Interview:"Es war keine Retourkutsche"

Interview: Georg Els ist hauptberuflich Rechtsanwalt und hätte diese Konstellation gern beibehalten.

Georg Els ist hauptberuflich Rechtsanwalt und hätte diese Konstellation gern beibehalten.

(Foto: Renate Schmidt)

Nach der Entscheidung des Gemeinderats, dass der Forsterner Bürgermeisterposten künftig hauptamtlich zu führen ist, überlegt der amtierende Mandatsträger Georg Els von den Freien Wählern, ob er nach 24 Jahren noch einmal kandidieren soll

Interview von Philipp Schmitt

Am Dienstag hat der Forsterner Gemeinderat mit neun zu fünf Stimmen beschlossen, dass der nächste Bürgermeister von 2020 an nicht mehr ehren- sondern hauptamtlich agieren soll. Der seit 1996 amtierende Bürgermeister und Kreisrat Georg Els (FW) von der Alten Wählergemeinschaft hatte mit den Freien Wählern (FW) gegen den Antrag gestimmt, die Mehrheit von CSU, SPD, Grüne stimmten für die Änderung. Der 61-jährige Els ist Rechtsanwalt und Fraktionssprecher der Freien Wähler im Kreistag. Er war bisher als ehrenamtlicher Bürgermeister tätig und wollte daran auch in der nächsten Amtsperiode nichts ändern. Philipp Schmitt sprach mit Bürgermeister Els.

SZ: Die mehrheitliche Entscheidung für die Änderung der Rechtsstellung des Bürgermeisters und der Zeitpunkt waren für viele Bürger überraschend. Können Sie das nachvollziehen?

Els: Für jemand der die Gemeindepolitik in Forstern nicht so genau verfolgt, war das überraschend, für mich nicht. Ich kenne die Akteure und die Machtverhältnisse im Gemeinderat. Für mich war klar, dass, wenn der Antrag kommt, er mit Stimmen von CSU, SPD und Grünen durchgeht. Ich habe aber vom Antrag erst erfahren, als die CSU das bereits beschlossen hatte und der Antrag zu mir ins Rathaus unterwegs war.

Ich fand das nicht optimal, dass das vorher nicht mit dem amtierenden Bürgermeister durchgesprochen wurde. Normalerweise macht man sowas, wenn ein amtierender Bürgermeister sagt, er hört auf. Dann könnte man das zum Anlass nehmen, um den Status zu ändern. In manchen Fällen, wo man einen amtierenden Bürgermeister vor die Wahl gestellt hat, ehrenamtlich aufzuhören, ist es zu Unfrieden gekommen. Das will ich in Forstern aber auf keinen Fall. Ich möchte keinen Unfrieden und keinen Streit, das Amt des Bürgermeisters soll nicht beschädigt werden. Die Entscheidung ist aber nun so gefällt worden.

SZ: Werden Sie am 15. März 2020 wieder als Bürgermeister kandidieren?

Es ist noch alles offen, ich habe mich noch nicht entschieden und bin dabei, mir das Ganze mit meiner Familie zurecht zu legen. Für mich wäre es sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich möglich, als Bürgermeister zu arbeiten, wobei mir schon lieber gewesen wäre, wenn der gewohnte Ablauf geblieben wäre. Diese Entscheidung ist aber nicht die primäre Antriebsfeder für meinen Entschluss, ob ich noch einmal kandidiere. Ich habe bei der Sitzung gesagt, welche Qualifikation ein Bürgermeisterkandidat künftig haben soll, dazu ist von den Gemeinderäten der CSU und SPD nichts gesagt worden. Theoretisch wäre für mich denkbar, noch eine Legislaturperiode als hauptamtlicher Bürgermeister zu arbeiten. Wäre es ehrenamtlich geblieben, hätte ich auf alle Fälle noch einmal kandidiert und - im Falle einer Wahl - als Bürgermeister und Rechtsanwalt weiter gemacht. Ich könnte aber auch als hauptberuflicher Bürgermeister genau so leben, unabhängig davon, ob ich dann finanzielle Einbußen erleide. Spätestens bei der Nominierungsversammlung der Alten Wählergemeinschaft im November oder Dezember wird bekannt werden, ob ich noch einmal kandidiere. 1995 bin ich im November eine Woche vor der Nominierungsveranstaltung gefragt worden, ob ich Bürgermeister machen möchte. Ich habe Interesse, weiter zu machen, und will den Zeitrahmen bis November nicht ausschöpfen. Würde ich aufhören, könnte mir nach 24 Jahren als Bürgermeister aber auch niemand vorwerfen, dass ich mich aus dem Staub machen würde.

SZ: Sie sind Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Kreistag, werden Sie wieder für den Kreistag kandidieren?

Ja, für den Kreistag möchte ich gerne wieder kandidieren und weiter machen.

SZ: Sie haben bei der Jahreshauptversammlung des FW-Kreisverbands gesagt, dass Ihnen der Fortbestand der Kreisklinik mit dem Fokus auf Qualität und Verbesserungen beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) am Herzen liegen. Was muss passieren?

Wenn wir im Hinblick auf die Umwelt Änderungen wollen, müssen wir den Individualverkehr trotz wachsender Bevölkerung einbremsen - und das gelingt nur, wenn wir den ÖPNV stärken und attraktiver machen. Interessant wird der ÖPNV aber nur, wenn die Leute beim Umsteigen nicht lange warten müssen. Und bei der Klinik glaube ich nicht, dass das Krankenhaus gesund wachsen kann, das funktioniert nicht. Es kann nur Qualität sein, mit der wir die Leute überzeugen, nicht die Quantität. Jeder will in der Klinik optimal betreut werden, um wieder gesund zu werden - egal wie viele Schwerpunkte es dort gibt. Die Masse macht es im Endeffekt nicht, Qualität ist das A und O, es geht um Grund- und Regelversorgung von hoher Qualität.

SZ: Der Vorstand des FW-Kreisverbands hat sich mit dem Vorsitzenden Ulli Gaigl, dem Landratskandidaten Hans Schreiner und der neuen Geschäftsführerin Maria Grasser neu formiert. Wie sehen Sie den Neuanfang und den gemeinsamen Landratskandidaten?

Ich sehe den Neuanfang positiv: Wenn wir mit einem Landratskandidaten eine Chance haben wollen, dann nur mit der gemeinsamen Nominierung. Denn sonst sehe ich gegen den amtierenden Landrat kaum eine Chance, er hat ja nicht alles schlecht gemacht. Mir ist wichtig, dass Hans Schreiner als zweiter Kreisvorsitzender fest im Vorstand der Freien Wähler verankert ist. Der Antrag auf Änderung des Status des Forsterner Bürgermeisters ist aber schon eingereicht worden, bevor wir Hans Schreiner als gemeinsamen Kandidaten mit SPD und Grünen vorgestellt haben, es war keine Retourkutsche.

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