mit dem sinkenden Pegel kanalabwärts geschwommen seien und dann durch den Leerschuss des Kraftwerks Eitting aus der Pachtstrecke geschwemmt worden seien. Auch ein Teil der Fischnährtiere sei wohl von dem sinkenden Pegel überrascht worden und verendet.

"Wenn wir durch Bauarbeiten im Kanal einen Verlust erleiden, wird uns der Schaden nicht ersetzt. So steht es im Pachtvertrag", sagte Horst Gattermann. Dass eine weitere Nulldurchfluss-Situation vermieden wird, nimmt er fatalistisch hin: "Das ist sowieso egal, es gibt dort keine Fische mehr."

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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