Integration:Oberwasser

Integration: Auch ein Sprung vom Beckenrand gehört zu den Anforderungen für das Schwimmabzeichen in Bronze.

Auch ein Sprung vom Beckenrand gehört zu den Anforderungen für das Schwimmabzeichen in Bronze.

(Foto: Renate Schmidt)

49 junge Flüchtlinge nehmen am Schwimmunterricht teil

Von Philipp Bovermann, Erding

Dreimal hat Abdul Waris schwimmen gelernt. Zuerst in Afghanistan, wo er als kleiner Junge mit Freunden am Ufer eines Sees planschte. Im vergangenen Sommer nach seiner Flucht nach Deutschland lag er am Kronthaler Weiher, als dort ein gelber Hubschrauber landete. Zu spät für einen 31-jährigen Asylbewerber aus Tansania, den die Rettungskräfte aus dem See bargen. Daraufhin bat Waris seine Freundin, ihm Schwimmen beizubringen. Richtig gelernt hat er es aber erst im Unterricht an der Berufsschule Erding. Dort geht er in eine der Berufsintegrationsklassen für Flüchtlinge. Jetzt hat er mit seinen Mitschülern eine Schwimmprüfung abgelegt.

Die Berufsschullehrerin Mandy Schubert hat die Kurse 2015 in ihren Sportunterricht aufgenommen. Damals las sie von einem Flüchtling, der beim Baden ertrunken war. Am Tag der Prüfung hat sie eigentlich frei, ihre eigene Klasse ist schon durch mit den Schwimmkursen. Trotzdem steht sie am Beckenrand, um ihren Kollegen Torsten Marks zu unterstützen, und ruft "zack, zack, ab ins Becken". Auch die drei Männer von der DLRG, die aufpassen, dass niemand untergeht, sind in ihrer Freizeit hier. Einer von ihnen schwimmt voraus und feuert einen jungen Mann mit Afrohaaren an. Der pflügt mit seinen kräftigen Armen noch etwas unbeholfen durch das Wasser. Es sieht sehr anstrengend aus, was er da macht. Andere sind schon weiter und legen später die Prüfung ab.

Das Problem bei vielen Flüchtlingen sei nicht, dass sie gar nicht schwimmen können - sondern dass sie es ein bisschen können, aber zu schlecht, sagt Schubert. "Die schwimmen raus und dann geht ihnen die Kraft aus." Sie macht am Beckenrand eine Bewegung vor, die aussieht, als würde sie mit beiden Händen einen Apfel vom Baum pflücken und sich dann auf einem imaginären Balken abstützen. "So lernen sie es in Somalia und Eritrea." Die falschen Bewegungen rauszukriegen, sei viel schwieriger als bei Kindern, die noch gar keine Erfahrung mit Wasser haben.

An diesem Tag schwimmt neben Abdul Waris noch ein weiterer Schüler die 200 Meter in unter sieben Minuten und erhält dafür das Schwimmabzeichen in Bronze. Weitere fünf schaffen das Seepferdchen. Dafür reichen 25 Meter, außerdem müssen sie zum Beckengrund tauchen und einen Ring nach oben holen. Insgesamt 49 Schüler haben dieses Jahr am Schwimmunterricht teilgenommen, darunter auch vier Mädchen.

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